Kirchlengern/Hiddenhausen. "Headquarter" steht auf dem großen Schild an der Baustelle an der August-Thyssen-Straße im interkommunalen Gewerbegebiet Oberbehme. Die Osterholz Antriebstechnik GmbH aus Kirchlengern baut dort auf über 3.000 Quadratmetern ein Bürogebäude und eine Werkhalle mit Sozialräumen. Ab Mai 2015 sollen Entwicklung und Produktion des Unternehmens von hier aus gelenkt werden.
Dafür, dass Geschäftsführer Günter Osterholz das englische Wort "Headquarter", also Hauptquartier, gewählt hat, gibt es einen ganz einfachen Grund: "99 Prozent unserer Kunden kommen aus dem Ausland, vor allem aus Asien", sagt der Kirchlengeraner. Nach China, Korea und Indien liefert das Unternehmen, auch in die USA und demnächst voraussichtlich nach Japan.
Die Osterholz Antriebstechnik GmbH (OAT) entwickelt und produziert seit 2005 unter dem jetzigen Firmennamen sogenannte Pitch-Systeme für Windkraftanlagen. Das sind die Steueranlagen, die die Rotoren von Windrädern so ausrichten, dass die Anlagen den Wind optimal für die Energiegewinnung nutzen. "Eine der besonderen Herausforderungen dabei sind die großen Temperaturschwankungen", sagt Günter Osterholz. Die OAT-Systeme sind zum Beispiel in Tibet und der Mongolei im Einsatz, wo es im Winter minus 45 Grad kalt wird. Im Sommer können die Temperaturen aber 60 Grad erreichen. "Wir müssen also einen Temperaturbereich von über 100 Grad abdecken", so Osterholz. Da die Steuersysteme in der rotierenden Nabe installiert werden, müssen sie zudem hohe Fliehkräfte aushalten: "Bis zu 20 Mal pro Minute drehen sich Rotoren und die Nabe." Alle sechs Millisekunden kontrolliert das System die Stellung der Rotoren und korrigiert bei Bedarf.
Bereits seit 1992 sammelte Günter Osterholz in Zusammenarbeit mit einer anderen Firma Erfahrungen mit solchen Steuersystemen für Windkraftanlagen. "Wir haben neue Verfahren getestet und ausprobiert", so der Ingenieur. In dem selbst entwickelten System, das sein Unternehmen jetzt in die Welt verkauft, sind die Erfahrungen aus allen Misserfolgen mit verbaut und ein innovatives Produkt entstand.
"Deutsche Windanlagenhersteller waren eher zurückhaltend bei dem neuen Produkt, aber die asiatischen Windanlagenbauer haben sich darauf gestürzt", sagt Osterholz. Jetzt, wo das System erfolgreich im Einsatz ist, interessieren sich auch die deutschen Firmen dafür.
Die geplante Werkhalle soll mit Sozialräumen 3.000 Quadratmeter groß werden. Außerdem entsteht ein vierstöckiges Bürogebäude mit 750 Quadratmetern. Der Neubau, den das Architekturbüro Lauhoff aus Bünde geplant hat, wird vom Planungs- und Ingenieurbüro Rudel aus Rödinghausen ausgeführt. Für Mai 2015 ist der Umzug in die neuen Räume geplant. Der Bauantrag wurde nach einem Jahr Planung Anfang des Jahres eingereicht. Durch enge Zusammenarbeit mit der Verwaltung des Kreises Herford und den Gemeinden Hiddenhausen und Kirchlengern, konnte das Baugenehmigungsverfahren zügig abgewickelt und vor etwa einem Monat der Grundstein im interkommunalen Gewerbegebiet gelegt werden.