Hiddenhausen

Herforder feiert stilles Jubiläum

Brauerei besteht seit 135 Jahren

07.09.2013 | 07.09.2013, 00:00
Dieses Foto entstand in den 1960er Jahren und zeigt einen imposanten Vierspänner vor dem Pförtnerhaus. - © FOTO: ARCHIV
Dieses Foto entstand in den 1960er Jahren und zeigt einen imposanten Vierspänner vor dem Pförtnerhaus. | © FOTO: ARCHIV

Sundern. Schon Heinz Erhard wusste es und tat es in Versform kund: Nur Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch findet's Bier feiner. Weit vor Deutschlands Komiker und Verseschmied ahnten die Brüder Georg und Gustav Uekermann, dass eine Brauerei ein guter Nährboden für Wirtschaftswachstum ist. Doch bis sich diese Ahnung bewahrheitete, war ein langer Weg zurückzulegen.

Die Brauerei Felsenkeller wurde eigentlich schon im Sommer 1867 vom Landvermesser Ulrich Uekermann ins Leben gerufen. Doch ein Sturm ließ die halbfertigen Gebäude einstürzen, der Betrieb konnte erst 1869 losgehen. Zehn Jahre liefen die Geschäfte wenig erfolgreich, Uekermann erwog sogar den Verkauf seines Hofes an der Bega in Schötmar. Dagegen kam Protest seiner Ehefrau Friederike. Im September 1871 tötete ein Blitzschlag den Firmengründer, fünf Jahre später musste die Brauerei Konkurs anmelden.

Uekermanns zweitältester Sohn Gustav erstand die Brauerei bei der Zwangsversteigerung für 80.000 Taler. Doch auch die nächsten Jahre standen unter keinem wirtschaftlich guten Stern. 1877 rief Gustav seinen jüngeren Bruder Georg zu Hilfe. Der war zu diesem Zeitpunkt bei einer Brauerei in Bozen tätig. Georg Uekermann war ein Bierspezialist, hatte in der Schweiz, Italien, in Böhmen und im Mekka der Bierbrauer, Weihenstephan, gelernt. Er trat als Braumeister in die Brauerei ein.

Das war die Geburtsstunde der Firma "Gebr. Uekermann Brauerei zum Felsenkeller Schweicheln bei Herford" - so lautete der Eintrag ins Handelsregister am 1. April 1878. Georg Uekermann hatte so den Grundstein für die erste Großbrauerei gelegt.

Bier wurde in Herford schon seit Jahrhunderten gebraut. Das belegen Register aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Sie besagen, dass neben der Abtei und den Klöstern der Region auch selbstständige Bierbrauer aktiv waren. Sie schlossen sich 1555 zu einer eigenen Gilde zusammen. Im Jahr 1809 wurden Gilden und Zünfte aufgelöst und die strengen Vorschriften der angeschlossenen Gewerbe endeten.

Danach gingen Brauer auch dem Bäckerhandwerk nach, brauten speziell nicht besonders haltbare obergärige Alt- und Süßbiere. Am Ende des 19. Jahrhunderts trat das haltbare Pilsener seinen Siegeszug an und die kleinen Bier-Krauter verschwanden von der Bildfläche. Das untergärige Pils jedoch stellte hohe Anforderungen an die Herstellung. Kühle Temperaturen, bestes Wasser - dazu bedurfte es Brunnen und Felsen, um entsprechende Bedingungen in den Kellern zu erzielen.

Diese Voraussetzungen waren am Fuß der Schweichelner Berge natürlich bestens. Alles ideale Voraussetzungen für stetiges Wachstum. So entwickelte sich die Brauerei Felsenkeller über die Jahrhundertwende zu Westfalens größter Privatbrauerei. Noch vor der Jahrhundertwende - 1895 - wurde der zum Güterbahnhof führende Gleisanschluss in Betrieb genommen. In diese Zeit fallen auch die ersten Erweiterungen und Umbauten der Werksanlagen.

Die regionale Ausfuhr der Bierfässer erfolgte bis ins Jahr 1911 ausschließlich durch oft imposante Pferdegespanne. Mit einem gut durchdachten System verbreitete sich das Herforder Pils weit über Herford hinaus. Der Radius vergrößerte sich noch einmal, als motorisierte Lastwagen den Transport übernahmen.

Als ab 1927 nicht mehr nur in Fässern ausgeliefert wurde, stellte die Brauerei auf Produktion und Abfüllung in Flaschen um. Zu Anfang mit geringem Anteil, der sich aber beständig steigerte. Ab 1935 gab's die Halbliter-Bügelflasche, die von der Kronkorkenflasche ersetzt wurde. Das 0,33-Behältnis ist seit 1956 bis heute auf dem Markt. Das 125-jährige Jubiläum wurde noch groß gefeiert, zehn Jahre später ist es ein stilles Jubiläum. Aber das bedeutet nicht, dass es der seit 2007 zur Warsteiner Gruppe gehörenden Brauerei schlecht geht.

Im Gegenteil - im November soll noch einmal kräftig investiert werden.