Sundern. Entspannt steht Sebastian Rozwadowski in seinem Tattoo-Studio an der Bünder Straße hinter dem Tresen und zeichnet eine Vorlage. An den Wänden hängen Fotos von Tätowierungen, die er gestochen hat und Bildern, die er gezeichnet hat. Seit zwei Jahren ist der gelernte Zahntechniker hier anzutreffen. Er hat einiges in seinem Leben erreicht. Denn nicht nur, wenn es um Tattoos geht, hat der gelernte Zahntechniker sein Hobby zum Beruf gemacht.
"Ich habe mir schon als Kind gesagt: Was du willst, das schaffst du auch. Und daran halte ich mich bis heute", sagt der 36-Jährige und beginnt von seinem Lebenswerk zu erzählen.Als kleiner Junge nahm ihn sein Vater mit zum Angeln. Ein Erlebnis, dass den damals Sechsjährigen sehr geprägt hat. "Wir haben auf Forellen geangelt. Seitdem bin ich von diesem Sport gefesselt."
Trotzdem schaute Rozwadowski sich um und kam bald mit Anglern aus der Karpfenszene in Kontakt. "Die Karpfenangler gelten als Badboys der Szene. Der Fisch faszinierte mich und ich passte da gut rein", sagt der Hiddenhauser und seine Augen blitzen. "Die Jagd auf einen Karpfen ist etwas besonderes. Man sieht diesen Fisch und will ihn unbedingt haben und versucht ihn zu überlisten."Das Angeln gewann mehr und mehr Bedeutung für ihn und er verbrachte zwischen 140 und 150 Nächten im Jahr am Wasser, um große Karpfen zu angeln. Doch das Hobby war sehr kostenzehrend.
"Ich war Zahntechniker und verdiente einfach nicht genug Geld. Eine Rute kauft man alle zehn Jahre neu. Der Kleinkram macht das Angeln zu einem teuren Sport."Doch das war für den gebürtigen Polen kein Grund sich einzuschränken. Kurzerhand begann er, Futter für Karpfen herzustellen. "Die Fische bissen gut auf meine eigenen Boilies und so wurden auch bald andere Angler auf mich aufmerksam und fragten nach Futter."Bald war die Nachfrage so groß, dass er seine Firma "Black Label Baits" gründete und sich mit seinem Hobby selbstständig machte. Inzwischen liefert Rozwadowski europaweit und nicht nur sein Futter ist gefragt.
Auch Pullover, Shirts und Jogginghosen verkauft Rozwadowski, sein Label ist gefragt. "Das Logo ist einfach markant und viele Karpfenangler können sich damit identifizieren."Durch die wachsende Nachfrage fehlte ihm die Zeit, um seinem Hobby nachzugehen und irgendwann auch die Lust. "Inzwischen angele ich vielleicht noch 30 Nächte im Jahr. Wenn du zehn Stunden am Tag darüber redest, dann suchst du dir etwas anderes um runter zu kommen."Das hat er im Tätowieren gefunden.
"Ich habe mich selbst ziemlich zustechen lassen, kaufte mir irgendwann eine Maschine und versuchte mich an meinen eigenen Beinen", sagt er und zieht sein Hosenbein hoch, um sein Werk zu präsentieren. "Von meiner Arbeit als Zahntechniker hatte ich bereits das nötige Feingefühl. Gezeichnet habe ich eigentlich schon immer. Vor allem jedoch Aquarelle."
Wieder arbeitete Sebastian Rozwadowski auf sein Ziel hin und eröffnete ein Tattoo-Studio. "Ich habe den perfekten Ausgleich zwischen körperlicher Arbeit und Kreativität gefunden und bin damit sehr glücklich." Mit dem Wunsch etwas zu finden, das ihn erfüllt und dem Willen, das in die Tat umzusetzen, hat sich Sebastian Rozwadowski seinen Lebenstraum erfüllt: "Was will ich mehr? Ich habe meine Firma, meinen Laden und kann zwischendurch in Ruhe angeln gehen. Wenn das alles so weiterläuft, ist für mich alles perfekt."