Waldbaden setzt auf die heilende Kraft von Bäumen und Wald

Hiddenhausen. Rund zwei Hektar groß ist der lichte Buchenwald in Bad Salzuflen, in dem Klaus Heidel Menschen die Möglichkeit bietet, dem stressigen Berufsalltag zu entkommen und den Wald mit allen Sinnen neu zu erleben. &bdquo;Das Waldbaden Shinrin Yoku kommt aus Japan", sagt der 51 Jahre alte Hiddenhausener, der im zivilen Leben als Baumsachverständiger und Baumkontrolleur arbeitet: &bdquo;In Japan wird Waldbaden in manchen Fällen sogar medizinisch verordnet, denn Studien haben erwiesen, dass der achtsame Aufenthalt im Wald messbar Blutdruck und Blutzucker senken, Stresshormone abbauen und aktiv beim zur Ruhe kommen helfen kann." Heidel praktiziert das Waldbaden seit acht Jahren und schloss vor drei Jahren eine Ausbildung zum Kursleiter bei Anette Bernjus ab. Seither hat er Kurse angeboten und in ganz OWL nach einem Stück Pachtwald für seine Angebote gesucht. Seit September kann er das rund 100 x 200 Meter große Waldstück nutzen und terminlich flexibel auf Anfragen reagieren. Waldbaden ist ein Angebot für das ganze Jahr &bdquo;Die Auszeiten biete ich ganzjährig bei jedem Wetter außer Sturm und Gewitter an", sagt er: &bdquo;Der Wald ist bei jeder Jahreszeit und jedem Licht anders. Außerdem schafft er sein eigenes Klima – im Sommer ist es im Wald kühler als draußen, im Winter wärmer." Passende Kleidung sei daher wichtig. &bdquo;Die Menschen sollten lieber etwas zu warm angezogen sein", sagt er, &bdquo;denn bei den rund vierstündigen Aufenthalten werden keine großen Strecken zurückgelegt. Wir gehen viel langsamer als gewöhnlich, und es gibt es viele Phasen des zur Ruhekommens in Hängematten oder Solozeiten, in denen einfach nur geschaut oder geatmet werden kann." Atem- und Achtsamkeitsübungen und an das Qigong angelehnte Bewegungsübungen ergänzen sich mit Informationen darüber, welche Stoffe in den Waldatmosphäre gut für Gesundheit, Geist und Seele sind. Wer möchte kann auch viel über die Waldbiologie erfahren, denn das Wissen dazu bringt Heidel aus seinem Hauptberuf mit. Kleine Hilfsmittel wie etwa Taschenspiegel sorgen für neue Perspektiven. Mit den Spiegeln kann man in die Baumkronen schauen, ohne sich den Hals zu verrenken, gleichzeitig verschieben sie Größenverhältnisse. Hängematten laden dazu ein, einfach mal ins Blätterdach zu schauen. Der Weg in den Wald führt durch ein symbolisches Tor, vor dem die Menschen ihre Alltagssorgen zurücklassen sollen. &bdquo;Lösen kann ich die Probleme der Menschen natürlich nicht", sagt Heidel, &bdquo;aber der Wald kann eine durchaus therapeutische Wirkung entfalten." Heidel bietet sein Waldbaden für unterschiedliche Zielgruppen wie Kinder, Gruppen und natürlich Einzelpersonen an. Neben den normalen vierstündigen Terminen bietet er auch kompakte zweistündige After-Work-Auszeiten an. Viele der bei Heidel erlernten Übungen können die Teilnehmer in ihren Alltag einbauen und sich so Auszeiten schaffen, in denen sie ihre Akkus wieder aufladen können. Naturerfahrung als Motivation für den Naturerhalt Das Waldbaden hat neben der positiven Wirkung auf die Menschen auch einen positiven Nebeneffekt für Natur und Wald. &bdquo;Der achtsame und wertschätzende Umgang mit der Natur und die darin erfahrene Heilung, lässt in den Menschen das Bedürfnis wachsen, zur Heilung des Waldes beizutragen", sagt er: &bdquo;So entsteht Naturschutz aus einer inneren Haltung heraus." Gerade in Zeiten von Dürresommern, Klimawandel, neuen Schädlingen aber auch Corona, sei es wichtig, dass die Menschen nicht nur Wissen über die Bedrohung der Natur aus Medien und Statistiken beziehen, sondern auch in der Natur deren heilende Wirkung auf den Menschen erfahren. Die achtsame Naturerfahrung könne so zu einer Win-Win-Situation für Mensch und Natur werden.

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