Video-Fahndung: Löhner Marktkauf womöglich von Ex-RAF-Terroristen ausgeraubt worden

Löhne. Der Löhner Marktkauf ist vor neun Jahren womöglich von den Ex-RAF-Terroristen Ernst Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette ausgeraubt worden. Neue Erkenntnisse des Landeskriminalamts (LKA) Niedersachsen legen das nahe. Die Ermittler konnten dem Trio eine Genspur zuordnen, die seinerzeit in Löhne sichergestellt werden konnte. Eine weitere neue Spur führt zu einem Überfall im Jahr 2006 in Bochum-Wattenscheid. Damit werden dem Trio insgesamt zwölf Überfälle auf Geldtransporter und Supermärkte in Norddeutschland zugeordnet. Im Löhner Marktkauf ging damals alles blitzschnell. Der Überfall geschah am Morgen des 14. April 2009 kurz vor 9 Uhr direkt nach den Osterfeiertagen. Die maskierten Täter drängten in den Kassenraum des Supermarkts und erbeuteten einen Koffer voll Bargeld. Den genauen Betrag nannte die Polizei damals nicht. Es soll sich aber um eine erhebliche Summe gehandelt haben. Unklar ist auch, ob die Täter bewaffnet waren. Auch dazu machte die Polizei im Jahr 2009 keine Angaben. Fluchtautos wurden in Bielefeld gekauft Im November 2017 wurde dann bekannt, dass das Trio nach Erkenntnissen des LKA Niedersachsen in der Region Ostwestfalen-Lippe fünf Fluchtfahrzeuge gekauft hatte. Die Autos sollen dann bei Überfällen in Norddeutschland verwendet worden sein. Konkret vermuteten die Ermittler, dass das Trio am 29. November 2013 in Bielefeld einen VW Golf kaufte, der mit hoher Wahrscheinlichkeit am 23. August 2014 bei einem Raubüberfall in Elmshorn eingesetzt wurde. Der letzte bekannte Autokauf, ein VW Polo, soll am 22. April 2016 in Bielefeld stattgefunden haben. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel haben die sogenannten RAF-Rentner seit 1999 bei Überfällen zwei Millionen Euro erbeutet. Inzwischen werden dem Trio demnach zwölf ungelöste Raubüberfälle zugeschrieben, allesamt auf Geldtransporter und Supermärkte. Die Serie begann – soweit bekannt – im Jahr 1999. In Duisburg soll das Trio damals etwa eine Million Mark erbeutet haben, ein Überfall auf einen Geldtransporter im Jahr 2015 in Stuhr bei Bremen verlief ohne Beute. Die Ermittler gehen davon aus, dass die drei für weitere vergleichbare Taten verantwortlich sind. Überfälle für Lebensunterhalt Mit den Überfällen beschaffen sich die RAF-Rentner vermutlich ihren Lebensunterhalt. Garweg, Klette und Staub werden zur &bdquo;dritten Generation" der &bdquo;Rote Armee Fraktion" gezählt. Die Linksterroristen sind seit 1990 untergetaucht und haben sich auch nach der Auflösung der Terrororganisation RAF am 20. April 1998 nicht gestellt. Wie Chefermittler Matthias Behnke vom LKA Niedersachsen vermutet, leben die drei Ex-Terroristen vermutlich mit falscher Identität, aber echten Pässen unerkannt im Untergrund. Zuletzt soll das Trio im Sommer 2016 in Cremlingen bei Braunschweig erfolgreich einen Geldtransporter vor einem Fachmarktzentrum überfallen haben. Die Beute: Rund 600.000 Euro. Vom Löhner Marktkauf flüchteten die Täter im April 2009 in einem roten Golf II. Was genau sich damals im Kassenraum zutrug, ist unklar. Der damalige Marktleiter Herbert Placke und die Polizei schwiegen sich &bdquo;aus ermittlungstaktischen Gründen und aus Angst vor Nachahmern" zu Details aus. Gegenüber der NW sagte Placke 2009: &bdquo;Es ging alles ganz schnell." Von dem Überfall bekamen offenbar nur wenige Kunden und Mitarbeiter etwas mit. Hauptbetroffen war damals eine Kassiererin, die den Kassenraum betreten wollte und an der Eingangstür läutete. Die Sicherheitstür zu dem Bargeldbereich ließ sich nur von innen öffnen. Doch als die Tür auf war, drängten zwei Maskierte die Kassiererin in den Raum, bedrohten dort Mitarbeiterinnen und verlangten das Geld. Überfall sorgte für verschärfte Sicherheitsvorkehrungen Nach dem Überfall wurden die Sicherheitsvorkehrungen im Marktkauf offenbar verschärft. Es ist unklar, ob die Polizei verwertbare Videobilder aus dem Marktkauf von den Tätern hat. Womöglich spielte sich der Überfall im toten Winkel der Kameras ab. Die sofort ausgelöste Ringfahndung der Polizei mit mehr als 15 Streifenwagen und 30 Beamten in Uniform und Zivil verlief erfolglos. Marktleiter Herbert Placke bot den betroffenen Kassiererinnen damals an, einige Tage frei zu nehmen. Placke damals: &bdquo;Sie müssen das alles erstmal verarbeiten. Zum Glück ist aber niemandem etwas passiert."

Meistgelesen