PORTRÄT

Gustav Peter Wöhler: Der Entertainer

Porträt des bekannten Herforder Schauspielers und Sängers

17.12.2011 | 17.12.2011, 11:49

Das Telefon klingelt. Albert ist dran. Seit acht Jahren sind die beiden ein Paar. Wöhler will später zurückrufen. Ein guter Gastgeber, und das ist er ja, überlässt seine Gäste nicht sich selbst. Wenn er über seinen Mann spricht, dann spürt man den Respekt, die tiefe Liebe, die er für diesen Menschen empfindet. Weil Albert ein "wundervoller Mensch ist, so offen, so warmherzig, so witzig". Weil er ihm auch Kontra gibt, wenn Wöhler seine fünf Minuten hat, wie er es nennt, und ihn wieder "auf den Topf setzt". Und weil Albert ihn geöffnet hat. Für die Welt. Und für sich selbst.

"Ich wollte bescheiden wirken, wirkte aber arrogant"

Seine Schwester Ruth, die in Enger lebt, besucht Wöhler regelmäßig erst, seitdem er mit Albert zusammen ist. Nicht zu reisen sei ebenfalls ein Relikt aus der Kindheit, in der es keinen Urlaub oder Ausflüge gegeben habe. "Alberts Familie ist über die ganze Welt verteilt, er könnte jeden Tag reisen, wenn er wollte." Nun sind die beiden zusammen unterwegs. Albert gibt seinem als Schauspieler und Sänger erfolgreichen Mann auch zu verstehen, dass man Komplimente für gut geleistete Arbeit ruhig annehmen darf. "Er sagt manchmal: Du bist immer so schamig", erzählt Wöhler. Wenn er so von Albert spricht, dann sind seine Lippen von diesem Lächeln umspielt. Das Croissant bleibt angebissen auf dem Porzellanteller liegen.

Gustav P. Wöhler mit Ehemann Albert Wiederspiel
Gustav P. Wöhler mit Ehemann Albert Wiederspiel

Früher hatte Gustav Peter Wöhler Probleme mit Lob. Wenn Zuschauer nach einer Theatervorstellung auf ihn zukamen, war ihm das unangenehm. "Oder sagen wir mal so: Ich wollte bescheiden wirken, wirkte aber arrogant." Heute hört er auf sein Publikum. "Wenn es denen Spaß macht, dann ist alles andere eigentlich Wurst." Und er ist an einem Punkt angelangt, an dem er sich seiner Fähigkeiten, seiner Stärken und eben auch seiner Schwächen bewusst ist.

An diesem Punkt wollte der große Regisseur Peter Zadek Wöhler damals schon, am Anfang seiner Karriere am Hamburger Schauspielhaus, sehen. Doch die Uneinsichtigkeit des Jungschauspielers führte zum beruflichen Bruch mit dem Regisseur. "Es gibt halt eine gewisse Form von Schauspielerei, die passt zu einem oder die passt zu einem nicht", sagt Wöhler heute. Zadek habe das immer gesehen. "Er hat zu mir gesagt: Du steckst so voller Ehrgeiz, du stehst dir selbst im Wege. Du willst so spielen können wie der Tukur oder wie der Wildgruber, das bist du aber nicht. Du bist ein ganz anderer. Der war immer schon eigentlich auf meiner Seite, nur ich habe immer gedacht, der will mich nicht, der kann mich mal, und habe dann rebelliert, habe meine Vaterfigur in dem abgearbeitet." Wöhler lehnt sich seufzend zurück, schüttelt den Kopf über seine Naivität.

In der Staatsoper Berlin auf der großen Bühne

Peter Zadek war es auch, der Wöhler riet, mehr Musik zu machen. Und keine Angst davor zu haben, diese mit dem Schauspiel zu kombinieren. "Meine größten Erfolge habe ich im Grunde genommen da gefeiert, wo beides zusammenkommt", sagt Wöhler. Seit Freitag steht er als Jupiter in Jacques Offenbachs Operette "Orpheus in der Unterwelt" in der Staatsoper Berlin auf der Bühne. Und auch mit seiner "Gustav Peter Wöhler Band"begeistert er die Menschen, wird wegen seiner hingebungsvollen Performance auf der Bühne auch gerne als "sexiest man alive" bezeichnet. Wieder ein Kompliment, das Wöhler zwar nicht nachvollziehen kann, aber gerne annimmt.

Die Croissants sind mittlerweile aufgegessen. Gibt es noch einen Wunsch für seine Karriere? Wöhler schiebt den Teller an die Seite, zieht seinen Laptop rüber. Eine hohe Stim-me erklingt, begleitet von elektronischen Tönen. Es ist "Bon Iver", derzeitige Lieblingsband von Wöhler. Er hebt das Kinn, schließt die Augen, hört zu. Kurze Pause. "Ich spüre, dass ich irgendwie auch mal was anderes machen möchte, eigene Sachen, deutsche Sachen", sagt er. "So eine Musik wie Bon Iver, die könnte ich gar nicht machen. Da braucht man mehr als nur die Lust an der Musik, da muss man was können. Und das kann ich nicht." Dafür hat Wöhler einige Texte geschrieben. Und sie einem ganz bestimmte Menschen zum Lesen gegeben. "Und der sagte, ich solle auf jeden Fall dranbleiben."