So barrierefrei ist Löhne für Menschen im Rollstuhl

Löhne. Mit Leib und Seele hat Elisabeth Brune gearbeitet. 40 Jahre lang war sie im Sozialamt tätig und hat sich dabei viel um Menschen mit Behinderungen eingesetzt. Selbstbestimmtheit liegt bei ihr im Fokus. &bdquo;Alles sollte für alle zugänglich sein", sagt Brune. Die Löhnerin weiß genau wovon sie spricht. Heute sitzt sie selbst im Rollstuhl und kann wie aus der Pistole geschossen sagen, wo es in der Werrestadt mit der Barrierefreiheit noch hapert. Eine Hürde ist direkt vor ihrer Haustür. Als Kind ist Elisabeth Brune an der Infektionskrankheit Polio erkrankt. 2009 erlitt die Löhnerin mehrere Schlaganfälle. Seitdem ist sie auf den Rollstuhl angewiesen. So selbstbestimmt wie möglich, gestaltet Brune ihr Leben. Sie wohnt im Ortskern von Mennighüffen, in ihrer barrierefreien Wohnung nutzt sie einen manuellen Rollstuhl, im Flur des Wohnkomplexes steht ihr elektrisches Gerät. Ohne Hilfe steigt sie gekonnt um. Mit Hilfe eines Joysticks manövriert sie den E-Rollstuhl über den Bürgersteig. Ist die Kante des Bordsteins zu hoch oder zu uneben, fährt sie rückwärts hoch. &bdquo;Bei Kanten bin ich schon mehrfach rausgeflogen", erzählt sie. Statt im Rollstuhl saß sie so kurzerhand auf der Straße. Verletzt habe sie sich dabei glücklicherweise noch nie. &bdquo;Aber es ist kein schönes Gefühl auf der Straße zu sitzen und nicht mehr hoch zu kommen." Ein positives Beispiel findet sich am Fachmarktzentrum Bürgersteige und Treppen sind für die Rollstuhlfahrerin das größte Problem: &bdquo;Eigentlich müssten alle Bordsteine der Stadt angefasst werden", sagt Brune und hält an der Ampel zum neuen Fachmarktzentrum Mennighüffen an, betätigt den Schalter. &bdquo;Bis auf diesen hier. Der ist perfekt abgesenkt." Generell ist sie vom Fachmarktzentrum begeistert. &bdquo;Endlich kann ich wieder alleine zum Einkaufen." Auch in die anderen Geschäfte im Ortskern geht sie gerne. Um etwa ins Café Muckefuck zu kommen, betätigt sie außen eine Klingel. Barrierefrei ist der Eingang, doch die Tür ist nicht elektronisch und daher schwer für die Rollstuhlfahrerin zu öffnen. Die Klingel werde angenommen, doch oft seien die Mitarbeiter einfach schneller. &bdquo;Wir haben die Glastür gut von der Theke aus im Blick und reagieren dann schnell, wenn jemand vor der Tür ist", sagt Maike Scherf. Unter dem Motto &bdquo;Einkaufen ohne Hindernisse" haben viele Geschäfte in Mennighüffen 2012 die Funkklingel installiert. Brune war damals treibende Kraft. Sie hat es der Einkaufsgemeinschaft Mennighüffen unterbreitet, die das Projekt dann in ihren Läden umgesetzt hat. Geschäfte haben zu viele Stufen Ute Brandt-Brüggemann hat einen Sohn, der auf den Rollstuhl angewiesen ist. Auch sie moniert die vielen Stufen, die auch in vielen Geschäften der Innenstadt zu überwinden sind. &bdquo;Wenn man in Cafés und Restaurants gut barrierefrei reinkommt, scheitert es dann oft an den Toiletten", sagt Brandt-Brüggemann, die Vorsitzende der Arbeitsgruppe zur Wahrung der Belange von Menschen mit Handicap. Susanne Groß vom Sozialamt ist auch Mitglied der Arbeitsgruppe. &bdquo;Es gibt bestimmt noch viele Dinge, die verbesserungsfähig sind, aber die Stadt ist auf einem guten Weg." Sowohl die Werretalhalle als auch das Rathaus seien barrierefrei und glücklich ist sie auch darüber, dass sich endlich etwas am Bahnhof tut. &bdquo;Der RRX spielt uns in die Hände." Aufzüge werden einen barrierefreien Zugang ermöglichen. Groß: &bdquo;Das ist richtig gut, da freuen wir uns drüber." Aus der Bevölkerung werde der Arbeitsgruppe immer wieder die schlechte Parkplatzsituation für Behinderte gespiegelt. &bdquo;Es ist ärgerlich, wenn Menschen, die es nicht brauchen, dort parken", sagt Groß. Doch das ist nicht das einzige Problem. Die Behinderten-Parkplätze an der Lübbecker Straße beim Festplatz oder an der Alten Bünder Straße etwa. &bdquo;Die sind gut ausgewiesen, doch als Beifahrer landet man vor einem hohen Bordstein oder auf der Wiese, als Fahrer direkt auf der Straße", bemängelt Brandt-Brüggemann. Das sei nicht nur gefährlich, sondern gerade für Rollstuhlfahrer oft viel zu schmal. ´ Wem etwas auffällt, der kann es bei der Arbeitsgruppe melden. Groß: &bdquo;Wir geben die Information dann an die richtigen Stellen weiter und haken nach." Die Mitglieder treffen sich jeden ersten Montag im Monat um 17.30 Uhr im Nebengebäude des Rathauses. Jeder kann kommen.

Meistgelesen