"Helden des Alltags": Vier Passanten retten Mann das Leben

Löhne. Michael Kolpak ist im Februar 2019 mit seiner Frau auf dem Weg zur Tanzschule. "Unsere Hochzeit stand bevor und wir wollten ein paar Tänze auffrischen", erinnert er sich. Diesen Abend verbrachte er jedoch nicht auf dem Tanzparkett, sondern auf einer Brücke, von der sich ein Mann stürzen wollte. Gemeinsam mit Alexander Herrmann, Richard Ullrich aus Löhne und Nils Beutelmann aus Hille rettete er dem Mann das Leben. Dafür wurden sie am Dienstagabend von Ministerpräsident Armin Laschet mit der Rettungsmedaille des Landes ausgezeichnet. Jens Ahuis aus Wietmarschen wurde eine "Öffentliche Belobigung" ausgesprochen. "Wir kamen aus Ostscheid und fuhren über die Brückenstraße. Radfahrer Alexander Hermann hatte als erster gehalten. Er stand am Geländer und redete mit einem Mann, der über das Geländer gestiegen war und auf der schmalen Kante stand", sagt Kolpak. Dass hier sofort gehandelt werden musste erkannte Kolpak wohl schneller als andere. Er ist seit zehn Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. "Wir haben im Kreisel gedreht und den Wagen geparkt. Meine damals hochschwangere Frau ist im Auto geblieben und hat die Polizei angerufen." "Ich will nicht mehr, ich springe jetzt" Als Kolpak auf der Brücke stand, war ihm sofort klar, wie dramatisch die Situation war. "Wir waren zwei, drei Meter von dem Mann entfernt, als er sagte, ich will nicht mehr, ich springe jetzt", erinnert sich Kolpak. Er sei dann direkt ans Geländer gerannt, als der Mann sich in Richtung Fahrbahn drehte. "In diesem Moment habe er ihn an Arm und Schulter gepackt und festgehalten." Der Radfahrer, der zuerst vor Ort war, habe versucht, ihn an Beinen und Hüfte festzuhalten. "Das war sehr sehr schwierig für uns, weil der sich mit aller Kraft gewehrt hat." Plötzlich sei der Mann mit seinem Arm aus der Jacke gerutscht. Kurz vor dieser Zuspitzung waren zwei weitere Männer gekommen, um zu helfen. "Wir haben ihn dann auf die Seite gelegt und mit vier Leuten festgehalten." Platz gibt es jenseits des Brückengeländers kaum, etwa 30 Zentimeter. "Jedes Mal, wenn ich über die Brücke fahre, denke ich an ihn" Kolpak war erleichtert, als der Feuerwehrpieper in seiner Tasche Alarm schlug. "Da wusste ich, dass gleich Hilfe kommt." Zunächst sei die Polizei vor Ort gewesen. "Die haben ihn dann mit einer Handschelle am Geländer fixiert. Kurze Zeit später kam ein Rettungswagen. Der hatte ein Seil an Bord, mit dem die Beine ans Geländer gebunden wurden." Schließlich sei es gelungen, den Mann zu überzeugen, über das Geländer zu steigen. Mit vereinten Kräften haben man ihn über das Geländer gezogen und an den Rettungsdienst übergeben. Michael Kolpak hat als Feuerwehrmann schon viel erlebt. Diese Situation war jedoch auch für ihn einmalig. "Jedes Mal, wenn ich über die Brücke fahre, denke ich an ihn und frage mich, wie es ihm geht." Mit der Rettungsmedaille werden Menschen ausgezeichnet, die sich durch ihre Tat in Lebensgefahr begeben. "Für vier der Retter bestand Lebensgefahr, weil sie sich selbst über das Brückengeländer gelehnt haben und von dem sich wehrenden Mann mit in die Tiefe hätten gerissen werden können", sagte Ministerpräsident Armin Laschet bei Überreichung der Medaillen im Schloss Petersberg in Köngswinter bei Bonn. Neben Michael Kolpak wurden auch Alexander Herrmann, Richard Ullrich und Nils Beutelmann mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Jens Ahuis, der die Rettung unterstützt hat, erhält eine Öffentliche Belobigung. "Wahre Helden des Alltags" Laschet hat insgesamt 26 Bürger ausgezeichnet. Er sagte: &bdquo;Alle Retterinnen und Retter haben mit ihren Taten Mut und Entschlossenheit bewiesen. Sie haben sich für andere Menschen in Lebensgefahr begeben und dennoch einen kühlen Kopf bewahrt. Dank ihres beherzten Einsatzes, der großen Respekt und Anerkennung verdient, konnten Frauen, Männer und Kinder vor dem Allerschlimmsten bewahrt werden. Nordrhein-Westfalen ist stolz auf seine Retterinnen und Retter. Sie sind wahre Heldinnen und Helden des Alltags." Es sei eine schöne Veranstaltung in Königswinter gewesen, sagt Michael Kolpak. Die Verleihung fand im Hotel Petersberg statt, dem ehemaligen Gästehaus der Bundesregierung. "Es war schon bedrückend, welche Situationen manche der Retter erlebt haben", sagt Kolpak. Vorgeschlagen wurde Michael Kolpak für die Medaille von seinem Chef, Bürgermeister Bernd Poggemöller. Kolpak arbeitet im Löhner Ordnungsamt. Als Poggemöller von seinem Einsatz erfahren habe, habe dieser sich für ihn stark gemacht. Kolpak würde jederzeit wieder helfen. "Jeder sollte über seinen Schatten springen und in einer solche Situation nicht vorbei fahren."

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