Herford. Obwohl Pilze das ganze Jahr über gesammelt werden können, ist die Hauptsaison auch im Kreisgebiet zwischen September und November.
Voraussetzung für jedes Pilzsammeln sollte gute Artenkenntnis sein, so dass man die essbaren Arten problemlos von ungenießbaren oder gar giftigen unterscheiden kann. Dafür ist ein gutes Bestimmungsbuch unerlässlich. Für Anfänger empfiehlt sich unbedingt eine Exkursion oder ein Einführungsseminar mit der Biologischen Station Ravensberg, der Volkshochschule oder den Pilzfreunden Herford. Die Verwechslung des hochgiftigen Grünen Knollenblätterpilzes mit jungen Wiesenchampignons oder Grünen Täublingen endete für manchen nur im Krankenhaus - glücklicherweise, obwohl aktuell im Kreis ein Todesfall zu beklagen ist.
Pilze bilden ein eigenes Reich neben den Tieren und Pflanzen. Bis heute sind 100.000 Arten bekannt, einige Experten vermuten, dass es circa eine Million , andere glauben sogar an fünf Millionen Arten. Es gibt einzellige Arten wie die Hefen und Myzelpilze, deren bekannteste Vertreter unsere Speise- und Giftpilze sind. Dabei sehen wir nur die Fruchtkörper der Pilze, das viel größere Geflecht des Myzels ist im Boden verborgen. Sie verbreiten sich über ihr unterirdisches Geflecht und über Sporen.
Als größtes Lebewesen der Welt wird ein Hallimasch-Pilz im US-Bundesstaat Oregon betrachtet, der eine Ausdehnung von über 880 Hektar – der Fläche von rund 1.800 Fußballfeldern – haben soll und dessen Gewicht auf 600 Tonnen geschätzt wird.
Pilze spielen in den Zersetzungs- und Abbauprozessen in der Natur eine unersetzliche Rolle, sie tragen wesentlich zur Humusbildung im Boden bei und führen die Nährstoffe in den Kreislauf des Waldes zurück. Da sie nicht wie die Pflanzen in der Lage sind, durch Photosynthese organische Stoffe aufzubauen, holen sie sich diese beim Abbau organischen Materials oder sie leben in einer Gemeinschaft mit Pflanzen, die ihnen Kohlenhydrate zur Verfügung stellen.
Der Pilz liefert der Pflanze im Gegenzug viele Nährstoffe, was vor allem auf armen Böden für die Pflanze sehr wichtig ist. So werden rund 80 Prozent aller Pflanzen durch Pilze in ihrem Wachstum gefördert. Wissenschaftler vermuten auch einen engen Zusammenhang zwischen dem Rückgang an Pilzen und dem Waldsterben.
In Deutschland sind 4.400 Ständer- und Schlauchpilze bekannt, von denen etwa ein Drittel als gefährdet gelten. Im Kreis Herford kommen mehr als 1.000 Arten vor. Da Pilze hochwertige Eiweiße, Vitamine und Mineralstoffe liefern, aber sehr kalorienarm sind, ist ihr Verzehr zu unterstützen.
Jeder Sammler sollte nur die Arten mitnehmen, die eindeutig erkannt wurden. Alte oder von Tieren angefressene, also für den Menschen eigentlich uninteressante Exemplare, müssen unbedingt stehen bleiben, damit ihre Sporen die Art erhalten und verbreiten können. Es sollten nur so viele geerntet wie auch verbraucht werden, denn Pilze sind nicht lange haltbar. Wenn sie dann weggeworfen werden, fehlen sie der Natur.
Die Ernte ist einfach: Pilze vorsichtig herausdrehen oder mit dem Messer abschneiden. Beim Herausreißen können zu große Teile des empfindlichen Myzels zerstört werden. Und ein verantwortungsvoller Pilzsammler lässt ohnehin einige Pilze als "Samen" für kommende Jahre stehen.