Kreis Herford

Wie die neue Notrufzentrale arbeitet

20.000 Anrufe im Monat laufen in Hiddenhausen ein

Headset auf dem Kopf, Computerbildschirme vor sich und eine große Anzeigetafel im Hintergrund: Mario Rothenberger sitzt an seinem Arbeitsplatz in der Leitstelle des Kreises Herford. | © FOTO: LÜDEKING

03.07.2013 | 03.07.2013, 13:00

Herford/Hiddenhausen. Auf den Computerbildschirmen sind Karten und Tabellen zu sehen. Ganz rechts erscheinen Kamerabilder aus der Rettungswache: Mario Rothenberger (37) trägt ein Headset. Der 37-Jährige aus Kirchlengern ist als ausgebildeter Feuerwehrmann und ausgebildeter Rettungssanitäter einer der Männer, die auf der neuen Rettungsleitstelle des Kreises Herford Dienst tun – und dann am Telefon sind, wenn Bürger im Kreis den Notruf 112 wählen.

"Wir haben in 31 Tagen rund 20.000 Anrufe gezählt", skizziert Bernd Kirchhof, Abteilungsleiter Feuerwehr beim Kreis, das Aufkommen. Dabei beziehen sich die Notrufe auf die Rettungswagen- und Notarzteinsätze und auch die Feuerwehr. 1082 Mal war ein Rettungswagen unterwegs, 551 Mal begleitet durch einen Notarzt.
Im Schnitt sind es etwa 13 Einsätze stündlich, die von Eilshausen aus koordiniert werden, doch das ist eine statistische Zahl. Denn nachts ist die Notrufzahl vergleichsweise gering.

Information
  • Die ersten Planungen für die neue Kreisleitstelle begannen vor sechs Jahren.
  • Zwei Jahre wurde gebaut.
  • Die Baukosten waren auf 6,2 Millionen Euro beziffert worden und wurden, wie auch der Termin, eingehalten – eine absolute Seltenheit bei Bauten der öffentlichen Hand.

"Viele Anrufer sind emotional aufgewühlt", beschreibt Dr. Thomas Jakob, der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes Gespräche, die die Rettungssanitäter führen müssen. Die Menschen befinden sich in Ausnahmesituationen. Oft übernehmen die Experten dann das Gespräch. Es gehe dabei nicht um Höflichkeit, sondern darum, Menschen zu helfen, deshalb fallen die Leitstellenmitarbeiter den Anrufern manchmal ins Wort, übernehmen die Gesprächsführung.

Das Ziel: Hilfe vor Ort in zehn Minuten

"Es sind die klassischen W-Fragen, die auch für uns wichtig sind", erklärt der Mediziner das für die Rettungskräfte entscheidende Abfrageschema: Wer, wo, wie viele, wann und warum. Ziel ist es, 90 Prozent der Menschen im Kreis binnen zehn Minuten zu erreichen.
Der Disponet – der selbst über Jahre in den Rettungswagen mitgefahren ist – entscheidet danach über das Rettungsmittel, erklären Kirchhoff und Jakob. "Im Zweifelsfall gilt, immer das höherwertige Rettungsmittel zu nehmen", beschreibt Dr. Jakob das Vorgehen.

Bei einigen Anrufern mache es etwa Sinn, sofort nach dem Ort zu Fragen, um parallel zum Notruf schon einen Rettungswagen samt Notarzt loszuschicken. Im Gespräch werden dann aber weitere Einzelheiten vom Anrufer erfragt und später per Funk an Notarzt und Sanitäter weitergegeben.

Entscheidend sei, dass ein kranker oder verletzter Mensch so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht wird, wo er ärztlich versorgt werden kann. Lebenserhaltene Maßnahmen, erklärt Dr. Jakob, könnten von einem Rettungssanitäter wie von einem Mediziner durchgeführt werden: "Sie sind dafür ausgebildet." Es gebe aber auch Einsätze, bei denen die Anrufer irritiert sind, weil statt des erwarteten Notarztes ein Rettungssanitäter kommt.

Beschwerden werden ernst genommen

In wenigen Fällen, so die beiden Rettungsdienst-Verantwortlichen, gebe es aber auch Beschwerden – wie unlängst bei einem jungen Mann, der einen Blinddarmdurchbruch erlitten hatte und sich nach eigenen Angaben von der Kreisleitstelle falsch behandelt sah. "Wir nehmen solche Fälle sehr ernst", erklärt Thomas Koch.

Generell könnten Beschwerden – wenn man sie analysiere – dazu beitragen, die Arbeit zu verbessern. Die wird auch digital überwacht: Die Einsätze, angefangen bei der Uhrzeit, Anrufer und Rettungswagen bis hin zu den genannten Beschwerden werden digital archiviert.