Lippinghausen. Nein, dieser Freitag hat so gar nichts Heimeliges. Schneegraupel fällt vom bleigrauen Himmel und die feuchte Kälte kriecht unter die Kleidung bis in die Knochen. Verloren stehen drei Verkaufswagen auf dem Lippinghauser Dorfplatz zwischen Bürgerhaus, Kindertagesstätte und Wolleladen. Ein paar Kunden haben sich trotz des ungastlichen Wetters eingefunden.
Ganz neu dabei ist auch Maher Hadidi mit seinem Stand mit griechischen und türkischen Spezialitäten. Der aus Lage angereiste Händler strahlt trotz der kühlen vier Grad Fröhlichkeit aus. Ihm gegenüber bringt Burkhard Höner seine Ware, Eier, Wild und Geflügel, an den Mann oder die Frau. Höner ist ein Urgestein der Markthändlerszene. "Ja, ich mache das schon ein paar Jahre und deshalb habe ich viel Stammkundschaft. Früher war es hier aber besser, doch jetzt haben viele Geschäfte geschlossen. Das ist nicht besonders hilfreich", sagt Höner. "Aber", fügt er hinzu, "der neue Besitzer ist optimistisch, dass es aufwärts geht."
Das sieht nebenan gerade nicht so aus. Der erst vor wenigen Monaten gestartete Backshop hat Anfang Januar schon wieder dicht gemacht. "Das ist für uns nicht gut", sagt Apothekerin Ulrike Deus-Heibrok. Gerade ihre Branche lebe von der Laufkundschaft. Derzeit habe auch der Hausarzt Urlaub. "Das merken wir schon", sagt sie.
"Es wäre schön, wenn der Dorfplatz in Lippinghausen wieder als Ortsmittelpunkt wahrgenommen würde", sagt sie. Auf dem Platz hat auch Norbert Bökhaus aus Altenhagen seinen Verkaufsanhänger aufgestellt. Er ist erst seit Jahresbeginn in Lippinghausen auf dem Markt. "Der Winter ist schon eine schwierige Zeit. Es wäre wirklich gut, wenn noch weitere Händler ihren Weg nach Lippinghausen fänden. Genug Potenzial ist da", sagt Bökhaus.
Einen Fischhändler und einen Stand mit frischem Obst und Gemüse wünscht sich Anja Springer, die in der Apotheke arbeitet. Ihre Kollegin Ulrike Deus-Heibrok wünscht sich weitere Ärzte in Lippinghausen. Da gebe es jedoch Probleme. "Eine Frauenärztin aus Herford würde sich gern ansiedeln. Es gibt aber Beschränkungen für Fachärzte." Auch ein Kinderarzt fehle dringend in der Großgemeinde. Doch die drei Praxen in Herford, Bünde und Enger müssten reichen. Nun setzt Deus-Heibrok ihre Hoffnungen in eine Alternativmedizin-Praxis, die sich am Rathausplatz ansiedeln könnte. "Für die gibt es keine Beschränkungen."
Investor Martin Siegel sieht die Lage ein wenig anders: "Die Apotheker- und Ärztekammer hat mir zugesichert, dass sie zwischen den Medizinern und mir vermitteln will." Die Kassenärztliche Vereinigung müsse nach Siegels Informationen die Niederlassung einer Gynäkologin oder eines Kinderarztes in Hiddenhausen genehmigen.
"Hiddenhausen hat nicht nur genug Potenzial, sondern erfüllt mit rund 20.000 Einwohnern auch die Kriterien", sagt Siegel. Die Kassenärztliche Vereinigung sehe gute Chancen für weitere Arztpraxen in Lippinghausen. "Es scheint aber derzeit wenig Interesse von Seiten der Ärzte zu geben", vermutet Siegel. Sollten sie nach Lippinghausen kommen wollen, könne er mit der alten Post ein gut geeignetes Gebäude anbieten.
"Wir würden es so umbauen, dass es attraktiv für Ärzte wird. Dazu gehört nicht nur der barrierefreie Zugang, sondern auch viele Parkplätze", wirbt Siegel für den Standort Rathausplatz. "Außerdem wären sie solide, langfristige Mieter."