Kirchlengern

Die Albert-Schweitzer-Schule packt

Lehrer und Schüler der Förderschule in Quernheim bereiten sich auf die Auflösung vor

17.07.2013 | 17.07.2013, 09:40
Timo (v. l., 10), Melissa (10), Sofia (11), Daniel (10), Max (15) und Tom (10) helfen Karin Stollmann-Hücker und Claudia Silger beim Ausräumen des Kunstraums. FOTO: THOMAS KLÜTER
Timo (v. l., 10), Melissa (10), Sofia (11), Daniel (10), Max (15) und Tom (10) helfen Karin Stollmann-Hücker und Claudia Silger beim Ausräumen des Kunstraums. FOTO: THOMAS KLÜTER

Kirchlengern/Quernheim. Kisten stapeln sich in den Fluren, Bücher und Ordner verschwinden in Umzugskartons. Es wird gepackt in der Albert-Schweitzer-Schule in Quernheim. Mit dem Ende des Schuljahres schließt die Förderschule endgültig.

"Nach über 40 Jahren geht eine Ära zu Ende", sagt Claudia Silger, die gemeinsam mit Karin Stollmann-Hücker die Schule seit 2010 kommissarisch leitet. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schauen Lehrer und Schüler auf das Ende ihrer Schule. Die Zusammenlegung mit der Pestalozzischule in Bünde ist für die meisten ein Neustart. "Ich bin eigentlich ganz froh, keine leitenden Aufgaben mehr zu haben", so Silger, die sich dann wieder ganz den Schülerinnen und Schülern widmen kann.

Das gesamte Kollegium wird ab dem nächsten Schuljahr an die Bünder Schule wechseln. Und auch die meisten Schüler. 30 Kinder waren in diesem Schuljahr noch auf der Förderschule in Quernheim. Normalerweise gingen 60 bis 70 Schüler hier zum Unterricht. "Die Auflösung der Schule steht ja schon lange fest, daher haben wir seit zwei Jahren keine Schüler mehr aufgenommen", erklärt die kommissarische Schulleiterin. Die zehnjährige Melissa kann sich mit der Pestalozzischule aber noch nicht anfreunden: "Sie meinte, sie wolle sich hier in der Albert-Schweitzer-Schule einfach anketten", so Silger.

Immerhin sechs Kinder gehen nicht mit an die Bünder Förderschule. Drei wechseln zur Werretalschule in Löhne, zwei gehen zur Gesamtschule in Bünde und ein Kind wird ab dem nächsten Schuljahr die Gesamtschule in Kirchlengern besuchen. Das ist die Idee der Inklusion, dass Schüler mit Förderbedarf mit anderen Kindern in Regelschulen gehen. Natürlich sollen sie dort dann in Gruppenbetreuung zusätzlich gefördert werden.

Förderlehrer sind dafür bereits an manchen Schulen, doch im Schulalltag werden die immer wieder abgezogen, um andere Klassen zu unterrichten und die oft zu kleinen Lehrerkollegien zu unterstützen. "Wenn in der Praxis tatsächlich zusätzliche Lehrer für die Schüler mit Förderbedarf da sind, ist das eine gute Sache", schätzt Claudia Silger die Umsetzung der Inklusion ein. All zu oft scheint das aber nicht gewährleistet.

Wie lange die Pestalozzischule noch weitergeführt wird, ist bisher noch nicht abzusehen. Laut des Entwurfs zum 9. Schuländerungsgesetz ist nämlich geplant, dass alle Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf auf Regelschulen gehen sollen. Bisher hat das Land NRW den Entwurf aber noch nicht abgesegnet. "Wir rechnen aber damit, dass wir die Umsetzung ab Herbst im Schulausschuss besprechen werden", sagt Günther Berg, der erste Beigeordnete der Stadt Bünde.

Für die Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule geht es aber erst mal in der Bünder Pestalozzischule weiter. "Die Schule war bisher unterbesetzt und wird jetzt erst mal wachsen", sagt Claudia Silger. Für Förderschulen in ihrer jetzigen Form ist eine Mindestgröße von 144 Schülerinnen und Schülern vorgesehen. Nur wenige Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen in Nordrhein Westfalen erreichen diese Größe. Auch die Albert-Schweitzer-Schule in Quernheim war zu klein. Daher steht ab dem nächsten Schuljahr der Zusammenschluss mit der Pestalozzischule an. Um auch den Schülerinnen und Schülern, die sich in der alten Schule anketten wollen, den Abschied leichter zu machen, fuhren Lehrer und Schüler im Mai ins AWO-Landschulheim "Kajüte" auf Langeoog. Außerdem beteiligten sich Lehrer, Schüler und Eltern an der Gestaltung eines großen Abschiedsfestes in der letzten Schulwoche.

Das Gebäude in Stift Quernheim bezieht demnächst die Förderschule Arche aus Hiddenhausen, da der bisherige Standort der Arche nicht mehr in gutem Zustand ist.