Ukraine-Krieg

Hiddenhauser Unternehmen liefert fünf Blockheizkraftwerke in die Ukraine

Die Firma Sokratherm gilt als Erfinder des mobilen Blockheizkraftwerks und wurde von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit beauftragt.

Das Blockheizkraftwerk passt auf einen Anhänger. | © Sokratherm

07.01.2023 | 07.01.2023, 09:00

Hiddenhausen. In der Ukraine besteht aufgrund der gezielten Angriffe Russlands auf die Energieinfrastruktur ein erheblicher Bedarf an Kapazitäten zur Strom- und Wärmeerzeugung. Die Stadt Charkiw im Nordosten des Landes ist davon aufgrund ihrer Bedeutung als zweitgrößte Stadt der Ukraine und ihrer Nähe zur russischen Grenze besonders betroffen.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hat daher im Herbst vergangenen Jahres in einem offenen Verfahren die Hiddenhauser Sokratherm GmbH mit der Lieferung von fünf mobilen Blockheizkraftwerken (BHKW) nach Charkiw beauftragt. Sokratherm gilt seit Bau und Inbetriebnahme des ersten Exemplars 1995 in Hiddenhausen als Erfinder des mobilen BHKW. Darunter versteht man ein samt Zubehör auf einen Anhänger montiertes BHKW, das wechselweise an verschiedenen Standorten Strom und Wärme erzeugen kann.

Das Unternehmen habe nicht nur reichlich Erfahrung und Referenzprojekte mit den sehr effizienten und zuverlässigen „BHKWmobil“-Aggregaten aufweisen, sondern auch besonders kurze Lieferzeiten realisieren können, um noch in diesem Winter die notwendige Unterstützung zu erbringen, heißt es in einer Mitteilung von Sokratherm.

Zwei Module sind schon in Charkiw eingetroffen

"Wir sind glücklich und stolz, diesen Auftrag gewonnen zu haben. So können wir mit unseren Aggregaten einen sinnvollen Beitrag leisten, um den Menschen in der Ukraine zu helfen und das Leid zu lindern“, freut sich Joachim Voigt, Vertriebsleiter bei Sokratherm.

Die beiden Sokratherm-Geschäftsführer Hermann und Johannes Meinhold vor einem BHKW am Firmenstandort in Hiddenhausen. - © Jobst Lüdeking
Die beiden Sokratherm-Geschäftsführer Hermann und Johannes Meinhold vor einem BHKW am Firmenstandort in Hiddenhausen. | © Jobst Lüdeking

Die ersten beiden BHKW-Kompaktmodule sind bereits in Charkiw eingetroffen, drei weitere werden im Februar folgen. Sie sind für den Netzersatzbetrieb vorbereitet, können also sowohl parallel zum Netz betrieben werden, als auch bei Netzstörung die Versorgung der zuvor definierten Notstromschiene mit den wichtigsten Stromverbrauchern übernehmen.

Anders als reine Stromgeneratoren machten Blockheizkraftwerke auch die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme nahezu vollständig nutzbar. Der gelieferte Typ GG 70 VR mobil erzeuge nicht nur 71 Kilowatt Strom, sondern auch 116 Kilowatt Wärme und erziele somit einen Gesamtwirkungsgrad von 93 Prozent, schreibt das Unternehmen.

Umzug dauert nur wenige Stunden

Durch die mobile Ausführung könnten die BHKW dort eingesetzt werden, wo die Energie am dringendsten benötigt werde. Der Umzug zwischen zwei Standorten inklusive der Anschlussarbeiten dauere jeweils nur wenige Stunden. Diese Standorte werden voraussichtlich Krankenhäuser, Verwaltungsgebäude, Wohngebiete sowie Bildungs- und Pflegeeinrichtungen sein. Die Betriebsführung der Anlagen übernimmt der regionale Energieversorger vor Ort, der von Sokratherm mit Hilfe von Online-Schulungen vorbereitet wird.

Nach Überwindung der aktuellen Notsituation könnten die BHKW auch stationär zur hocheffizienten Versorgung von Objekten mit Strom und Wärme eingesetzt werden, heißt es weiter. Mittelfristig sei auch die in Deutschland übliche Anwendung möglich, das mobile Aggregat im Winter in einer Schule und im Sommer in einem Freibad einzusetzen. Dies würde auch an das erste BHKW-Projekt von Sokratherm in der Ukraine anknüpfen, bei dem 2010 zwei BHKW-Kompaktmodule GG 402 zur Versorgung eines Schwimmbades im Großraum Kiew geliefert wurden.

Das familiengeführte Unternehmen Sokratherm ist seit 45 Jahren ein führender Hersteller von kompakten Blockheizkraftwerken, die nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) aus Erdgas, Klärgas oder Biogas Strom und Wärme erzeugen. Sie können bereits heute mit bis zu 20 Prozent Wasserstoffanteil und nach Umrüstung mit 100 Prozent Wasserstoff betrieben werden.

Bis zu 60 Prozent CO2-Einsparung

Inzwischen hat Sokratherm zweitausend BHKW-Kompaktmodule im Leistungsbereich 50 bis 1.000 Kilowatt elektrisch (kWel) an Kunden aus Versorgungswirtschaft und Industrie sowie an Dienstleister der Energieversorgung, Hotels und Kommunen geliefert. Im Vergleich zur konventionellen Strom- und Wärmeerzeugung sparen dezentrale Blockheizkraftwerke laut Sokratherm bis zu 60 Prozent CO2 ein. Darüber hinaus benötigten sie etwa 30 Prozent weniger Primärenergie und verminderten dadurch die Energiekosten erheblich.