Löhner Label "like a bird" designt Kleidung aus Kaffeeresten

Löhne. Ständig wechselnde Trends, unfassbar günstige Preise, dafür kaum mehr Qualität: "Fast Fashion" hat sich längst als Wegwerfkultur etabliert. Ein Trend zu Lasten der Umwelt. "Fast Fashion" trägt nicht nur zu den schlechten Arbeitsbedingungen in China und Bangladesch bei, sie ist auch ein "enormer Klimasünder", sagt Tanja Kliewe-Meyer. Im Gegensatz dazu steht ihr Label "like a bird". Die nachhaltige Modemarke aus Löhne will mit zeitlosem Charakter überzeugen und verwendet recycelbare Materialien. Angefangen hat alles mit Kleidung aus Rosenfasern, jetzt spielen Kaffee und Sojaproteine eine große Rolle. Inhaberin Tanja Kliewe-Meyer setzt seit 2010 auf ökologisch, nachhaltige Mode. Damit ist sie in den vergangenen zehn Jahren durch "Höhen und Tiefen" gegangen. Denn bis die Innovationen im Kleiderschrank ankommen, ist es ein steiniger Weg. Zu Anfang habe das Thema noch kaum jemanden interessiert. "Um wirtschaftlich überleben zu können, haben wir eine mehrjährige Schleife im kommerziellen, nicht so umweltbewussten Markt gedreht", sagt sie heute. Fokussierung auf Nachhaltigkeit Doch aufgeben kommt der Frau aus Spenge nicht in den Sinn. Das vergangene Jahr hat der 44-Jährigen enormen Input gegeben. "Ich bin jetzt genau da, wo ich immer sein wollte. Auch wenn es noch schleppend ist, haben wir heute einen echten wirtschaftlichen Ansatz mit unserer Neufokussierung auf Nachhaltigkeit." Das Label hat sie im November 2019 neu gegründet. Der Name ist geblieben, ihr Geschäftspartner und Investor ist raus. Der Umbruch hat Kliewe-Meyer nicht aus der Bahn geworfen, sie bleibt bei der grünen Mode und baut die Ideen immer stärker aus. Statt in Löhne-Ort sind die Geschäftsräume von "like a bird" nun auf dem Wittel, neben dem Golfclub. Neben dem Kopf des Labels gibt es zwei feste Mitarbeiterinnen, eine Aushilfe und eine Praktikantin im Team. Dass ihre Ideen Anklang finden, hat sich in den vergangenen Monaten mehr als bemerkbar gemacht. Tanja Kliewe-Meyer hat für den Bundespresseball etwa ein Kleid aus kompostierbarer Rosenviskose designt. Die Hostess, die dem polnischen Journalisten JacekLepiarz einen Preis überreichte, trug es. Kliewe-Meyer durfte auf Einladung des Bundesministeriums für Forschung und Bildung auf einem Kongress in Brüssel über nachhaltige Mode sprechen und ist mit ihrem Label für den \"Green Product Award\" nominiert. "Das hat mir alles wieder neue Kraft gegeben", sagt sie. Baumwollanteil wird durch alternative Ware reduziert Und neue Ideen. Neu im Programm hat die Designerin Kleidung aus Kaffeekarbon. Die Faser wird laut dem chinesischen Erfinder aus Abfällen der Kaffeeindustrie gewonnen. Kliewe-Meyer nennt gleich zwei weitere positive Eigenschaften des Materials: "Es verfügt über einen natürlichen UV-Schutz und hat eine deodorisierende Wirkung." Ebenfalls experimentiert "like a bird" mit einer Faser aus Sojaproteinen, die die Haut pflegen soll. Auch diese Faser wird aus Abfällen der Sojapflanze gewonnen und zum Tragen mit Baumwolle versetzt. Damit wird der Baumwollanteil durch die alternative Ware deutlich reduziert. Das Shirt aus Kaffee ist auf der Berliner Messe "Neonyt" für nachhaltige Mode sehr gefragt gewesen, erzählt die Designerin. Im Sommer 2019 war sie mit ihrer Rosenkollektion dort, im Januar brachte sie nun auch das Kaffeethema mit. "Am Stand waren doppelt so viele Kunden", sagt sie begeistert nach der Messe. "Es kam eine enorme Welle auf mich zu." Das zeige ihr, dass sie mit ihrem "Slow-Fashion-Thema" richtig liegt. "Das ist unsere rote Linie. In jedem Teil ist der Aspekt der Nachhaltigkeit drin", sagt sie und zeigt auf die einzelnen Stücke im Showroom. "Jede Ware ist zertifiziert" Der lange Cardigan ist etwa aus 80 Prozent Alpaka gepaart mit recycelten Polyester: "Alles Naturfasern, hier gibt es keinen Farbstoff." Schließlich gebe die Natur ganz tolle Farben vor. "Erdfarben sind im Kommen, Camel ist das neue Schwarz", prophezeit die Modefrau. Die Strickteile sind zu 100 Prozent aus Merino - "von Schafen aus Italien" - sie nutzt Waren aus Portugal, Österreich, Frankreich und Litauen, die Produktion ist in Mazedonien. Damit setzt Kliewe-Meyer auf kurze Wege und europäische Partner. Außerdem: "Bei uns gibt es nur Ware, die zertifiziert ist." Allen voran steht dabei das "Global Organic Textile"-Siegel (GOTS). Es hat strenge ökologische und soziale Kriterien entsprechend der Internationalen Arbeitsorganisation. Und: "Wir verwenden primär organische Waren, die durch recycelbare in der Kollektionersetzt werden."

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