
Herford. Der 19-jährige Nico Lahne aus dem Kalletal wurde vor knapp drei Wochen auf der Bünder Straße von einem Auto angefahren, vom Fahrer einfach liegen gelassen. Niemand half ihm. Die neunjährige Herforder Schülerin Anneke Witte erlebte bei einem Fahrradsturz an der Vlothoer Straße das genaue Gegenteil.
"Ich war auf dem Nachhauseweg von der Schule", erzählt die Gymnasiastin über den letzten Dienstag. Kurz vor der Straße, die Richtung Bismarckturm führt, passierte es: "Mein Schuhband kam in die Kette. Ich weiß, dass ich rückwärts gerollt bin, um es rauszubekommen." Vergeblich. Die Neunjährige rutschte die steile Böschung an der Vlothoer Straße herunter. Sie hatte Glück, zog sich nur Schürfwunden zu. Aber: "Ich lag da und konnte nicht mehr loskommen", erklärt das Mädchen, das gestern nochmal mit seiner Mutter an die Stelle des Sturzes gekommen war. "Mein anderes Hosenbein hatte sich im Fahrradständer verhakt." Aus eigener Kraft wäre sie nicht wieder auf die Beine gekommen.
Anders als im Fall des Kalletalers, der Passanten erfolglos um Hilfe bat und erst bei einer jungen Frau und den Türstehern der Disko "X" Unterstützung fand, hatte die Neunjährige gleich zwei Helfer. "Ich weiß, dass ein rotes und ein schwarzes Auto hielten. Ich weiß aber nicht mehr, was das für Autos waren", sagt das Kind. "Ein Mann, der noch zwei Mädchen im Wagen sitzen hatte, kam raus. Er hat den Schnürsenkel aus der Kette gezogen. Gleichzeitig kam auch noch eine Frau. Als ich wieder stehen konnte, haben sie mich gefragt, ob alles in Ordnung ist und ich unverletzt bin. Oder ob sie mich nach Hause fahren sollten", erinnert sich die Radfahrerin. "Weil der Mann zwei Mädchen im Auto hatte, glaube ich, dass es ein Vater war, der Kinder aus der Schule geholt hat", sagt Annekes Mutter Cornelia Witte, die sich auf diesem Wege bei den unbekannten Helfern bedanken möchte und aufzeigen will, dass es noch Menschen gibt, die "eingreifen, wenn andere Hilfe brauchen".