Sundern

Von Lustgärtnern und dem Verlust des Uphofes

Geschichten aus dem Kirchspiel: Was sich auf dem einstigen Vorwerkshof seit dem Jahr 1260 so alles abspielte

Die Kirche in Sundern steht auf historisch interessantem Grund. | © FOTO: FRANK-MICHAEL KIEL-STEINKAMP

23.12.2014 | 23.12.2014, 10:00

Sundern. Der Uphof in Sundern war im Laufe der Jahrhunderte Schauplatz vieler Ereignisse. Gegründet wurde der abteyliche "Vorwerkshof" von der Fürstabtei Herford um das Jahr 1260. Er lag etwa nördlich hinter der jetzigen langen Brede und der heutigen Friedrich-Ebert-Straße.

Als Vorhof der Abtei sollte er für die direkte Bewirtschaftung der Ländereien zuständig sein, die alle ohne einen Dritten (Lehnsnehmer), allein nur der Abtei unterstanden. Durch diesen Hof erhofften die Äbtissinen, dass es nicht mehr in der Abtei zu Engpässen in der Nahrungsmittelversorgung kommen konnte. An der Spitze dieses Uphofes stand ein Verwalter, der neben dem Vogt (Polizeidiener) für die Führung des Hofes und der Ländereien (Dekanatsland) zuständig und direkt den Äbtissinen unterstellt waren.

Als am 18. Dezember 1678 der abteyliche Gärtner Cord Hölbse (1596-1678) im Gärtnerhaus in der Fürstabtei Herford auf der Freiheit starb, stellte Äbtissin Elisabeth II. Pfalzgräfin bei Rhein (Amtszeit von 1667-1680) den Gärtner Carl August Clemens (1653-1745) als dessen Nachfolger ein. Dieser musste mit einigen anderen Gärtnern, "die Lustgärten Ihrer Hochfürstlichen Durchlaucht" pflegen und erhalten.

Über die Herkunft des Gärtners ist nichts bekannt, nur das er um 1677 eine Margerethe (geborene im Vorhofe (Bensiek)) heiratete. Sie war die Tochter des Schäfers Willm im Vorhofe (um 1605-1672) und seiner Ehefrau Catharina (1612-1678), die im Schäferhaus auf dem Uphof wohnten. Der Sohn dieses Ehepaares, Peter Henrich Clemens, (geboren 1694), der ebenfalls Gärtner in der Fürstabtei war, hatte neben anderen Kindern, die Söhne Christoph Henrich Clemens, (1726) und Carl Dietrich Clemens (1729-1787).

Christoph Henrich Clemens wurde ebenfalls Gärtner in der Fürstabtei Herford. Von seinen drei Söhnen wurde Carl Henrich (1755) "Wundarzt, Bader, Feldscherer und Barbier". Er eröffnete um 1783 eine "Barbierstube" in Berlin-Köpenick. Sein Vater musste noch im gleichen Jahr eine Bürgschaft von mehreren hundert Talern für ihn übernehmen. Der Vater starb später in Berlin.

Carl Dietrich Clemens (1729-1787) konnte als Verwalter des Uphofes beginnen, als dort am 4. Juni 1763 Johann Henrich im Vorhofe (Cortemeier) (1677-1763) starb. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Carl Dietrich Clemens um 1774 Johanne Louise, geb. auf der Heyde, (1755). Rund 24 Jahre war er Verwalter auf dem Uphof Sundern gewesen, als er 1787 verstarb.

Seine Witwe heiratete am 6. März 1788 den in Halle/Westfalen geborenen Johann Hermann Meyer (1744-1803). Dieser hatte das Verwalteramt bis zu seinem Tod am 16. April 1803 inne. Nach ihm kam noch als letzter Verwalter der in Bermbeck geborene Berend Henrich Kruse (1769-1815). Danach wurde der Uphof Sundern durch die Säkularisierung durch Preußen aufgelöst, seine Ländereien aufgeteilt und verkauft.

Es hätte aber auch anders kommen können, wäre auf dem Uphof von 1815 rückwirkend zirka 44 Jahre, von ungefähr 1770 an, ein und dieselbe Familie als Verwalter tätig gewesen. Diese hätten den gesamten Uphof mit allen Ländereien als Eigentum kostenfrei erhalten. Gleiches ist mit vielen Höfen, wie Duisdiekerhof und anderen so geschehen.