Warum der Winterdienst schon im August ausgebucht ist

Hiddenhausen. Die Bilder aus dem Februar dieses Jahr sind immer noch präsent. Hiddenhausen ist von Schneemassen eingedeckt, auf den Straßen geht es weder vor noch zurück. Nach und nach räumen Mitarbeiter des Bauhofs die Straßen. Und mitten drin in diesem Schneechaos befindet sich Michael Meier und sein kleines Team vom gleichnamigen Hausmeisterservice aus Eilshausen. Mit Treckern, umgebauten Rasenmähern und Schneeschaufeln bahnen sie Wege durch die Gemeinde. "Da waren wir im Dauereinsatz", erinnert sich Meier ein gutes halbes Jahr später. Jetzt ist Sommer, Ende August, und man könnte fragen: Wer denkt jetzt schon an den Schnee und die eisigen Temperaturen? So viel Vorausplanung scheint doch arg weit hergeholt, oder? Meier widerspricht: "Bereits im August beginnt die Winterdienstvorbereitung." Ende September sei es dafür bereits zu spät. Neukunden kann er kaum aufnehmen: "Ich bin voll bis unter's Dach", sagt Meier. Eine der Ursachen für die hohe Nachfrage, mutmaßt Meier, liegt im demografischen Wandel begründet. Die Menschen werden älter, wollen möglichst lange daheim bleiben, können vieles jedoch nicht mehr selbst erledigen. In solchen Fällen seien dann er, seine Frau und seine drei Mitarbeiter gefragt. Im Winterdienst "schließen wir die kleine Lücke zwischen Gemeinde und Privatleuten", nennt der Eilshauser ein Beispiel. "Wenn es schneit, ist es zu spät", sagt Meier In einer großen Halle auf dem Hof der Familie befinden sich die Maschinen für die kommenden Einsätze und eine Werkstatt für die Reparaturen derselbigen. Neueste Errungenschaft ist ein Keilschneepflug, der mit dem ebenfalls erst zwei Jahre alten japanischen Trecker über Hydraulik verbunden ist. "Wir modernisieren immer." Gerade jetzt im Sommer werde getüftelt, geschraubt, experimentiert. "Wenn es schneit, ist es zu spät." Viele hätten ihn für die neuen Anschaffungen belächelt. Die Winter werden milder, Schnee fällt keiner mehr. Da investiert niemand in neue Technik. Der Februar in diesem Jahr hat gezeigt: Es geht auch anders. "Winterdienst - das ist wie die Suche nach Gold", vergleicht der 49-Jährige. Manchmal schneit es heftig, manchmal bleiben die Maschinen den ganzen Winter über in der Halle. Kommt der Wintereinbruch, sind sie dafür in jenen Tagen oft pausenlos unterwegs. "Im Februar waren es viele spontane Anrufe. Zum Beispiel: Der Pflegedienst steckt fest. Den lassen wir natürlich nicht im Stich. Da ist einiges los gewesen", berichtet der Familienvater rückblickend. Generell zieht er ein positives Fazit des vergangenen Winters. "Die Gemeinde hat sich tapfer geschlagen. Und Nachbarn haben sich gegenseitig unterstützt. Da sind wir dann doch wieder ganz Dorf", resümiert er. "Ich verstehe mich als klassischen Hausmeister" Dass Michael Meier ein Hausmeister im Dauereinsatz, ein "Hansdampf in allen Gassen" wurde, ist eigentlich einem Unglück zu verdanken. Meier ist gelernter Maurer und arbeitete bis vor neun Jahren als Angestellter für ein Bauunternehmen. Das ging insolvent und Meier verlor seinen Job. Es war gerade der Dezember des Jahres 2012 angebrochen, den Kopf in den Sand stecken, kam für ihn damals nicht in Frage. Er beschloss kurzerhand, einen Winterdienst anzubieten. "Mit einem Fiat und einer Schneeschaufel habe ich angefangen." Es lief gut, der Winter zog sich bis in den April und Meier hatte eine berufliche Zukunft. Seinen Hausmeisterservice baute er über die Jahre aus: Wohnungen entrümpeln, Müll rausstellen, Gartenpflege, den Bürgersteig kehren. "Ich verstehe mich als klassischen Hausmeister." Aus der "One-Man-Show" ist eine kleine Firma geworden. Mit seinem Team betreue er mittlerweile etwa hundert Kunden in der Umgebung. Noch viele weitere mehr könne er derzeit nicht aufnehmen. Deshalb sucht Meier für den Winter ortsansässige Kollegen, mit denen eine Zusammenarbeit denkbar wäre. Denn die Vorbereitungen auf die kalte Jahreszeit müssen jetzt, im Sommer, abgeschlossen werden: "Der nächste Winter kann kommen", sagt der umtriebige Hausmeister Meier voller Zuversicht.

Meistgelesen