Herford. Seit 43 Jahren wohnt Norbert Kaiser (78) am Weddigenufer in Herford, seit 20 Jahren Elisabeth Weiss (92) im Obergeschoss über ihm. Doch so verzweifelt und wütend waren sie noch nie – wegen eines Wasserschadens vom 4. Juni, der erst nach 23 Tagen behoben wurde.
„Als die Bielefelder Heimstätten noch Vermieter waren, konnte man bei Problemen mit den Menschen reden", berichtet der pensionierte Polizei-Kommissar Norbert Kaiser. „Seit der Übernahme 2010 durch die LEG werden wir an eine Bielefelder Telefonnummer verwiesen, die inzwischen abgeschaltet ist." Bei der Düsseldorfer LEG-Nummer lege er nach zehn Minuten auf, weil er dann immer noch höre: „Sie werden gleich weiter verbunden oder können sich online melden." Auf eine Mail-Antwort warten sie immer noch.
Wegen des Lecks in der Dusche von Elisabeth Weiss ist Norbert Kaisers Küchenwand seit dreieinhalb Wochen feucht, Schimmel bildet sich. Der Technik-Service-Plus-Notdienst in Bad Aibling, ein Tochterunternehmen der LEG, schickte elf Handwerker. „Schlimm ist, keinen kompetenten Fachmann erreichen zu können. Wir bezahlen für einen Hausmeister, der aber telefonisch nicht erreichbar ist. Dieses Verhalten regt mich auf", schimpft Norbert Kaiser und schildert der NW die Chaos-Chronologie.
Eine Chronologie der vielen Versuche, den Schaden zu beheben
Pfingstsonntag, 4. Juni: Nach der Schadensmeldung kommt der erste Monteur, stellt als Ursache ein loses Wand-WC fest, erneuert die Dichtung und erklärt, es könnte alles in Ordnung sein.
Dienstag, 6. Juni: Erneute Schadensmeldung. Der zweite Handwerker erneuert die WC-Anschlussgarnitur und rät, einen Leckfinder einzuschalten. Das ginge aber nur über die Versicherung.
Mittwoch, 7. Juni: Dritte Schadensmeldung. Der nächste Monteur klopft Fliesen im Bad von Elisabeth Weiss ab – ohne Erfolg.
Donnerstag, 8. Juni: Der vierte Handwerker schließt ein Trocknungsgerät in Norbert Kaisers Küche an.
Samstag, 10. Juni: Der fünfte Monteur klopft im Bad von Elisabeth Weis weitere Fliesen ab, führt in die Rohre eine Kamera mit Kabel ein – das ist zu kurz. Auch er empfiehlt einen Leckorter.
Sonntag, 11. Juni: Elisabeth Weiss stellt das Wasser in ihrer Wohnung ab und macht zwei Wochen Urlaub.
Montag, 12. Juni: Der angekündigte Leckfinder kommt nicht.
Dienstag, 13. Juni: Die vierte Schadensmeldung mit Terminvereinbarung zur erneuten Lecksuche.
Ein Maler ersetzt das Trocknungsgerät, das Leck ortet er aber nicht
Mittwoch, 14. Juni: Ein Maler ersetzt das inzwischen defekte Trocknungsgerät in Norbert Kaisers Küche. Leckorter? Fehlanzeige! „Heute kommt keiner mehr", lautet die lapidare Telefonauskunft abends aus Bad Aibling.
Freitag, 16. Juni: Der siebte Handwerker stellt fest: Trotz Trockner habe Norbert Kaisers Wand immer noch volle Feuchtigkeit – obwohl das Wasser in der darüberliegenden Wohnung seit sechs Tagen abgestellt sei. Die Versicherung lässt über den Monteur ausrichten: „Wir setzen uns mit Bad Aibling in Verbindung und melden uns, wann der Leckprüfer kommt."
Donnerstag, 22. Juni: Der Leckfinder ortet einen Rohrbruch unter der Duschwanne von Elisabeth Weiss am 18. Tag nach der ersten Schadensmeldung. Er ruft den neunten Handwerker, der beim Ortstermin sechs bis acht Stunden Reperatur-Arbeitszeit ankündigt und tatenlos wieder fährt.
Montag, 26. Juni: Der Elisabeth Weiss telefonisch angekündigte Monteur erscheint aus Zeitmangel nicht. Norbert Kaiser informiert die NW.
Die Schaden-Hotline
Die LEG Immobilien AG ist ein börsenorientiertes Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf und verfügt über rund 128.000 Mietwohnungen.Astrid Mendolia aus der LEG-Pressestelle: „Die Technik-Service-Plus (TPS) Bad Aibling ist unsere Schaden-Hotline. Bei Frau Weiss und Herrn Kaiser kann das schief gegangen sein, weil ihre Schäden vielleicht jemand nicht weiter gegeben hat. Ob die Monteure vor Ort vielleicht auch noch Fehler gemacht haben, kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht hat es an allem ein bisschen gelegen."
Dienstag, 27. Juni: Astrid Mendolia aus der LEG-Pressestelle erklärt auf NW-Nachfrage: „Das tut uns unendlich leid und war nicht schön, dass die Mieter immer warten mussten. Wir entschuldigen uns ganz herzlich für die Unannehmlichkeiten unserer Mieter. Selbstverständlich erhalten sie eine entsprechende Entschädigung – meistens machen wir das in Form einer Mietgutschrift." Über die Höhe müsse man sprechen, weil die Trocknungsgeräte Strom produzieren. Dafür müsse der Fall abgeschlossen sein, aber da würden sie sich drum kümmern. Ihr Versprechen: „Wir sind mit Nachdruck dran. Spätestens am Mittwoch wird der Schaden behoben sein."
Tatsächlich machen sich Dienstag zwei Monteure ans Werk. Der zehnte von der Bielefelder Firma B & O gibt nach einer halben Stunde auf, will einen neuen Termin für Mittwochmorgen ausmachen.
Dazu kommt es nicht mehr, weil er über Elisabeth Weiss erfährt, dass sein Chef von der Technik-Service-Plus-Filiale aus Münster übernimmt. Der baut die Dusche ab, ersetzt das defekte T-Stück und erhält von Norbert Kaiser eine Flasche Wein für die geglückte Rohrbruch-Reparatur im elften Anlauf.