Herford. Sie verrichten ihre Notdurft sogar im Altarraum. Dass die Münsterkirche immer wieder von Unbekannten als Toilette missbraucht wird, sorgt für Entsetzen im evangelischen Kirchenkreis Herford. Als Reaktion auf den NW-Bericht wird jetzt auch die Polizei aktiv.
Im letzten Fall hatte sich jemand während der Besuchszeiten in der Münsterkirche am Altar erleichtert. Das Gesetz schützt religiöse Gegenstände - ebenso wie Denkmäler oder Kunstwerke. Bisher wurde keine Anzeige gestellt. In solchen Fällen werden die Beamten aber automatisch aktiv, erklärte Polizeisprecher Uwe Maser.
"Das hat mich schockiert", sagte Pfarrer Michael Große aus Elverdissen. Die Fälle seien "ganz entsetzlich", sagte Matthias Storck, Pfarrer der Stiftberg-Gemeinde. "In einer Kirche erleben Menschen Gefühle wie Trauer und Freude." Das so zu beschmutzen, zeuge von "allerhöchster Verachtung". Michael Krause, Superintendent des Kirchenkreises, fehlten auf Anfrage die Worte. "Ich bin erschrocken", sagte er dann. Das Problem sei im Kirchenkreis bisher nicht bekannt gewesen. Er werde Gespräche mit der Gemeinde Herford-Mitte führen.
Der Küster der Münsterkirche, Axel Baum, war an die Öffentlichkeit gegangen. Die Gemeinde hatte bisher geschwiegen. Man habe Nachahmer befürchtet, sagte Pfarrer Johannes Beer. Während der Besuchszeiten - sechs Stunden an Werktagen - ist die Münsterkirche nicht ständig beaufsichtigt.
Ähnliche Fälle aus anderen Gemeinden sind nicht bekannt. Kirchen in Randbezirken sind abseits der Gottesdienste meist geschlossen. Am Stiftberg betreuen Ehrenamtliche täglich die zweistündige Besuchszeit. "Offene Kirchen sind etwas Wunderbares", sagte Bodo Ries, Pfarrer der Petri-Gemeinde. "Aber die Aufsicht ist eine sehr schwere Aufgabe für Gemeinden." Nach so einem Vorfall würde er "die Kirche erst mal vier Wochen zu machen", sagte Matthias Storck.