HIDDENHAUSEN

In der Küche König sein

Neues Unternehmen "Meine Küche" entwirft individuelle Küchen

14.03.2012 | 14.03.2012, 11:12

Hiddenhausen. Die vier Männer wissen, was sie tun. Auch wenn das, was sie gerade tun, in ihrer Branche sehr ungewöhnlich ist: Sie bauen eine Produktionsfirma für Küchen auf. Sie heißt "Meine Küche" und sitzt im Industriegebiet Bustedt.

Die vier Männer sind seit vielen Jahren Profis in der Branche. Prokurist Aard van de Kamp war viele Jahre als Handelsvertreter tätig, Klaus Adamek als Entwickler und ebenfalls als Handelsvertreter. Geschäftsführer Jeroen Hoogswerfs Vater verkauft Küchen in den Niederlanden. Volker Wittland war in der Geschäftsleitung der untergegangenen Küchenmanufaktur E+K tätig. Dort haben sich alle Beteiligten kennen gelernt.

Als E+K auch als German Kitchen gescheitert war, vermisste Hoogwerfs Vater deren auf besondere Kundenbedürfnisse angepasste Produkte. Hoogwerf, van de Kamp, Adamek und Wittland fanden zusammen, setzten viel Eigen- und wenig Fremdkapital ein und gründeten die Firma "Meine Küche". Auf den Namen war Geschäftsführer Hoogwerf gekommen. "Er ist es meine Küche in meiner Firma, dann ist es die Küche des Händlers, der sagt ,Meine Küche‘, am Ende sagt das der Kunde auch", erläutert van de Kamp die Namensidee.

Millimetergenau auf den Küchenraum abgestimmte Küchen

Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist das der Manufaktur kombiniert mit industriell vorgefertigten Zulieferteilen. Unter- und Oberschränke werden bei Zulieferern gekauft und die Fronten in Kommission genommen. Daraus bauen die Holzmechaniker in der Produktion millimetergenau auf den Küchenraum abgestimmte Küchen.

"Muss ein Schrank angepasst werden, nehmen wir ein etwas breiteres Modell und schneiden Rückwände und Böden auf Maß", sagt Adamek. Damit sei die Produktion preiswerter, als wenn alles selbst gefertigt werden würde. "Wir sind flexibler als ein Massenproduzent, aber preiswerter als eine reine Manufaktur", sagt Wittland.

Die Finanzierung des seit Mai 2011 bestehenden Unternehmens sei nicht einfach gewesen, trotz des hohen Eigenkapitals. Die Bankenkrise habe eine Rolle gespielt, aber auch die Lage der Branche. "Wir haben mit vielen Banken gesprochen", sagt van de Kamp. Eine Volksbank habe die Finanzierung zugesagt. Viele Maschinen sind – oft über Umwege – aus dem Bestand von E+K übernommen worden. Andere mussten neu gekauft werden. Die Mitarbeiter kommen ebenfalls von E+K.

Mitbewerber empfänden das Unternehmen als Bereicherung

Die Branche habe die neue Firma wahrgenommen. "Es ist die erste Gründung einer Produktion seit wohl 40 Jahren", sagt van de Kamp. Die Händler hätten zwei Reaktionen gezeigt. Die einen warteten ab, andere seien gleich voll eingestiegen. "Diese Händler sind erfolgreich mit unseren Produkten", sagt van de Kamp. Der Katalog sei vergleichsweise schmal und deswegen gut überschaubar, für Händler wie für Kunden. Die Mitbewerber empfänden das neue Unternehmen als Bereicherung, hat Adamek wahrgenommen.

Die Männer im Alter zwischen Mitte 30 und Ende 40 haben schon bei E+K über Produkt- und Produktionsverbesserungen nachgedacht. "Die haben wir hier dann umgesetzt", sagt Wittland. Innerhalb von fünf Monaten sei die Produktion aufgebaut worden.

Im November 2011 hat die erste Küche die Halle an der Industriestraße verlassen.
Zur Zeit kann Meine Küche zwei Küchen am Tag ausliefern, in spätestens fünf Jahren sollen es fünf bis zehn sein. Prokurist van de Kamp rechnet dann mit etwa acht bis zehn Millionen Umsatz.

Noch ist das Unternehmen – vor allem wegen der Anlaufkosten – nicht profitabel, soll es nach Plan aber bald sein. "Wir sind auf einem guten Weg", sagt Adamek. Aus zwölf Mitarbeitern sollen 20 werden. "Wichtig ist, dass es uns und den Mitarbeitern auch in fünf Jahren noch Spaß macht, hier zu arbeiten", sagt van de Kamp.