
Löhne. Hoffnung für Familie Ailo: Ein Ehepaar aus Bad Oeynhausen hat sich nach unserer Berichterstattung spontan bereit erklärt, drei Menschen der christlichen Großfamilie aus dem Norden Syriens zu helfen. Dort verschärft sich die Lage für Christen zusehends, das Elternhaus der Ailos war am Wochenende aber nicht erneut unter Beschuss. Der Löhner Familienvater Malak Ailo ist überglücklich und sagte: "Das ist ein großes Geschenk."
Der 48-jährige Trockenbauer aus Löhne hatte in den vergangenen Wochen verzweifelt versucht, seine Verwandten aus dem Krisengebiet zu retten und sie als sogenannte "Kontingent-Flüchtlinge" nach Nordrhein-Westfalen zu holen. Für den Lebensunterhalt seiner Verwandten wollte er selbst aufkommen.
Ailo hat mehr als 30 Namen auf eine lange Liste geschrieben und dafür bereits Referenznummern aus dem NRW-Flüchtlingsprogramm besorgt. Damit können die Flüchtlinge in jeder deutschen Botschaft zügig an Ausweispapiere kommen. Das Ausländeramt des Kreises Herford genehmigte aber nur die Aufnahme von zwei Schwestern, weil Ailo nicht genügend Geld hat, um die ganze Verwandtschaft in Deutschland zu ernähren und ihnen Unterkunft zu gewähren.
Hoffnung für drei Menschen
Im Gespräch mit der NW nahm sich Ailo daraufhin die Liste mit den Namen seiner Verwandten vor. Am Wohnzimmertisch diskutierte er mit seinem Cousin Melad Ailo, wer auf die Liste muss - und wer vorerst zurückstehen kann. Sein Federstrich entscheidet über die Lebenschancen seiner Verwandten.
Für drei Menschen von dieser Liste gibt es nun Hoffnung auf eine friedliche Zukunft in Bad Oeynhausen. 18-jährigen Zwillinge und deren Mutter werden von einem Rentnerehepaar aus Bad Oeynhausen unterstützt, das spontan Hilfe zusagte.
Im Gespräch mit der NW erklärte die Stifterin ihre Motivation. "Eigentlich wollten wir nur einem Menschen helfen", sagte die Ehefrau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Doch dann habe sie gehört, dass Peter bereits einen Einberufungsbescheid zur syrischen Armee bekommen habe und Paul leicht behindert sei und deshalb auf die Unterstützung seiner 57-jährigen Mutter angewiesen ist. Deren Mann ist bereits vor einigen Jahren verstorben. Er war der Bruder des Löhners Malak Ailo.
"Wir können uns das leisten"
Noch am Frühstückstisch verständigte sich die Bad Oeynhausenerin mit ihrem Mann. "Sollen wir?", fragte ihr Mann. Und die Frau antwortete: "Ja, klar."
Das Paar war in der Vergangenheit öfter als Touristen in Syrien unterwegs. In Deutschland sind die beiden Vermieter mehrerer Wohnungen. "Wir haben schon in der Vergangenheit afghanischen Flüchtlingen geholfen", sagte die Frau. Angesprochen auf die dauerhafte Unterstützung, sagte sie: "Wir können uns das leisten."
Laut NRW-Programm zur Aufnahme syrischer Flüchtlinge verpflichtet sich der Gastgeber in Deutschland, dauerhaft Lebensunterhalt und Wohnung zur Verfügung zu stellen. Die Krankenversicherung wird von der zuständigen Stadt oder Gemeinde getragen. In diesem Fall wäre das Bad Oeynhausen.
"Das ist ein großes Geschenk"
Bereits am Montag versuchten die beiden Rentner vergeblich, im Mindener Ausländeramt einen Termin zu bekommen. Telefonisch war jedoch kein Durchkommen. Die beiden fuhren hin und zogen Wartenummern, um dann vertröstet zu werden. "Sie glauben gar nicht, was da alles auf dem Amt los ist", sagte die Frau.
Mittwochvormittag will das Paar beim Ausländeramt des Kreises Minden-Lübbecke die Verpflichtungserklärung unterzeichnen, wofür eine Gebühr von jeweils 25 Euro fällig wird. Dann ist das Paar offiziell Gastgeber der 18-jährigen Zwillinge und deren Mutter.
Malak Ailo war gestern überglücklich und dankte den beiden überschwänglich. "Das ist ein großes Geschenk", sagte er.
Der katholische Pfarrer Manfred Pollmeier kennt Familie Ailo, die zu ihm in den Gottesdienst kommt. "Wir helfen gern vor Ort, aber die Verpflichtungserklärung übersteigt unsere Möglichkeiten", sagte Pollmeier. Und der evangelische Pfarrer Peter Michael Voß sucht heute das Gespräch mit Familie Ailo.