Löhne

Ehrenamt beim DLRG: Kräftezehrende Rettung im Wasser

Helden des Alltags (4): NW-Mitarbeiterin Julia Heidemann wirft sich in die Fluten des Freibadbeckens und erlebt eine Trainingsstunde. Die Ehrenamtlichen lassen sich als Rettungsschwimmer ausbilden, eine extrem wichtige Aufgabe

Kräftig ziehen: Julia Heidemann hat Pauline Plagemann mit dem Gurtretter im Schlepptau. Diese Rettungsvariante ist aber nur möglich, wenn die zu rettende Person noch bei Bewusstsein ist. | © Ulf Hanke

18.08.2017 | 25.08.2017, 17:03

Löhne. Wer seine positiven, wie auch negativen Erfahrungen im Wasser schon gemacht hat, weiß, Wasser, so ungefährlich es aussieht, hat auch seine Tücken. Umso wichtiger ist es für Schwimmer, in Not zu wissen, wer einem hilft. Die Deutsche Lebensrettungsgemeinschaft (DLRG) bildet Rettungsschwimmer schon in jungen Jahren aus. Dahinter steckt viel ehrenamtliche Arbeit.

NW-Mitarbeiterin Julia Heidemann durfte eine Trainingsstunde der angehenden Rettungsschwimmer miterleben und selbst erfahren, wie anstrengend der Job ist. Eines ist sicher: Wer sich für die DLRG entscheidet, lebt dafür. Jessica Weidenbörner ist Trainerin bei der Ortsgruppe Löhne. Sie engagiert sich neben der Ausbildung der Rettungsschwimmern auch für die Organisation von Wettkämpfen, gibt Schwimmunterricht und ist selbst gern im Wasser.

"Vier mal die Woche ist hier Training angesagt, in der Hochsaison sind die Wochenenden mit Wettkämpfen verplant", erklärt Weidenbörner ihren engen Zeitplan. Was hinzu kommt: Die Helfer und Trainer arbeiten alle ehrenamtlich. Neben ihren Tätigkeiten bei der DLRG sind sie berufstätig. "Platz für andere Hobbys ist da nicht", sagt Weidenbörner, die die DLRG wie eine große Familie beschreibt.

Erste Hilfe: Maybritt Pahmeyer (r. 20), Rettungsschwimmerin mit WM- und DM-Teilnahmen, zeigt NW-Reporterin Julia Heidemann wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung funktioniert. - © Ulf Hanke
Erste Hilfe: Maybritt Pahmeyer (r. 20), Rettungsschwimmerin mit WM- und DM-Teilnahmen, zeigt NW-Reporterin Julia Heidemann wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung funktioniert. | © Ulf Hanke

Rund 400 ehrenamtliche Helfer hat die Organisation in Deutschland, in Löhne sind es knapp 30, die trainieren und zu den Einsatzgruppen gehören. Hinzu kommen noch die vielen Eltern, die bei Wettbewerben tatkräftig unterstützen. Die Ausbildung des Rettungsschwimmers ist komplex. Nach dem theoretischen Unterricht, mit anschließender Prüfung, in dem wichtige Eigenschaften von Wasser, Rettungshilfsmittel und Co. besprochen werden, folgen ein Erste-Hilfe-Kurs und Befreiungstechniken, bevor es für die Schüler ins Wasser geht.

Das kostet viel Kraft: Julia Heidemann versucht Katjana Wolfmeier zu retten. - © Ulf Hanke
Das kostet viel Kraft: Julia Heidemann versucht Katjana Wolfmeier zu retten. | © Ulf Hanke

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Löhne: Rettungsschwimmer beim DLRG

Ohne Vorbereitung darf die NW-Mitarbeiterin nicht ins Wasser

Dann geht es los mit zahlreichen Übungen. Im Schwimmbad wird die Technik erlernt und die Ausdauer gefestigt, im Freiwassertraining geht es dann richtig zur Sache. Neben Langstrecken-tauchen und dem Schwimmen mit Kleidung müssen das Abschleppen und auch die Wiederbelebung in Fleisch und Blut über gehen. Alle zwei Jahre muss der Schein wiederholt werden. Nur so behält der Rettungsschwimmer seine Ausdauer, die Kenntnisse und Techniken.

Wasserrettung: Die Geschwister Svenja und Markus Wortmann auf einem Rettungsboard. - © Ulf Hanke
Wasserrettung: Die Geschwister Svenja und Markus Wortmann auf einem Rettungsboard. | © Ulf Hanke

In den Ferien gibt es für die jungen Rettungsschwimmer die Chance beim Wasserrettungsdienst an der Ostsee auszuhelfen. "Da können die Schüler ihre Ferien mit dem Training kombinieren und das Gelernte anwenden", erzählt Weidenbörner. Neben der Ausbildung zum Rettungsschwimmer bietet die DLRG Schwimmunterricht für Kinder und Erwachsene an, einen Tauchschein und seit knapp zwei Jahren auch das Flüchtlingsschwimmen.

Bevor NW-Mitarbeiterin Julia Heidemann ins Wasser durfte, testet sie ihre Kenntnisse in der Wiederbelebung. So geht es für mich sicher vorbereitet ins Training. Im Wasser heißt es dann: Abschleppen mit Kleidung. Mit spezieller Wasserkleidung springe ich ins Freibadbecken, um von Felix Niehus abgeschleppt zu werden. Entspannt konnte ich mich aufs Wasser legen, ohne Angst haben zu müssen, unterzugehen.

Nach wenigen Runden war mein Retter komplett außer Atem, worauf ich kurz danach selbst spüren konnte, wie kräftezehrend solch eine Aktion ist. Wichtig beim Abschleppen einer Person, die unter Umständen nicht mehr bei Bewusstsein wäre, ist, dass der Kopf permanent über Wasser bleibt. Ich muss die Person somit an den Schultern hinter mir her ziehen und die Kraft zum Schwimmen kann ich dann nur noch aus den Beinen nehmen. Das ist extrem anstrengend.

Bereits nach der ersten Bahn fange ich an zu schwächeln und im Ernstfall wäre meine zu rettende Person, Katjana Wolfmeier, wohl ertrunken. Etwas leichter dagegen, war die Rettung mit dem Gurtretter. Während die in Not geratende Person sich auf den Gurt legt, muss der Rettungsschwimmer sie mit der befestigten Leine an Land ziehen. Diese Methode ist allerdings nur möglich, wenn der Ertrinkende bei Bewusstsein ist.

Auch die Methode des Schiebens lerne ich kennen. Während Pauline Plagemann sich locker an meiner Schulter festhält, muss ich sie vorwärts an Land schieben. So ist die Sicherheit gegeben, dass der Rettungsschwimmer seine in Not geratende Person immer im Blick hat. Gegen Ende des Trainings merke ich, wie sehr ich die Arbeit unterschätzt habe.

Die Aufgaben eines Rettungsschwimmers erwarten hohe Konzentration, Geduld und genügend körperliche Verfassung. Man braucht Kraft, Schwimmleistung und vor allem Ausdauer. Zudem muss man Mut haben, sich in fremde, gefährliche Gewässer zu begeben, um in Not geratenen Personen das Leben zu retten. Ich finde es richtig toll, dass es so viele Ehrenamtliche in Löhne gibt, die diese wichtige Aufgabe übernehmen.

Information
  • Ob bei der Tafel, in Gemeinden, Sportvereinen, dem Tierheim oder der Feuerwehr: Ohne das Engagement von Ehrenamtlichen würden viele Teile der Gesellschaft nicht funktionieren.
  • In der Serie "Helden des Alltags" haben fünf NW-Redakteure und Mitarbeiter Löhner Ehrenamtliche besucht und begleitet.
  • Dirk Windmöller war bei der Feuerwehr.
  • Christine Warnecke verteilte bei der Tafel Lebensmittel.