Herford

Afrikas Kampf gegen Aids hat viele Gesichter

Fotoausstellung im Haus unter den Linden eröffnet / Help Age sucht 5.000 Paten, die alleinerziehende Großmütter unterstützen

Bürgermeister Bruno Wollbrink (v.l.), Christiane Ebmeier (Welthaus Bielefeld), Faith Hofmeister, Joelle Akoa (vorne) mit den Kindern Grace und Sharon (Gospelchor Ebenezer) sowie ihrem Baby, Ali Mohamed, Theodor Kragaba, Sonja Begalke (Help Age, Osnabrück), Svende Dreier (Mitarbeiterin im HudL) und Hartmut Giebel (Leiter des HudL). | © FOTO: FRANZISKA WERNER

09.11.2009 | 09.11.2009, 00:00

Herford. Wie Mütter aussehen, die ihre eigenen Kinder zu Grabe getragen haben und nun allein ihre Enkel großziehen müssen, zeigt die aktuelle Ausstellung im Haus unter den Linden (HudL). "Die Fotos haben sehr viel Tiefgang", schrieb eine Besucherin in das Gästebuch. Abgelichtet sind die "Stillen Heldinnen", afrikanische Großmütter, die ihre Kinder an Aids verloren haben.

Die Gesichter wirken ausgemergelt, manche strahlen sowohl Zuversicht, als auch Verzweifelung aus : "Die Großmütter sind Kämpferinnen, sie würden alles für ihre Enkel geben", erzählt Sonja Begalke, Mitarbeiterin der Hilfsorganisation "Help Age". Diese engagiert sich weltweit für die Rechte von älteren Menschen. "Mit dem HudL haben wir eine Örtlichkeit gefunden, die auch überwiegend mit älteren Menschen arbeitet", sagt Begalke, die sich darüber freut. Zur Unterstützung des Projektes "MUSA", mit dem afrikanische Großeltern bei der Pflege ihrer – zum Teil ebenfalls erkrankten – Enkelkinder unter die Arme gegriffen werden soll, sucht die Organisation nämlich noch 5.000 deutsche Großeltern als Paten.

"Das Problem ist, dass Aids immer noch ein Tabuthema ist, da es mit Sexualität eng verbunden ist. Gerade Ältere tun sich deshalb schwer damit", sagt Hartmut Giebel, Leiter des HudL. Aus diesem Grund betreut das von "Help Age" initiierte Projekt "MUSA" Seniorengruppen in Afrika, in denen zum einen über den Gebrauch von Kondomen gesprochen wird, zum anderen über Sicherheitsvorkehrungen bei der Pflege der erkrankten Enkelkinder. "Das ist wichtig, da natürlich auch ältere Menschen noch Sex haben, obwohl man in Afrika darüber genauso wenig spricht wie bei uns in Deutschland", merkt die Mitarbeiterin der Hilfsorganisation an.

Obwohl in Afrika ganze Familien allein von der Rente der Großeltern leben, werden alleinerziehende Großmütter in Afrika stigmatisiert. In den Augen vieler sind sie Schuld am Tod ihrer Kinder: Die Gesellschaft wirft ihnen vor, sie nicht zur Enthaltsamkeit ermahnt zu haben. Oft wird nicht wahrgenommen, dass Ansteckungen auch durch sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung entstehen können. Auch über die Wege der Ansteckung herrscht in Afrika vielerorts noch große Unwissenheit. Speziell auf dem Land ist der Glaube verbreitet, dass es sich bei Aids um das Wirken von bösen Geistern handelt. Aufklärungsarbeit ist deshalb, neben der Armutsbekämpfung, das Hauptziel von Help Age.