Herford. Die Pöppelmann- Medaillen Nr.198 und 199 sind vergeben. Die Gewinner sind Harry Rothe und Ruben Heinemann von der jüdischen Gemeinde als Repräsentanten der neue Synagoge sowie Mirjam Reißer und Guido Strunck, die die frühere Musikschulvilla am Lübbertorwall restaurieren ließen.
In der 35-jährigen Geschichte der Medaillenverleihung wurde sie üblicherweise später im Jahr vorgenommen. Jetzt nutzte die Jury den "Tag des offenen Denkmals". Verändert ist auch die Zahl des Auszeichnungen: von sechs oder sieben auf zwei. "Wir wollen keine Inflation. Die Medaille soll kostbar bleiben." So begründete Jury-Mitglied Eckhard Möller die Beschränkung.
In seiner Laudatio auf die frühere Musikschulvilla erinnerte er an den verstorbenen Fabrikanten Heinrich Wemhöner mit dessen deutlichen Worten: "Die Stadt lässt ihre historischen Gebäude vergammeln." Das galt für die Villa am Lübbertorwall. Das Prachthaus, das der Zigarrenfabrikant Richard Böckelmann 1893 bauen ließ, wurde, nachdem die Stadt es gekauft hatte, der Nutzung "angepasst". Das hieß: Decken abhängen, Räume teilen, Fußboden mit Teppichboden polstern. Guido Strunck kaufte die Villa und ließ sie wieder zu dem machen, was sie war: ein prächtiges Zeugnis unternehmerischen Selbstbewusstseins. "Liebevoll, fachgerecht, schonend." So würdigte Möller das Ergebnis. Strunck nannte die 16 Monate dauernde Restaurierung aufregend und erkenntnisreich. - Bereits 1998 hatte er die Pöppelmann-Medaille verliehen bekommen für die Restaurierung des Labadistenhauses, Elisabethstraße 7.
Den historischen Hintergrund des Neubaus der Synagoge beleuchtete Pfarrer Johannes Beer. "Die Gemeinde hat unserer Stadt ein Stück Geschichte zurück gegeben, das wir schuldhaft aufs Spiel gesetzt haben." In Erinnerung an die alte Synagoge, die in der Reichspogromnacht 1938 zerstört worden war, entstand das neue Gotteshaus im neogotischen Stil. "So wird Geschichte nicht verleugnet", folgerte Beer und beschrieb die Wirkung auf die Besucher: "DerRaum strahlt Leben und Geborgensein aus - wunderschön."
Für solche, die den Stil "verkitscht" finden, gilt die Einladung des Gemeindevorsitzenden Harry Rothe: "Kommen Sie und schauen Sie." 90 Gruppen haben die Synagoge in diesem Jahr bereits besucht.