Drei Brüder schreiben Löhner Fußballgeschichte

Löhne. Ende der 1950er Jahre gab es in den Kinos einen besonderen Erfolg, als der Streifen &bdquo;Das Dreimäderlhaus" auf den Leinwänden zu sehen war. Im Mennighüffener Ortsteil Besebruch entstand zur gleichen Zeit die Alternative, doch das ebenso erfolgreiche Wirken der drei Jungs Harald, Karl-Friedrich und Ulrich Stremming wurde nie verfilmt. In Mennighüffen sind ihre Namen heutzutage noch bekannter als die der drei Mädchen aus dem Liebesfilm mit Karlheinz Böhm. Innerhalb von drei Jahren kamen die Stremming-Brüder auf die Welt. Und ihr Leben galt nicht dem Kino, sondern dem Fußball. Schon ihr Vater war Anhänger des VfL Mennighüffen. Nachdem die drei auf der Straße dem runden Leder nachgejagt waren, schuf Stremming senior gemeinsam mit Gustav Rosocha den ersten Bolzplatz im Ortsteil. Und nachdem die drei Brüder eingeschult waren, führte ihr Heimweg stets am neuen Platz vorbei. Schnell kamen Nachwuchskicker wie Norbert Steinmeier und Klaus Suchowitz dazu. Die durften anfangs nicht mitspielen. &bdquo;Aber dann hatten die einen Lederball", erklärt Harald Stremming, wie eine lebenslange Sportler-Freundschaft entstand. Aber die Laufbahnen der Stremming-Brüder entwickelten sich unterschiedlich – obwohl sie alle im Alter von zehn Jahren in den örtlichen Fußballverein eintraten, dem sie bis heute die Treue halten, womit sie insgesamt 175 Jahre VfL-Mitglieder sind. »Er war schnell und trickreich« "Harald war der talentierteste von uns", sagen seine Brüder über den &bdquo;Harry" gerufenen heute 70-Jährigen. &bdquo;Er war schnell und trickreich", begründet Ulrich. So musste es nicht verwundern, dass Harry gleich nach der A-Jugend in die 1. Mannschaft des VfL kam, die in der vierthöchsten deutschen Spielklasse, der Landesliga, spielte. &bdquo;Aber er war trainingsfaul und hasste Ascheplätze", erklärt Ulrich. &bdquo;Der Ehrgeiz fehlte halt ein wenig", weiß Harald Stremming, inzwischen dreifacher Vater und vierfacher Großvater. Seine Fußballer-Laufbahn beendete der Rechtsaußen im Alter von 42 Jahren. Karl-Friedrich wird Karlfried, Kabba oder Kabbe gerufen. Er wurde der erfolgreichste des Trios vom Besebruch wurde. Sein wichtigster Weggefährte war Martin Scheiding, der in Mennighüffen als Trainer im Jugend- und Seniorenbereich arbeitete und den Abwehrspieler formte. Schon als 16-Jähriger trainierte Karl-Friedrich bei der 1. Mannschaft des VfL. Als Scheiding zum SC Herford wechselte, holte er seinen Musterschüler nach. Der stieg mit dem SCH von der Landes- über die Verbands- bis in die 2. Bundesliga auf und bestritt in der zweithöchsten deutschen Spielklasse 142 Spiele. Ein Tor erzielte der mittlerweile 68-Jährige im Profibereich. &bdquo;Das war in Solingen. Ich habe das 1:0 per Kopf erzielt, das Spiel haben wir 3:1 gewonnen", erinnert er sich. Elf Jahre blieb Karlfried dem Sport-Club treu – dann kehrte er nach Mennighüffen zurück und war ab 1985 Spielertrainer. Bei den VfL-Altherren kickte er bis zum Alter von 52 Jahren. Das Lieblingsthema ist dasselbe geblieben Ulrich Stremming war der Dauerbrenner. &bdquo;Ich war der Jüngste und musste die Koffer schleppen", erinnert sich Ulli an seine Anfänge. &bdquo;Aber es hat trotzdem Spaß gemacht." Es muss wohl immer noch Spaß machen, denn selbst im Alter von 67 Jahren ist er dann und wann bei den Altherren im Einsatz. Zwischendurch trainierte er die 2. Mannschaft, stieg mit der in die 1. Kreisklasse auf. Und weil er als Spieler noch in der Erstvertretung aushalf, gab es gleich doppelten Grund zum Feiern, denn die stieg in die Landesliga auf. Wenn sich die drei Brüder treffen, dann ist Thema Nummer eins der Fußball. &bdquo;Da werden Erinnerungen ausgetauscht, da kommen alte Anekdoten wieder ins Gedächtnis, aber da sprechen wir auch über den heutigen Profifußball", erklärt Ulli Stremming. Das übrigens ist nicht ganz einfach, denn die drei Brüder sympathisieren mit drei Bundesligisten: Borussia Mönchengladbach (Harry), Borussia Dortmund (Karlfried) und 1. FC Köln (Ulli). Streit gibt es deswegen aber nicht. Und so ganz unzertrennlich sind die drei vom Besebruch, von denen heute keiner mehr in Mennighüffen, sondern in Löhne-Bahnhof (Harry), Obernbeck (Karl-Fried) und Gohfeld (Ulli) wohnt, ohnehin nicht. Da kommt beim fußballerischen Gespräch Erstaunliches heraus. Trotz des geringen Altersunterschiedes haben nie alle drei in einer Mannschaft gespielt – nicht bei den Senioren, nicht bei den Altherren. Zweier-Kombinationen gab es: Harry und Karlfried, Harry und Ulli sowie Karlfried und Ulli – aber mehr eben nicht. &bdquo;Dafür spiele ich heute bei den Altherren zusammen mit Karlfrieds Sohn in einer Mannschaft", sagt Ulli. Das Meiste zu erzählen hat Karlfried, der ehemalige Profi. Als er 1974 zum SC Herford wechselte, kämpfte der in der Landesliga um den Aufstieg. Und das Team um den Jungen vom Besebruch zog die Massen an – vor allem im Dreikampf mit Porta Neesen und Verl. Gegen das Team vom Wiehengebirge kamen 10.000 Zuschauer ins Ludwig-Jahn-Stadion, gegen Verl waren es gar 12.000. &bdquo;Die Verler wussten gar nicht, was da los war. Als sie sich an die Kulisse gewöhnt hatten, lagen sie schon 2:0 hinten", erinnert sich der Defensivmann. Für ihn folgten zwei Aufstiege bis in die 2. Bundesliga. Dieser Star sah damals aus wie Winnetou Auch ein Angebot von Arminia Bielefeld gab es. &bdquo;Ich wäre wohl auch gewechselt", sagt der damals parallel noch als Werbekaufmann tätige Kicker, &bdquo;aber dann habe ich mir einen Mittelfußbruch zugezogen." Damit war der Wechsel dahin. Aber gegen den DSC durfte Karlfried ran. &bdquo;Gleich unser zweites Spiel nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga mussten wir auf der Alm bestreiten, das war gigantisch", erinnert er sich an die pickepacke volle Bielefelder Sportstätte. Die Partie endete 2:2. &bdquo;Da habe ich übrigens gegen Ewald Lienen gespielt." Da fällt ihm Harry ins Wort. &bdquo;Ulli und ich haben auch gegen ihn gespielt", erzählt er. &bdquo;Das war in Schloß Holte." Der heutige Technische Direktor des FC St. Pauli war noch Jugendlicher. Und kam gegen Mennighüffen zum Einsatz. Harry erinnert sich genau: &bdquo;Die wechselten einen ein, der sah aus wie Winnetou", muss er heute noch lachen, &bdquo;aber der war so schnell und hat sofort zwei Buden gemacht." Harry hat die interessantesten Erinnerungen. Das beginnt schon damit, dass er genau weiß, dass die drei Brüder auch auf der Asche in Ostscheid spielen wollten (da, wo heute der Netto-Markt beheimatet ist). Aber die Stremmings kamen ja vom Besebruch. &bdquo;Und die Ostscheider haben uns da weggejagt", lacht er. Später übrigens bestritt er auf genau diesem Platz auch Meisterschaftsspiele für den VfL. Wenn auch ungern, denn die Asche mochte Harald ja nicht. Das gilt übrigens auch für die beim nicht gerade geliebten Ortsrivalen SV Löhne-Obernbeck. &bdquo;Da haben wir immer verloren, wenn wir mit unseren Stollen da aufliefen", ärgert er sich. Aber einmal hatte der älteste Stremming irgendwie besonders viel Ehrgeiz und der VfL gewann auf dem Rotgrand am Brückenhaus 2:0. &bdquo;Ich habe beide Tore gemacht", ist er heute noch stolz über den Derbysieg. Einmal übrigens wollte Harry den VfL verlassen. &bdquo;Ich hatte mich schon in Wulferdingsen angemeldet, weil Trainer ,Butzer’ Horst mich unbedingt haben wollte, aber die Mennighüffener haben mich dann so bequatscht, dass ich doch geblieben bin." Der jüngste Stremming dachte im Gegensatz zu seinen Brüdern nie über einen Vereinswechsel nach. &bdquo;Ich hatte im ganzen Leben nie eine ernsthafte Verletzung", erklärt der Mann, der als Rechtsaußen begann und dann im rechten Mittelfeld eingesetzt wurde", wie er es schaffen konnte, 14 Jahre in der 1. und drei weitere Jahre in der 2. Mennighüffener Mannschaft zu spielen. Aber an eine ganz besondere Note erinnert sich auch Ulli noch. 1976 wurde Gero Timmer sein Trainer – sein Lieblingscoach. Der damalige Sport-Dezernent der Stadt Bad Salzuflen war ein besonderer Motivator. &bdquo;Die Spieler waren so heiß, dass es einfach gemacht wurde, wenn er etwas sagte", weiß Ulli Stremming noch. An einem Sonntag aber gab es ein echtes Problem für den VfL, denn der musste schon ab 11 Uhr auf der Bielefelder Hart-Alm bei den Arminia-Amateuren antreten. Am gleichen Tag aber sollte der Sohn von Torhüter Norbert Kelle in der Siemshofer Kirche getauft werden. Zu allem Überfluss war Stürmer Wilhelm Pausch auch noch als Pate vorgesehen. Diese Taufe blieb wohl auch dem Pfarrer unvergessen Ein Problem? Nicht für die Mennighüffener, denn der Pastor wurde überredet, den Gottesdienst mit der Taufe zu beginnen. Und kaum war die vorbei, sprangen die beiden VfL-Kicker in ein vor der Kirche mit laufendem Motor wartendes Auto, zogen sich darin um und meldeten sich um Punkt 10.45 Uhr einsatzbereit. &bdquo;Wir haben übrigens 3:0 gewonnen", sagt Ulli Stremming. Vieles hat sich verändert. Damals wurde in das Mennighüffener Team zum Beispiel kein Obernbecker Spieler aufgenommen. &bdquo;Außer Dieter Bringewat", weiß Ulli Stremming noch, &bdquo;aber der hatte es anfangs auch nicht leicht, als der Trainer hörte, dass er aus Obernbeck kommt." Damals spielten drei Löhner Teams – Mennighüffen, Obernbeck und TuRa – in der Landesliga, der vierthöchsten Spielklasse. Das sieht heute ganz anders aus. Aber: In der nächsten Saison spielt der VfL wieder in der Bezirksliga, hat ein Derby gegen TuRa Löhne vor der Brust. Dann wollen alle drei Stremmings als Zuschauer am Platz sein. Und den Berichterstatter wollen sie zu diesem Spiel auch mitnehmen. &bdquo;Damals war der Zusammenhalt schöner", sind sich die Drei einig und erinnern sich an viele Unternehmungen gemeinsam mit den Mannschaftskameraden außerhalb des Sportplatzes.

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