Der Herr der Deckel

Lippinghausen. Als Kind begann die Bierdeckel-Sammelleidenschaft von Horst Büscher. "Mein Vater arbeitete bei der Herforder Brauerei und so kam ich recht einfach an viele lokale Deckel, die ich an die Wand meines Zimmers hängte", erinnert sich der 67-Jährige. Als Schüler war er den Anblick Hunderter von Bierdeckel jedoch leid und stellte seine Sammelaktivitäten ein.Sein Sohn Holger war es, der ihn vor mehr als 35 Jahren erneut auf die Bierdeckel brachte. "Er wollte unbedingt etwas sammeln, also erzählte ich ihm, dass ich in seinem Alter Bierdeckel gesammelt habe und er begann damit", sagt Büscher. Aber auch Sohn Holger verlor das Interesse und gab das Sammeln nach einer Weile wieder auf. Das Interesse von Horst Büscher war allerdings neu geweckt: "Und so baute ich auf seiner Sammlung von 300 Deckeln auf."Heute hat der Lippinghauser mehr als 54.000 Einzelexemplare deutscher Brauereibierdeckel. "Es gibt auch viele Sammler, die internationale oder Deckel mit bestimmten Motiven sammeln", berichtet der Rentner. Seine Leidenschaft beschränkt sich jedoch auf die Deckel, nicht das Bier an sich. "Ich trinke sicher ab und an mal gern ein Glas, aber dieDeckel bereiten mir mehr Freude."Am meisten interessiert Büscher daran die Geschichte dahinter, die er oft durch Impressumsangaben nachvollziehen kann."Die Deckel sind eine reine Sammelleidenschaft. Einen Wert, wie etwa bei Briefmarken, gibt es nicht, da wird eins gegen eins getauscht."Dennoch ist die Sammlung von Büscher vermutlich die Größte im Kreis Herford: "Ich weiß noch von einem anderen Sammler in Herford, der interessiert sich jedoch für internationale Deckel."Und so eine Anzahl Deckel muss gut verwaltet sein. In Büschers Keller ist das Regal prall gefüllt. In nach Buchstaben sortierten Kisten ordnet Büscher seine Deckel nach Städten. Darunter befinden sich auch einige besondere Exemplare. "Ich freue mich besonders über Deckel alter, heimatnaher Brauereien, wie Vollbracht in Vlotho." 1954 verließ das letzte Bier Vlotho, die Deckel, die Büscher hat, sind teilweise noch viel älter.Der Älteste ist heute kaum lesbar: "Der ist wirklich nicht repräsentativ, aber besonders. Denn die Brauerei, die ihn gestaltet hat, hat bereit 1919 zugemacht." Der Deckel ist also um die 100 Jahre alt. Eine Zeit, in der sich auch in der Branche viel getan hat. "Ein Vertreter der Barrebrauerei erzählte mir mal, dass sie früher sechs bis sieben Sonderdeckel pro Jahr herausgegeben haben. Heute bieten sie den Vereinen entweder Geld für Werbung an oder einen Sonderbierdeckel, und die entscheiden sich meist für Ersteres."Auch an den Deckeln selbst sind Veränderungen sichtbar. "Ganz besonders bei der Schrift. Ich habe noch ein paar, die in Sütterlin geschrieben sind. Aber auch die Dicke der Pappe hat sich geändert", weiß Büscher. Die heutigen Deckel sind meist nicht mal halb so dick, wie die, die vor dem Zweiten Weltkrieg hergestellt wurden. An Nachschub gelangt der ehemalige Mitarbeiter im öffentlichen Dienst auf Tauschtreffen, erst am Wochenende war er auf einem im Hamm. "Das ist immer interessant, auch wenn man selbst nicht fündig wird. Denn vielleicht kann man jemand anderem aushelfen - irgendwann gleicht sich das dann wieder aus." Darüber hinaus tauscht Büscher auf dem Postweg regelmäßig mit Sammelkollegen.Büscher ist sich sicher, noch lange nicht jeden Deckel zu besitzen: "Sicher liegen noch viele Schätze auf Dachböden verborgen, die noch nicht gefunden wurden." Falls jemand solch einen Schatz findet oder weiß, dass er einen solchen besitzt, würde sich Büscher freuen, einen Blick darauf werfen zu können. Denn vielleicht ist darunter noch einer, der die Sammlung des Lippinghausers vervollständigen kann.

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