Deutschlandtakt ICE-Trasse im Kreis Herford: Bürgerinitiative sieht Ausbau der Bestandsstrecke kritisch

Hiddenhausen. Es ist aktuell das beherrschende Thema in der Region: Die Deutsche Bahn will die Fahrtzeit des ICE von Bielefeld nach Hannover im Rahmen des Deutschlandtaktes auf 31 Minuten senken. Da das auf der bestehenden Strecke nicht möglich ist, müsste eine neue Trasse gebaut werden. Mögliche Trassenverläufe will die Bahn im Frühjahr bekannt geben. Gegen die Bahnpläne regt sich erbitterter Widerstand von Bürgerinitiativen, die neben der Zerstörung von Umwelt und Natur auch die immensen CO2-Emissionen und die hohen Kosten kritisieren. Auch die Bundestagsabgeordneten aus OWL sprechen sich gegen die Neubaupläne aus. Mit Interesse verfolgen die Mitglieder der Schweichelner Bürgerinitiative "Wir in Hiddenhausen für ein nachhaltiges Verkehrskonzept/Tunnel durch den Berg" die Diskussionen der vergangenen Tage. Angesichts der Kritik an den Plänen für einen Neubau der Trasse will die Initiative daran erinnern, dass eine mögliche Alternative - ein Ausbau der bestehenden Strecke für Geschwindigkeiten bis zu 200 km/h - für die Gemeinde Hiddenhausen weitreichende Folgen hätte. "Ein Ausbau der Bestandsstrecke würde unsere Lage verschlechtern", sagt Wolfgang Schmidt. So benötige eine Schnellbahntrasse deutlich mehr Platz als die jetzt schon vorhandenen fünf Gleise. Es würde also eine Schneise durch die Gemeinde entlang der Bahn geschaffen. Zahlreiche Anwohner würden ihre Häuser verlieren, andere vor eine Lärmschutzwand rücken. Ausbau ist nicht die "harmlosere Variante" Die erforderliche Breite lasse sich abschätzen, wenn man den zwischen der Bahntrasse und der neuen Feuerwache an der Bahnhofstraße freigelassenen Raum betrachte. Diese Schneise würde sich bei einem Ausbau auch durch Löhne und andere betroffene Gemeinden entlang der Bestandstrasse ziehen. "Selbst wenn es bei fünf Gleisen bliebe, würde es mehr als neun Meter breiter werden", sagt Wolfgang Körner-Hemicker. Zudem würden die Schienen nicht mehr auf Schotter, sondern auf Beton gebettet. Dieser übertrage den Schall jedoch stärker auf den Unterboden. Daher wären hohe Lärmschutzwände erforderlich. "Zudem ist es quasi unmöglich, eine Strecke im laufenden Betrieb umzubauen", verweist Rainer Riemann auf einen weiteren Nachteil. Aus Sicht der Schweichelner ist ein Ausbau der Bestandsstrecke nicht die "harmlosere Variante", auch dabei werde viel zerstört. Eine Neuplanung der Bahnstrecke zwischen Bielefeld und Hannover sei wirtschaftlich nur vertretbar, wenn deutlich höhere Geschwindigkeiten einen entsprechenden Zeitgewinn brächten. Nachdem sich herausgestellt habe, dass der Ausbau der Bahnstrecke durch Hiddenhausen dies nicht ermöglichen kann, werde in der Öffentlichkeit immer noch eine ergebnisoffene Prüfung verlangt. Initiative will mehr Verkehr auf die Schiene verlagern "Da drängt sich der Verdacht auf, dass manch einer darunter immer nur an Streckenführungen dachte, die ohne Neutrassierungen auskommen", heißt es von der Initiative, die sich für eine Prüfung der Alternativen ohne Vorbehalte ausspricht. Durch einen Trassenneubau könnte Güterverkehr auf die jetzige Strecke verlegt werden. Die Einhaltung des Deutschland-Taktes von 31 Minuten hätte auch positive Auswirkungen auf den Nahverkehr. Die Mitglieder betonen den guten und regelmäßigen Austausch mit Bürgermeister Andreas Hüffmann und Landrat Jürgen Müller, bedauern aber, dass der Rat der Gemeinde Hiddenhausen keinen klaren Beschluss in dieser Hinsicht gefasst habe. Den Bau von neuen Autobahnen lehnt die Bürgerinitiative ab. "Das ist keine Lösung. Die Planungen müssen zu einer deutlichen Verlagerung des Transports von Menschen und Gütern auf die Bahn führen. Es muss konstruktiv weitergeplant und nach Lösungen gesucht, die menschen- und umweltverträglich sind", unterstreicht Wolfgang Schmidt.

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