Überfälle auf Märkte und Tankstellen: Polizei jagt auffällig maskierte Räuber

Kreis Herford. Für die Mitarbeiterinnen des WEZ-Supermarktes in Löhne-Gohfeld war es wohl so etwas wie ein Déjà-vu-Erlebnis. Zum zweiten Mal binnen weniger Tage wurde ihr Laden am Dienstagmorgen Opfer eines Raubüberfalls. Und wieder war das Gesicht des bewaffneten Täters mit einer ungewöhnlichen Karnevalsmaske bedeckt. Längst mehren sich derlei Vorfälle im Kreisgebiet und auch darüber hinaus. In Herford, Bielefeld und Löhne halten auffällig maskierte Räuber die Polizei in Atem. So sehr, dass mittlerweile sogar eine spezielle Ermittlungskommission ihre Arbeit aufgenommen hat - und mögliche Zusammenhänge prüft. Für Simone Lah-Schnier, Sprecherin der Herforder Kreispolizeibehörde, ist die Überfallserie der vergangenen Tage ein Novum. Immer wieder waren ihre Kollegen zuletzt ausgerückt, um an unterschiedlichsten Orten nach maskierten Räubern zu fahnden. Bei deren Taten, die vornehmlich auf Supermärkte und Tankstellen verübt wurden, waren insbesondere die außergewöhnlichen Vermummungen aufgefallen: Joker-, Skelett- oder auch Anonymous-Masken hatten die Gesichter verhüllt. In Großstädten, so sagt Lah-Schnier, habe man schon vereinzelt von derlei Vorgehensweisen gehört. "Hier bei uns ist das aber neu. Und auch die Häufigkeit der gemeldeten Fälle ist durchaus ungewöhnlich", erklärt sie auf Nachfrage. Und richtet dabei den Blick auf die bislang bekannten Vorfälle: Löhne, 29. Oktober, WEZ-Markt Gohfeld Der erste Raubüberfall dieser Art ereignete sich Ende Oktober in Löhne. An einem Donnerstagabend hatte ein Mann kurz vor Ladenschluss den Supermarkt an der Koblenzer Straße betreten. Sein Gesicht war mit einer silberfarbenen Totenkopfmaske bedeckt. Mit gezückter Waffe forderte er zunächst die noch anwesenden Kunden zum Verlassen des Ladens auf, anschließend erzwang er von einem Mitarbeiter die Herausgabe von Bargeld. Noch während der vierstellige Betrag in einem Jutebeutel verstaut wurde, betrat ein weiterer maskierter Mann den Markt. Dieser trug eine Maske, wie sie insbesondere von Aktivisten der "Anonymous"-Bewegung getragen werden. Deren Maskerade lehnt sich offenbar an die auch verfilmten Graphic Novel "V wie Vendetta" an, in der sich ein anarchistischer Widerstandskämpfer mit einer Maske verkleidet. Diese soll dem britischen Königsattentäter Guy Fawkes nachempfunden sein. Die bislang unbekannten Männer entkamen samt Beute. Bielefeld, 5. November, Edeka-Supermarkt an der "Orangenkiste" Mit einer etwas anderen Kostümierung wurde nur wenige Tage nach der Löhner Tat ein Mann in einem Bielefelder Supermarkt auffällig. Gegen 18.22 Uhr war er im Kassenbereich des Ladens an der Große-Kurfürsten-Straße aufgetaucht - verkleidet mit einer verzerrten Clownsmaske in weiß und mit grünen Haaren. Eine Beschreibung, die deutlich an die Figur des "Joker" erinnert, der in der Batman-Reihe einen Gegenpart zum Superhelden einnimmt. Unter Vorhalten einer Pistole forderte der Mann die Herausgabe der Tageseinnahmen, auch hier sollte das Geld in einem mitgebrachten Stoffbeutel verstaut werden. Zwar verlor der Täter in der Hektik einen Teil der Beute im Eingangsbereich des Marktes, dennoch entkam er unerkannt. Bielefeld, 6. November, Aral-Tankstelle Ravensberger Park Einen Tag später schlug ein ein praktisch identisch aufgemachter Mann an einer Bielefelder Tankstelle zu. Wie Polizeisprecher Fabian Rickel mitteilte, tauchte der Unbekannte gegen 22.25 Uhr im Verkaufsraum der Aral-Tankstelle an der Heeper Straße auf. Er ging zielstrebig auf den Kassierer zu, zückte eine Schusswaffe und forderte die Herausgabe des Geldes. Kunden waren um diese Uhrzeit nicht im Verkaufsraum, wohl aber ein Kollege des Kassierers. Der Kassierer kam der Aufforderung nach und übergab Geld aus der Kasse. Der Täter verließ mit der Beute die Tankstelle in Richtung Innenstadt. Auch hier wies die Polizei vor allem auf die auffällige Vollmaske mit &bdquo;angesetzten hellblonden, leicht grünlich schimmernden langen gelockten Haaren, weißer Haut und roten Lippen" hin. Herford, 7. November, Edeka-Markt Goebenstraße Wiederum einen Tag später tauchte der "Joker" schließlich im Kreisgebiet auf. In Herford hatte er um 6.20 Uhr die Geschäftsräume des Edeka-Marktes an der Goebenstraße betreten und mit vorgehaltener Pistole die Herausgabe von Bargeld gefordert. Da der Supermarkt jedoch über eine technische Sicherung verfügt, war dies nicht möglich – der Täter verschwand in Richtung Sophienstraße. Während seine Kleidung eher unauffällig war – weiße Hose, weiße Schuhe und schwarze Jacke – fiel der Täter einmal mehr durch seine Maskerade ins Auge: &bdquo;Sein Gesicht verbarg er hinter einer weißen Maske mit stark überzeichnetem Mund und langen krausen Haaren", umschrieb die Polizei in einer Mitteilung die Verkleidung als Batman-Bösewicht. Löhne, 10. November, WEZ-Markt Gohfeld Ebenfalls im Kreis Herford ereignete sich der nächste Vorfall dieser Art. Beim Überfall auf den gleichen WEZ-Markt, wie schon Ende Oktober, kam jedoch keine Joker-, sondern wiederum eine Skelettmaske zum Einsatz. Gegen 7.20 hatte ein Mann mit eben dieser Maskerade den Verkaufsraum betreten, in dem zu diesem Zeitpunkt nur eine von drei Kassen geöffnet war. Mit gezogener Waffe forderte er die Herausgabe von Bargeld, anschließend flüchtete er mit seiner beute in dreistelliger Höhe in Richtung Gellertstraße. Herford, 10. November, Supermarkt Waltgeristraße Noch am gleichen Tag kam es zu der bislang letzten Tat in der vermeintlichen Reihe. Gegen 20.30 Uhr wurde in Herford an der Waltgeristraße ein Lebensmittelmarkt überfallen - von einem Täter, der von Statur und Größe an die vorherigen Täter erinnerte. Allerdings trug dieser keine Karnevals-, sondern eine OP-Maske. Zweimal feuerte er eine Schreckschusswaffe ab, musste dann aber ohne Beute flüchten. Ob all diese Vorfälle miteinander in Verbindung stehen? "Möglich", sagt Simone Lah-Schnier. Denn neben den eigenwilligen Maskierungen fallen auch die Ähnlichkeiten bei der übrigen Täterbeschreibung auf: In allen sechs Taten sprachen Zeugen von einer schlanken Statur, einem geschätzten Alter von 20 bis 30 Jahren und einer Körpergröße zwischen 1,70 und 1,85 Meter. Zudem wiederholte sich stets das gleiche Muster beim Vorgehen. Auch deshalb hat die Bielefelder Polizei am vergangenen Freitag die "Ermittlungskommission Maske" ins Leben gerufen, die einen möglichen Zusammenhang zwischen den einzelnen Raubüberfällen prüft. Laut Lah-Schnier stehen die beiden Polizeibehörden Herford und Bielefeld in engem Kontakt. "Wir melden alle unsere Fälle an die Ermittlungskommission und tauschen uns mit den Kollegen aus." Ergebnisse liegen bislang noch nicht vor, lediglich bei den Fällen in Löhne könnte ein Zusammenhang laut Lah-Schnier "sehr naheliegend" sein. Zeugenhinweise nimmt die Polizei unter Tel. (05 21) 54 50 entgegen. Besonders interessant sind natürlich Hinweise aufmerksamer Zeitgenossen, die einen maskierten Mann gesehen haben, bevor oder nachdem er seine Maske aufgesetzt hatte.

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