Abgezockt: Re-Import entpuppt sich als Totalschaden

Löhne/Bad Oeynhausen. Bärbel Schimarajef-Heitmann fährt gern flott. Die Internet-Anzeige bei mobile.de für ein Cabriolet eines Händlers aus der Löhner Innenstadt gefiel der Autofahrerin aus Achim bei Bremen sofort. &bdquo;Das Auto passt zu mir", sagt sie. Nach einer Probefahrt im Sommer 2016 mit Mann und Sohn, war sie sich mit dem Händler schnell einig. 30.400 Euro sollte der Audi A5 Cabrio kosten. Doch nach dem Vertragsabschluss begannen die Probleme, das Auto ist nämlich ein Totalschaden. Sie ist nicht die einzige, die sich betrogen fühlt. Der flotte Audi war ein Re-Import aus den Vereinigten Staaten, der wohl in Litauen repariert wurde. Angeblich hatte das Auto nur einen leichten Frontschaden, war aber augenscheinlich tadellos repariert worden. Ein Fahrzeug mit der gleichen Fahrgestellnummer ist jedoch bei Audi offenbar als Totalschaden registriert. Bärbel Schimarajef-Heitmann hat das herausgefunden, als ihr Auto zum Systemcheck in die Fachwerkstatt musste. Die Garantie war erloschen und sie blieb nicht nur auf den Kosten sitzen, die Frage ist auch: Ist das Auto so sicher wie ein mit Originalteilen fachmännisch repariertes Fahrzeug? Betrügerische Masche Die Masche ist nicht neu, aber offenbar immer noch erfolgreich: Schrottautos aus Amerika werden kostengünstig in Litauen neu zusammengesetzt und dann als Re-Import-Wagen mit Unfallschaden wieder auf dem europäischen Markt angeboten. Schimarajef-Heitmann: &bdquo;Das ist Betrug." Die Staatsanwaltschaft Bielefeld sieht das genauso – allerdings in einem anderen, ganz ähnlichen Fall. Der Autohändler, ein 39-jähriger Herforder, ist Dienstag vor dem Amtsgericht Bad Oeynhausen wegen Betrugs angeklagt worden. Er soll am 11. Oktober 2016 ebenfalls einen Audi A5 für 30.000 Euro an einen Käufer aus Süddeutschland verkauft haben, der wegen eines &bdquo;Parkplatzremplers" nur einen &bdquo;leichten Frontschaden" hatte. Außerdem wirft ihm die Staatsanwaltschaft den Diebstahl eines 80.000 Euro teuren Geländewagens Range Rover vor. Der Eigentümer soll das Auto mit einem Zweitschlüssel am Flughafen Düsseldorf sichergestellt haben. Als Totalschaden gelistet Der Käufer des Audi A5, ein 39-jähriger Industriemechaniker aus Süddeutschland, erkannte auch erst durch einen Systemcheck in der Fachwerkstatt die Wahrheit über sein Auto. Das Lenkrad knirschte, Teile mussten ausgetauscht werden und die Werkstatt fragte bei Audi nach, ob die Kosten von der Garantie gedeckt sind. Das waren sie nicht, denn auch dieser Audi A5 war als Totalschaden bei Audi gelistet. &bdquo;Und die Zusatzgarantie von der GGG-Versicherung zog nicht", sagte der Zeuge vor Gericht. Diese Versicherung, eine Garantieverlängerung, hatte er beim Kauf des Gebrauchtwagens mit abgeschlossen. Bärbel Schimarajef-Heitmann erwägt, Strafanzeige zu erstatten. In einem Zivilprozess am Landgericht Detmold hat sie bereits Recht bekommen. Der Händler war gar nicht erst vor Gericht erschienen. Das Landgericht verurteilte die Firma &bdquo;Exclusive Cars" dazu, den Kaufvertrag rückabzuwickeln. Der Gerichtsvollzieher konnte den Titel über mittlerweile 36.000 Euro jedoch nicht vollstrecken. Die Firma ist längst aus Löhne verschwunden. Und der Herforder ist auch nicht mehr Geschäftsführer, sein Kompagnon ebenfalls nicht. Angeklagter schweigt Der angeklagte Autohändler sagte am Dienstag zu den Vorwürfen erst einmal nichts und ließ seinen Anwalt sprechen. Demnach bestreitet er die Vorwürfe. Der Herforder handelt immer noch mit Autos im Internet. Allerdings nicht mit Re-Importen aus Amerika, sondern mit deutlich teureren Luxuswagen. Der billigste Sportwagen bei ihm kostet rund 100.000 Euro.

Meistgelesen