Herford. Unter Wasser muss sie die Luft mehrere Sekunden anhalten können. Denn das Hobby von Svenja Hempelmann ist Barfuß-Wasserskifahren. Und hier ist schon der Start wesentlich spektakulärer als beim normalen Wasserski.
Ab Tempo 60 trägt das Wasser auch den Läufer ohne Bretter an den Füßen. Allerdings muss die 29-jährige Herforderin diese Geschwindigkeit erstmal erreichen. Dafür legt sie sich auf den Rücken, Füße über die Zugleine. Das Boot fährt an und dann heißt es Luft anhalten, bis der Körper langsam aufgerichtet werden kann.
Der Laie fragt sich an dieser Stelle immer: Schmerzen die Füße nicht, wenn sie bei Geschwindigkeiten bis Tempo 70 über die Wasseroberfläche gezogen werden? Doch Hempelmann, die bei der Einsatzhundertschaft der Bielefelder Polizei arbeitet, verneint: "Es ist viel angenehmer als mit nackten Füßen auf Asphalt zu laufen."
Entdeckt hat die Herforderin den außergewöhnlichen Sport 1998 bei einem Campingurlaub an der Weser. Viele zeigen sich fasziniert davon - "auch, weil sie mal etwas ganz Neues ausprobieren wollen.
Es gibt sogar eigene Wettkämpfe. So ist Hempelmann unter anderem 23-fache deutsche Meisterin. Ab heute geht es für sie in Taiwan um Gold bei den "World Games", den Olympischen Spielen außergewöhnlicher Sportarten. Die sieben weltbesten Barfußskiläufer werden dort an den Start gehen.
"Jeder Wettkampf ist wie eine Art Familientreffen", sagt Hempelmann. Nur 30 Männer und Frauen betreiben Barfuß-Wasserski professionell in Deutschland. Da kennt man sich gut. Geld kann man mit dem Sport aber noch nicht verdienen. "Mein Beruf ergänzt meine sportliche Freizeit gut", sagt die Kommissarin.
Wie beim klassischen Wasserski gibt es auch hier klare Regeln. Und drei Disziplinen: Slalom, Trick und Springen. Beim Slalom muss die Heckwelle des Bootes innerhalb von 15 Sekunden so oft wie möglich gekreuzt werden.
Für Tricks hat der Sportler 20 Sekunden Zeit, um möglichst waghalsige Saltos und Handwechsel zu zeigen.
Und bei der dritten Disziplin muss eine 45 Zentimeter hohe Schanze übersprungen werden. Hempelmann fliegt so mehr als zehn Meter in der Luft, und das alles barfuß.
Da wäre sogar ein gewisser Herr aus Nazareth neidisch, der es nur geschafft hat, über das Wasser zu laufen. Nach jeder längeren Trainingspause im Winter kennt Hempelmann, ganz menschlich, starken Muskelkater.Und wie sollte es anders sein: in den Füßen.
"Zwei Wochen habe ich intensiv für die Games trainiert", sagt sie. Für den Wettbewerb hat sie eine ganz eigene Philosophie: "Ich kämpfe in erster Linie gegen mich selbst, erst dann gegen die Konkurrenz."
Hempelmann freut sich jedes Mal über gute Mitstreiter und eine glatte Wasseroberfläche. Die ist wichtig fürs optimale Gleiten. Mit Schuhgröße 37 gehört sie zu den Sportlerinnen mit eher kleinem "Sportgerät", dabei ist für Barfuß-Wasserski eine große Fußsohle von Vorteil. Endlich eine Sportart, bei der Plattfüße mal nützlich sein können.