Herford. Durch den Verkauf der Produktionsstätte in Stolzenau an der Weser hat die Firma Ernstmeier ihre Situation nach allgemeiner Einschätzung deutlich verbessert. Dennoch wird es noch Jahre dauern, ehe ihr Miteigentümer, die Dieter-Ernstmeier-Stiftung, mit weiteren Ausschüttungen rechnen kann.
Mitte März hatten die Gustav Ernstmeier GmbH&Co Verwaltungs KG und die HornschuchGruppe die Kaufverträge unterzeichnet; letzte Woche fand mit dem "Closing" die Eigentumsübertragung statt. Die 1964 nördlich von Herford an der Weser gebaute Fabrik nebst Maschinen, Anlagen und der internationalen Marke Era gehören ab sofort dem Folien-Spezialisten aus dem Hohenloher Land (NW vom 9. April).
Ernstmeier-Gruppe: Das ist ab sofort nur noch die Firma Eratex in Herford mit 170 Mitarbeitern und etwa 30 Millionen Euro Umsatz, ein führender Hersteller von Schleifmittelträgern und Technischen Textilien. Sie gehört zu 75 Prozent den Erben des Anfang März verstorbenen Peter Ernstmeier und zu 25 Prozent der von dessen Bruder Dieter Ernstmeier (gestorben 2002) errichteten Stiftung gleichen Namens.
Die Stiftung hatte bis 2006 annähernd fünf Millionen Euro für kulturelle und soziale Zwecke bereitgestellt, ihre Fördertätigkeit danach jedoch einstellen müssen: Hohe Verluste in Südafrika und in den Kernunternehmen führten in der Unternehmensgruppe zu erheblichem Verzehr von Eigenkapital und Verschuldung und erforderten umfassende betriebliche Umstrukturierungen, die auch heute noch nicht abgeschlossen sind.
Im Zuge der Neuaufstellung übernahm Peter Ernstmeier auch weitere Anteile von der Stiftung.
Seither ist, parallel zur Neustrukturierung, die Rückführung der Fremdfinanzierung und damit der Kreditbelastung vorrangiges Ziel der Gesellschafter. Das erwies sich allerdings als schwierig: In den letzten Jahren hat das Unternehmen allenfalls geringe Überschüsse ausweisen können; für das Geschäftsjahr 2012 steht ein Minus unter der Gewinn- und Verlustrechnung.
Durch den Era-Verkauf kommt Ernstmeier dem Ziel nun näher, hat es allerdings noch nicht erreicht. Für die Stiftung bedeutet das, dass sie auch in den kommenden Jahren nicht mit Ausschüttungen rechnen kann. Mögliche Unternehmens-Überschüsse dürften zu weiterem Schuldenabbau sowie für Investitionen verwendet werden: Unternehmenssicherung hat weiter Vorrang.