Kirchlengern

Traditionelle Hedewigte für die Kinder

Kirchlengern pflegt einen alten Brauch am Faschingsdienstag

Bürgermeister Rüdiger Meier und Schulleiter Johann Bruns-Potthoff verteilen die ?Hedewigte?. FOTO: DUNKEL |

05.03.2014 | 05.03.2014, 00:21

Kirchlengern (ged). Bislang war der Hedwigstag eine Tradition an den Schulen, die zur Gemeinde Kirchlengern gehören. In der Arche, die zum Kreis Herford gehört und im Sommer vergangenen Jahres in die Gebäude der Albert-Schweitzer-Schule eingezogen ist, wird sie allerdings fortgeführt. Nach gutem alten Brauch bekamen die Schüler gestern, wie schon Kinder vor vielen hundert Jahren, dort die "Hedewigte".

Der Brauch geht auf die Ordensfrau Hedwig Lucie Beate von Korff (1693-1767) zurück. "Das war eine Frau, die damals eine besondere Aufgabe hier rund um Kirchlengern hatte", erklärte Bürgermeister Rüdiger Meier den Schülern der Arche gestern. "Wenn jemand in einer Familie gestorben war, bekam der Eigentümer, auf dessen Land die Familie lebte, ein Teil aus dem Besitz des Verstorbenen. Das Stiftsfräulein musste diesen Anteil festsetzen und war gegenüber den Familien sehr milde, was die Höhe dieses Anteils betraf", so Meier.

Die "Hedewigte" waren Milch-Hefebrötchen mit Rosinen. "Und der Sage nach", so der Bürgermeister, "soll die Ordensfrau nach Karneval diese Brötchen unter den Kindern verteilt haben, weil deren Väter an den Karnevalstagen häufig so stark gefeiert und das letzte Geld vertrunken haben, dass nichts mehr da war, um Essen für die Familien zu kaufen", so Rüdiger Meier. Aber das sei eben nur eine Sage.

Wie aus einem Artikel des Historikers Dr. Rolf Botzet hervorgeht, hat der Rat der Gemeinde Kirchlengern 1970 beschlossen, diesen überlieferten Brauch wieder aufleben zu lassen, am Faschingsdienstag die Hedewigte an die Schulkinder in Stift Quernheim, Quernheim und Klosterbauerschaft zu verteilen.

Dem Artikel von Rolf Botzet nach soll Beate von Korff aber nicht die Begründerin dieses Brauchtums sein. Fast überall in Norddeutschland würden diese Brötchen mit Korinthen und Rosinen am Faschingsdienstag gegessen. "Im Gegensatz zum täglichen Brot der Bauern, dem nahrhaften, jedoch schwer verdaulichen Schwarzbrot, waren die Hedewigte eine seltene Köstlichkeit und mit Sicherheit eine gern angenommene Speise", heißt es in dem Text.

Seit 1983 findet am Hedwigstag eine Feierstunde im Norden der Gemeinde Kirchlengern statt. Durch die Auflösung der Albert-Schweitzer-Schule ist die Grundschule Stift Quernheim nun die einzige gemeindliche Schule im Norden. Die Arche hat sich bereit erklärt, diese Tradition fortzuführen. Sie wird im Wechsel mit der Grundschule künftig diese Feierstunde am Faschingsdienstag ausrichten.