PORTRÄT

Gustav Peter Wöhler: Der Entertainer

Porträt des bekannten Herforder Schauspielers und Sängers

17.12.2011 | 17.12.2011, 11:49
Gustav Peter Wöhler. - © FOTOS: DPA
Gustav Peter Wöhler. | © FOTOS: DPA
Der Entertainer - © PORTRÄT
Der Entertainer | © PORTRÄT

Es ist angerichtet. Feines blau-goldenes Geschirr, auf einem Teller frische Croissants. "Oder möchten Sie lieber etwas Herzhaftes?", fragt Gustav Peter Wöhler und öffnet den Kühlschrank. "Den Käse müssen Sie probieren, der ist der Hammer", sagt er und kommt mit einem Laib Camembert aus der offenen Küche. "Das ist der Lieblingskäse meines Mannes. Und der hat lange in Paris studiert – der weiß, was gut ist." Wöhler lacht. "Bitte greifen Sie zu!"

Wer bei Gustav Peter Wöhler zu Gast ist, ist König. Für andere gibt der 55-Jährige alles. Und das gerne. Sei es für seine Zuschauer im Theater, für die Fans bei den Konzerten oder für die Freunde im heimischen Wohnzimmer. "Das habe ich vielleicht gelernt, weil ich aus der Gaststätte bin", sagt er und schüttet frischen Kaffee ein. Handgebrüht.

Information

SÄNGER, SCHAUSPIELER, BRUDER, EHEMANN

Seine Heimat: Geboren wurde Gustav Peter Wöhler am 31. Juli 1956 in Eickum bei Herford. Heute pendelt er mit Ehemann Albert zwischen Hamburg und Berlin.

Seine Familie: Nach dem Tod der Eltern wuchs Wöhler bei seiner 20 Jahre älteren Schwester Ruth in Enger auf. Sein Bruder, zehn Jahre älter, starb im vergangenen Jahr.

Seine Karriere: Nach mittlerer Reife und Ausbildung zum Großhandelskaufmann machte er auf der Anna-Siemsen-Schule in Herford die Fachhochschulreife. Sein Religionslehrer bemerkte sein Talent und animierte Wöhler, sich bei der Schauspielschule Bochum zu bewerben. Den Zuschauern ist er unter anderem aus "SK Kölsch", "Tatort", "Bin ich schön?", "Die sieben Zwerge" und "Soulkitchen" bekannt.

Seine Musik: Die "Gustav Peter Wöhler Band" interpretiert Klassiker aus Jazz, Pop und Rock neu. Mittlerweile sind vier CDs sowie eine Live-DVD erschienen.

Sein Ehemann: Mit Albert Wiederspiel, dem Leiter des Filmfests Hamburg, ist Wöhler seit Mai 2008 verheiratet.

Die Gaststätte der Eltern in Eickum bei Herford. Sie hat das Leben des Nachzüglers Gustav, der 1956 als drittes Kind der Wöhlers zur Welt kam, in vielen Dingen geprägt. "Pina Bausch hat in ihren Interviews immer gesagt, sie habe alles gelernt, als sie als Kind in der Kneipe ihrer Eltern unterm Tisch saß und die Beine der Leute beim Tanzen beobachtete", sagt er. Ähnlich war es bei Wöhler. Er studierte in der Dorfkneipe die Menschen. "Du lernst die verschiedenen Mentalitäten kennen, die Aggressionen, die Freuden, die Trauer, du kriegst einfach alles mit." Und hier lernte er zu unterhalten. "Man muss ja immer wieder nach außen gehen, sich immer wieder präsentieren in der Gaststätte." Als Wirtssohn im Schankraum genauso wie auf der kleinen Büh-ne, auf der Wöhler auftrat. Und auf der später seine tote Mutter aufgebahrt war, bevor ihre Familie sie auf dem Friedhof nebenan beerdigte. Das ist die andere Seite.

Früh beide Eltern verloren

Wöhler nippt an seinem Kaffee, hält die filigrane Porzellantasse mit beiden Händen fest. Kaum zu glauben, dass das Service rund 80 Jahre alt ist. Den Zweiten Weltkrieg hat es irgendwo versteckt in Osteuropa überlebt, während seinen Besitzern, der jüdischen Familie von Wöhlers aus Polen stammendem Ehemann Albert, die Flucht nach Sibirien das Leben rettete. "Ich bin so fasziniert, dass das so hält", sagt Wöhler und betrachtet die Tasse. "Das sieht aus, als wäre es gestern gekauft."

Wenn er über die andere Seite seiner Kindheit spricht, dann tut er dies mit festem, klarem Blick. Das Ergebnis jahrelanger Therapie. "Es hätte alles noch viel schöner sein können", sagt Wöhler. Eben wenn die Gaststätte, die die Zeit der Eltern auffraß, nicht gewesen wäre. Und der kleine Gustav nicht jeden Tag "zum Spielen rausgeschickt wurde, um nicht zu stören, oder vorm Fernseher saß". Wenn er nicht aus Frust gefressen und schon als Jugendlicher gut 100 Kilo auf die Waage gebracht hätte, von denen er mit Pausenclownerie abzulenken versuchte. Und wenn, ja wenn die Umstände mit seinen Eltern andere gewesen wären. Seine Mutter starb, als Wöhler 8 Jahre alt, der Vater, als er 14 war. Danach wuchs er bei seiner Schwester auf.