Überblick im Betreuungsdschungel

Löhne. Eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung in den eigenen vier Wänden wünschen sich viele ältere und pflegebedürftigen Menschen. Möglichst lange im gewohnten Umfeld selbstbestimmt zu leben, ist durch die Veränderung der familiären Strukturen und Arbeitsleistungen aber oft nicht mehr möglich. Angehörige können Betreuung und Pflege meist alleine nicht leisten und suchen nach praktikablen Lösungen mit Unterstützung durch Dritte. Genau da kommt das Online-Portal von Christian Holsing und Sebastian Leitner ins Spiel. 24h-Pflege-Check.de heißt das Vergleichs- und Bewertungsportal der beiden Unternehmer aus Lübbecke und Vlotho. Ihr Ziel: Mit Transparenz die erste Anlaufstelle im stark wachsenden Markt für 24 Stunden Pflege zu werden. Mit dem Portal wollen Leitner und Holsing den Nutzern nicht nur die Möglichkeit geben, Anbieter für Betreuungspersonal aus Osteuropa zu vergleichen, sondern sie informieren auch unabhängig. Was kostet eine Betreuung, welche Aufgaben gehören dazu, was sind die rechtlichen Grundlagen oder welche Pflegestufen gibt es, sind nur einige der vielen Artikel auf der Internetseite. Neben den klassischen Versorgungsmodellen mit Altenheimen und ambulanten Pflegediensten, haben sich die ambulanten Betreuungsdienstleistungen mittlerweile als dritte Säule in der häuslichen Versorgung etabliert, sagt Christian Holsing (38). Rund 400.000 Haushalte würden in Deutschland diese Dienstleistung nutzen. Allein auf der Internetseite der Unternehmer sind mehr als 600 Anbieter gelistet. Es werden immer mehr. Dabei den Überblick nicht zu verlieren, ist nicht einfach. Außerdem, so Holsing, ist viel "Wildwuchs" dabei. "Einige Unternehmen legen nicht immer die notwendige Professionalität an den Tag." Um durch den Dschungel der Betreuungsanbieter durchzublicken, haben Leitner und Holsing ein Bewertungssystem entwickelt. "Es ist das erste und bisher einzige Siegel in der Branche", sagt Leitner (33). Ähnlich wie der Nutzer es bei anderen Internetseiten etwa für Hotels kennt, kann er für verschiedene Kategorien Sterne vergeben und damit seine Zufriedenheit ausdrücken. Die Bewertungen sollen eine Hilfe für andere pflegende Angehörige sein. "So lassen sich Erfahrungen weiter geben." Damit die Unternehmen keine eigenen überaus positiven Bewertungen abgeben können, oder Konkurrenzunternehmen negativ bewerten, prüfen Holsing und Leitner jede einzelne Eingabe. "Damit wollen wir sicher stellen, dass es eine echte Bewertung ist." Die Idee zu dem Portal entstand aus eigenen Erfahrungen. In beiden Familien musste die Betreuung der Großeltern organisiert werden. 2014 reifte das Konzept, am 28. Dezember ging das Portal mit gut 240 Agenturen online. "2015 haben wir viel Aufbauarbeit geleistet", sagt Leitner, der als studierter Wirtschaftsinformatiker die Idee umgesetzt hat. Mittlerweile kommen die Agenturen auf die Jungunternehmer zu und wollen auf der Seite gelistet werden. "2016 war ein gutes Jahr", resümiert Holsing, der noch als freiberuflicher Berater für Firmen arbeitet. Die Seite werde sowohl von Anbietern als auch anfragenden Personen häufig genutzt. "Wir sind mit den Zugriffen zufrieden", sagt Leitner, der ebenfalls noch seiner Arbeit in einer Unternehmensberatung nachgeht. Die Kurve zeigt immer mehr nach oben, so dass sie seit einen halben Jahr ein Büro in der Löhner Betriebsstraße bezogen haben. Vier Mitarbeiter gibt es. Einen weiteren großen Schritt gehen sie 2017: "Dann wollen wir für Österreich ein Portal aufbauen." Mehr Infos gibt es unter www.24h-Pflege-Check.de. Das Team ist zu erreichen unter Tel. (0 57 31) 2 45 12 70 oder info@24h-pflege-check.de Osteuropäer betreuen Angehörige Laut Verbraucherzentrale gilt seit dem 1. Juli 2015 für alle osteuropäischen Mitgliedsstaaten die so genannte Arbeitnehmerfreizügigkeit. Das heißt, Bürger aus den Mitgliedsstaaten dürfen wie deutsche Arbeitskräfte von einem deutschen Haushalt angestellt werden, ohne dass eine Erlaubnis der Arbeitsagentur benötigt wird. Osteuropäische Betreuungskräfte sind in Deutschland gefragt, da sie günstiger sind, als das Personal im eigenen Land. Mindestens muss aber der in Deutschland geltende Mindestlohn von 8,50 Euro gezahlt werden. Eine 24-Stunden-Betreuung durch eine einzige Kraft ist laut Verbraucherzentrale legal nicht umzusetzen. Aber: Für etwa acht Arbeitsstunden täglich sind Betreuung, hauswirtschaftliche Hilfen und Unterstützung bei einfachen Pflegeverrichtungen zu haben. Da die Hilfskräfte oft mit im Haushalt wohnen, ist eine flexible Einteilung der Arbeitszeit die Regel. Generell sind Pflegekräfte aus Osteuropa heute nicht mehr wegzudenken. Seit der EU-Osterweiterung im Jahr 2004 ist es für Pflegekräfte aus Osteuropa möglich, im europäischen Ausland und damit auch in Deutschland im Bereich der 24h-Pflege zu arbeiten, ohne dafür ihren Wohnsitz verlegen zu müssen.

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