Herford

Erinnerung an einen mutigen Mann

Vor 70 Jahren wurde Heiko Ploeger verhaftet

Heiko Ploeger und seine Frau Henny wohnten im Hinterhaus der damaligen Kohlenhandlung Scharfe, die sich im zweiten Haus auf der linken Straßenseite befand. | © FOTO: KOMMUNALARCHIV

18.01.2014 | 18.01.2014, 15:14

Herford. In den Abendstunden des 18. Januar 1944, es war ein Dienstag heute vor 70 Jahren, wurde der Herforder Heiko Ploeger in seiner Wohnung in der Johannisstraße 36 verhaftet. Ein Blick zurück.

Zwei junge Frauen, die an diesem Abend dort gegen 20 Uhr entlang kamen, sahen auf der gegenüber liegenden Straßenseite einen dunklen Mercedes mit brennenden Scheinwerfern stehen. Weil damals Verdunkelungspflicht wegen der ständigen Bombenangriffe bestand, flachste eine der Frauen die zwei Männer an, die mit Hut und Ledermänteln bekleidet, am Wagen standen. Diese knurrten laut Überlieferung im Kommandoton zurück: "Verschwindet!"

Heiko Ploeger arbeitete in Zwölf-Stunden-Schichten in der sogenannten Kanonenfabrik des Bielefelder Maschinenbau-Unternehmens Dürkopp in Künsebeck. Er war vermutlich gerade erst nach Hause gekommen, als die Geheime Staatspolizei (Gestapo) ihn in Herford abholte.

Vor ihm lagen sieben Wochen Folter und Verhöre im Polizeigefängnis in der Bielefelder Turnerstraße. Es folgte ein weiteres halbes Jahr Gefängnishaft in Hamm und Dortmund, bis Ploeger am 15. September 1944 wegen "Wehrkraftzersetzung und Rundfunkverbrechen" hingerichtet wurde.

Einen Monat zuvor hatten ihn die Richter des Oberlandesgerichtes Hamm als einen "gefährlichen Hetzer und Kriegsverbrecher" bezeichnet, weil er sich in ausländischen Rundfunksendungen über die militärische Lage informiert und diese Nachrichten mit seinen Arbeitskollegen diskutiert hatte.

"Für Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit" steht auf seinem Grabstein auf dem Friedhof Ewiger Frieden. Ploeger wurde ermordet auf der Grundlage eines Gerichtsurteils, das "im Namen des Volkes" gesprochen wurde. Es war die Absicht der NS-Machthaber, die Menschen, die Widerstand gegen das Regime leisteten, nicht nur physisch zu vernichten. Auch ihre Namen, so hatte es Propagandaminister Joseph Goebbels verlangt, sollten für immer aus der Geschichte gestrichen werden.

Seit dem vergangenen Jahr gestalten Herforder Schüler das regelmäßige offizielle Gedenken der Stadt Herford an Heiko Ploeger. In diesem Jahr wird die Gedenkveranstaltung am Donnerstag, 20. Februar, um 19 Uhr, am Königin-Mathilde-Gymnasium durchgeführt.