Winterrasen in Melbergen: Ist das Projekt in Gefahr?

Löhne. Trostlos und karg liegt der Sportplatz am Mittelbach in diesen Novembertagen mitten in Gohfeld. Fußballer verirren sich derzeit nur selten auf die rote Asche, deren Tage längst angezählt sind. Schon bald soll auf dem Rotgrandplatz echter Rasen sprießen und die Sportanlage revolutionieren. So jedenfalls lautet der Plan des FC Löhne-Gohfeld: Bereits im kommenden Sommer wollte der Verein den Ball auf dem sogenannten Winterrasen rollen lassen. Ob dieser Zeitplan aber einzuhalten ist, hängt derzeit am seidenen Faden. Und auch das Projekt selbst scheint plötzlich nicht mehr unumstritten - allen Absichtsbekundungen und politischen Beschlüssen zum Trotz. Ein Bonus für Altanlagen Die Pläne liegen ausgearbeitet auf dem Tisch, die Finanzierung steht. Eigentlich könnten die Vereinsverantwortlichen direkt loslegen mit dem Umbauarbeiten am Sportplatz. Wäre da nicht die liebe Bürokratie, die das Vorhaben nicht nur in die Länge zieht, sondern sogar ganz zu Fall bringen könnte. Zumindest theoretisch. Das jedenfalls wurde am Mittwochabend im Sportausschuss deutlich, als die Grünen-Politikerin Silke Glander-Wehmeier nach dem aktuellen Stand des Winterrasen-Projekts fragte. Bevor es ans Eingemachte gehe, so die Antwort der Löhner Stadtverwaltung, brauche man zunächst einmal Rechtssicherheit. In diesem Fall: Die juristische Bestätigung, dass der Umbau des Platzes keine unangenehmen Folgen nach sich ziehe. "Möglicherweise wäre das eine derart wesentliche Veränderung des Fußballplatzes, dass er seinen Altanlagen-Bonus verlieren könnte", sagte Sportdezernentin Beatrix Becker mit Verweis auf die Sportanlagenlärmschutzverordnung des Landes NRW. Vor vier Jahren war diese Verordnung letztmals überarbeitet worden. Die Änderungen zielten im wesentlichen auf die Lärmbelästigung ab, die von Sportanlagen ausgeht. Grob zusammengefasst besagt der Passus, dass vor 1991 erbaute Anlagen einem gewissen Bestandsschutz und somit großzügigeren Grenzwerten beim Lärmschutz unterliegen. Und das auch nach notwendigen Sanierungen. Erst wenn der Charakter der betroffenen Sportanlage durch Umbaumaßnahmen wesentlich verändert wird, kann dieser sogenannte Altanlagen-Bonus aufgehoben werden. Die Finanzierung ist längst gesichert Ob das auch für den Rotgrandplatz am Mittelbach gilt, ist offenbar fraglich. Der Platz wurde in den 1970er Jahren errichtet, genießt folglich auch noch den Altanlagen-Bonus. Wobei die Betonung auf dem Wort "noch" liegt. Denn die Umwandlung von Rotgrand zu Winterrasen könnte durchaus als "wesentliche Änderung" aufgefasst werden. In der Folge, so erklärte Beatrix Becker auf Nachfrage im Ausschuss, könnten zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen erforderlich werden.Die aber sind im Finanzierungskonzept des FC Löhne-Gohfeld bislang nicht vorgesehen. Der Verein hatte für die Umwandlung des Untergrundes stets mit Kosten in Höhe von rund 270.000 Euro kalkuliert. Hinzu kommt der Bau eines Brunnens zur Bewässerung des künftigen Winterrasens für 18.000 Euro sowie die nötige Erneuerung der Flutlichtanlage, die mit 42.000 Euro zu Buche schlägt. Gedeckt werden die Kosten auf der einen Seite durch private Zuwendungen und Eigenkapital, vor allem aber durch Fördergelder: 200.000 Euro gibt es vom Land aus dem Programm "Moderne Sportstätten", 40.000 Euro vom Kreis Herford. Ein Aus wäre für den Verein "sehr überraschend" Zusätzlicher Lärmschutz würde diesen Kostenrahmen vermutlich deutlich überschreiten. Im schlimmsten Fall also könnte der Sportplatz durch das Winterrasen-Projekt nicht nur den Altanlagen-Bonus verlieren. "Sollte es so kommen, dann müssten wir prüfen, ob der Platz überhaupt noch betrieben werden kann", so Becker.Davon aber gehen momentan weder Verwaltung, noch Verein aus. In der Regel, so sagt Beatrix Becker auf NW-Nachfrage, hätten einfache Belag-Wechsel auf Fußballplätzen keine Auswirkungen auf den Altanlagen-Bonus. &bdquo;Von daher sind wir optimistisch, dass das auch in diesem Fall so sein wird.“ Ähnlich äußerst sich auch Klaus Poppensieker, der im Vorstand des FC Löhne-Gohfeld für den sportlichen Bereich zuständig ist: &bdquo;Wenn das ganze Projekt jetzt doch nicht machbar wäre, dann wäre das schon sehr überraschend.“ Zumal Verein und Stadt einen Pachtvertrag bereits unterzeichnet haben und es einen &bdquo;einstimmigen Beschluss im Rat“ gegeben habe. &bdquo;Und wir wollen ja nicht mehr, als einen neuen Untergrund für unseren Platz.“ Alle warten nur auf grünes Licht Laut Beatrix Becker aber könnten zuweilen auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Etwa wenn derlei Umbauten Auswirkungen auf die Größe des Platzes, die Anzahl der Parkplätze, die Nutzungszeiten oder auch die Zuschauerzahlen nach sich ziehen. &bdquo;Aber gerade deshalb brauchen wir jetzt die Rechtssicherheit. Auch wenn wir davon ausgehen, dass das Projekt nicht gefährdet ist.“Das sehe im Übrigen auch der Verein selbst ähnlich. &bdquo;Wir haben uns auf ein entsprechendes Gutachten verständigt, das die Auswirkungen auf den Altanlagen-Bonus untersucht“, sagt Becker. Die Finanzierung dieses Gutachtens übernehme die Stadt, um den Verein nicht zusätzlich zu belasten. In Auftrag gegeben ist das Gutachten allerdings noch nicht. Derzeit stimme man sich noch mit den Verantwortlichen vom FC Löhne-Gohfeld ab.Klaus Poppensieker bestätigt, dass man beim Verein nur noch auf grünes Licht seitens der Stadt warte. &bdquo;Wir stehen in den Startlöchern, aber wir machen nichts ohne das endgültige Okay aus dem Rathaus.“ Wann ein Ergebnis vorliegt, steht laut Beatrix Becker allerdings noch in den Sternen. &bdquo;Wir sind aber hoffnungsfroh, dass nicht allzu viel Zeit verstreicht.“ Und auch Klaus Poppensieker ist optimistisch: &bdquo;Da bleiben wir ganz entspannt.“

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