Löhner Friseure lehnen unmoralische Angebote ab

Löhne. Mit einem Rasenkantentrimmer erscheint Friseur Bernd Ritter beim Fototermin in der ausgestorbenen Innenstadt. Eigentlich sind Scheren, Farbpinsel und Glätteisen seine Werkzeuge, um damit die Köpfe der Kunden aufzuhübschen. Doch das Gerät für die Rasenpflege bringt die aktuelle Lage gut auf den Punkt. Friseursalons müssen bundesweit mindestens bis zum 19. April geschlossen bleiben. Denn aus zwei Metern Abstand kann niemand Haare waschen und nachschneiden, außer der Rasenkantentrimmer mit seinem anderthalb Meter langem Stiel soll doch zum Einsatz kommen. Spaß beiseite. Mit einer großen Ungewissheit blicken die heimischen Friseure momentan in die Zukunft. Für das Handwerk war der 21. März der vorerst letzte Arbeitstag. Seitdem dürfen sie nicht mehr arbeiten und ihre Kunden müssen die Haare schlichtweg wachsen lassen. "Geduld" heißt das Wort der Stunde, sagt Stefan Schwarz vom Salon Schwarz. Und zwar auf beiden Seiten. Der Friseur hofft, dass alle Menschen die Kontaktsperre beherzigen und zu Hause bleiben. "Es geht bei uns nicht um eine schöne Frisur, es geht ums Überleben, um unsere Existenz", sagt Schwarz eindringlich. "Wenn du mir jetzt nicht meine Haare schneidest, geh ich später woanders hin" Seine Kollegen aus Löhne, Bernd Ritter und Marko Windmann, nicken. Sie sehen sich nicht als Konkurrenten, sondern wollen gemeinsam solidarisch durch die Krise kommen. Schließlich sitzen sie alle im gleichen Boot. "Alle Läden stehen still", sagt Ritter. Sowohl er, als auch Schwarz und Windmann haben für ihre Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet. Vor Anfragen zu Aufträgen können sich die Friseure dennoch kaum retten. "Ich bekomme jeden Tag bestimmt 20 Anrufe", sagt Windmann und auch Ritter spricht von "enorm vielen unmoralischen Bitten übers Telefon". Es gebe die höflichen Anrufer, aber es komme auch zu Erpressungen á la, "wenn du mir jetzt nicht meine Haare schneidest, geh ich später woanders hin", nennt Ritter ein Beispiel. Egal ob im Salon oder privat zu Hause: Friseure dürfen aktuell nirgendwo ihr Handwerk ausüben. Peter Eul, Salonbesitzer in Enger und Herford und Präsident der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe, sieht derzeit die Gefahr von Schwarzarbeit steigen. Und kritisiert dieses Tun unter zwei Aspekten: &bdquo;Den mangelnden Infektionsschutz und das Gesetz gegen Schwarzarbeit.“ Die Ordnungsämter seien nicht nur sehr kritisch, sondern auch mit dem Bußgeldkatalog zur Corona-Schutzverordnung unterwegs. Wer erwischt werde, müsse mit einer Strafe von 2.000 Euro rechnen. Und auch die Anstifter, also möglicherweise auch die Kunden, könnten belangt werden, so Eul. "Ansatz zeigen", sei der Trend in Zeiten von Corona Die Löhner Friseure Windmann, Schwarz und Ritter setzen ein klares Zeichen gegen Schwarzarbeit. So gern sie Spitzen schneiden oder eine neue Farbe anrühren würden, sie bleiben hart. "Wir sind ganz klar gegen Schwarzarbeit. Diese unmoralischen Angebote lehnen wir ab", sagt Ritter und weiter: "Wir müssen da jetzt alle durch." Die Kunden rufen sie zu Geduld und Gelassenheit auf. "Ansatz zeigen", sei der Trend in Zeiten von Corona. Damit können die Kunden sich solidarisch mit ihren Friseuren zeigen, so Schwarz. Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer, versucht sich jetzt schon für den Zeitpunkt zu wappnen, an dem die Friseure wieder arbeiten dürfen. Natürlich müssten sie dann noch mehr als jetzt ohnehin schon auf die Hygiene achten und das Desinfektionsmittel häufiger nutzen, &bdquo;aber das ist ja schon Bestandteil der Ausbildung“. Auch suche er bereits nach einem geeignetem Schutz. Die &bdquo;normalen Mundschutze“ seien nach einer gewissen Zeit nicht mehr nutzbar, weil durchnässt. Eul interessiert sich eher für einen Plexiglas-Gesichtsschutz. Positives aus der Krisenzeit Peter Eul hofft, dass er und seine Kollegen unter den entsprechenden Schutzmaßnahmen für sich selbst und natürlich den Kunden schnell wieder arbeiten dürfen. &bdquo;Alle Friseure im Kreis scharren schon mit den Hufen“, sagt er mutmachend. Die Friseure in Löhne nutzen die "freie" Zeit und renovieren ihre Läden. "Dazu kommt man ja sonst nicht", sagt Windmann, dessen Friseursalon vor einem Jahr 90-jähriges Bestehen feierte. Und auch Stefan Schwarz, der mit seinem Salon auf eine mehr als 75-jährige Zeit in Löhne zurückblicken kann, zieht Positives aus der Krisenzeit heraus: "Ich kann viel Zeit mit meiner Tochter verbringen." Löhner Friseur führt Vier-Tage-Woche ein Föhnen, Schneiden, Färben seit 90 Jahren Familienbetrieb feiert 75. Geburtstag

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