Herford. Johanna Winter wird es heiß. Seit drei Stunden steht sie auf dem Feld, die Sonne sticht mittlerweile hoch vom Himmel und das Mineralwasser im Rucksack neigt sich dem Ende. Aber jetzt hat sie es geschafft: 20 Pfund Heidelbeeren sind "von Hand" in 20 Plastikschälchen gewandert. "Daraus mache ich jetzt Marmelade", sagt die junge Herforderin.
Die Pflückaktion im Storck'schen Heidelbeerfeld an der Grenze zu Bielefeld ist die Ausnahme. Normalerweise pflückt hier nur die Familie selbst. "Das ist ja quasi ein Stück unseres Privatgartens", erklärt Gartenbau-Ingenieurin Ulrike Storck, warum hier keine Selbstpflücker unterwegs sind. Verkauft werden die Früchte im Hofladen ein paar Meter weiter – seit etwa fünf Jahren.
Die Idee zum Anbau ist noch ein Jahr älter. Im Studium hatte sich Storck mit Pflanze und Frucht eher theoretisch befasst, jetzt wollte sie die Sache praktisch angehen. Hinterm Haus an der Lübbecker Straße lagen etwa 0,4 Hektar Land brach, dort wurde das Experiment gestartet. "Wir mussten erst mal Gräben ziehen und mit Rindenmulch auffüllen", erzählt Storck. "Die Pflanzen brauchen saure Böden."
In der Lüneburger Heide, erklärt sie, "müssen sie diesen Zirkus nicht veranstalten", dort haben die Böden genau das, was die Heidelbeere braucht. "Dann haben wir die etwa 50 Zentimeter hohen Pflanzen in den Mulch gesetzt und zum Anwachsen mit Weißtorf gedüngt", erklärt Storck das weitere Vorgehen.
Der "Zirkus" sollte sich lohnen: Mit etwas Geduld und einer ausgeklügelten Tröpfchenbewässerung konnten die ersten Früchte bereits nach einem Jahr gekostet werden. Die Storcks hatten mehrere Sorten zum Probieren gepflanzt: Reka, Puru, Duke, Bluecrop, Elizabeth und Brigitta Blue – das Ergebnis war durchgängig schmackhaft. "Aber mein Favorit ist die Elizabeth", sagt Ulrike Storck.
Ein weiteres Jahr später war die Ernte schon so üppig, dass der Verkauf im Hofladen sich rentierte. "Mittlerweile kommen wir locker auf mehrere hundert Kilo im Jahr – mit etwas Glück erreichen wir diesmal vielleicht eine Tonne", so die 32-Jährige.
Die Ernte hatte aufgrund des langen und nassen Winters in diesem Jahr sehr spät begonnen, die derzeitige Witterung macht den Rückstand aber locker wieder wett. "Jetzt haben wir eher das Problem, dass alle Früchte auf einmal reif werden", sagt die Herforderin und lacht.
Da Heidelbeeren problemlos eine Woche im Kühlschrank stehen können, sei das aber nicht so schlimm, meint Ulrike Storck. Absatzprobleme gebe es jedenfalls nicht – und falls doch, darf Freundin Johanna sich noch einmal etwas von den blauen Früchten abholen.