Knochenbruch hilft Herforder bei Wundheilung eines diabetischen Fußes

Herford/Geseke. Eine genähte Wunde am Bein und ein Fixateur, dessen Stäbe am Knochen des Schienbeins verankert sind – auf den ersten Blick nicht frühstücksfreundlich, aber nichts Besonderes. Es ist ein Verfahren, das in der Medizin in der Regel bei der Heilung von Knochenbrüchen und auch zur Verlängerung von Beinknochen eingesetzt wird. Auch einem Patienten aus dem Kreis Herford hat das Verfahren geholfen – allerdings hatte er gar keinen Beinbruch, sondern ein ganz anderes, aber nicht minder ernsteres, gesundheitliches Problem: einen sogenannten offenen Fuß, unter anderem aufgrund von Diabetes mellitus. Das Leiden wird auch als diabetischer Fuß bezeichnet. Angst vor einer Amputation &bdquo;Seit mehr als zwölf Monaten bereiteten mir zwei schlecht heilende Wunden am linken Fuß große Sorgen“, berichtet der Mann, der anonym bleiben möchte. Die Ursachen für die Wunden: Diabetes mellitus, periphere arterielle Verschlusskrankheit – eine Durchblutungsstörung, die auch als Schaufensterkrankheit bekannt ist – sowie eine sogenannte venöse Insuffizienz – also einer Erkrankung der Beinvenen. Dadurch wird das Blut nicht mehr richtig zum Herzen zurückgepumpt. Tatsächlich hatte sich der 74-Jährige wegen der nicht heilenden Wunden am großen Zeh, die in einem Fall sogar bis auf den Knochen fortgeschritten war, bereits auf eine mögliche Amputation eingestellt. &bdquo;Das war natürlich etwas, wovor ich unglaubliche Angst hatte“, berichtet der Mann. Lesen Sie auch: Blau ist die Farbe der Diabetes Nach Geseke überwiesen Letztlich wurde er über seinen Diabetologen ans Geseker Krankenhaus zum Heiligen Geist verwiesen und dort an den Chefarzt der Abteilung für Rekonstruktive Orthopädie, Dr. Ludwig Schwering. Der Orthopäde ist einer der ersten Mediziner in Deutschland, der diese Therapie anwendet. Der Experte berichtete dem Herforder von der noch wenig bekannten Technik – der sogenannten Kallusdistraktion. &bdquo;Das Verfahren geht auf russische Mediziner zurück“, erklärt der Chefarzt der Geseker Orthopädie, dessen Krankenhaus zum Heiligen Geist rund fünf Kilometer von der Grenze zu OWL entfernt liegt. In Europa und den USA werde der Fixateur – ein besonderes Gestell aus Edelstahlstangen, die miteinander verbunden werden – in der Regel für Verlängerung von Beinen eingesetzt. Der Knochen wird in diesen Fällen durchtrennt und mittels des Fixateurs regelmäßig ein Stück weiter auseinandergezogen. Wie das Verfahren funktioniert Bei dem Verfahren, so die Beobachtungen der Mediziner, bildet sich aber nicht nur neuer Knochen an der durchtrennten Stelle. Auch die Heilung verläuft besser. &bdquo;Im gesamten Körper werden sogenannte Grow-Faktoren, auf Deutsch Wachstumsfaktoren, freigesetzt, die unter anderem zur Neubildung von Blutgefäßen führen“, erklärt der Ärztliche Direktor weiter. Und diesen Effekt hätten sich zunächst chinesische Mediziner bei der Behandlung von diabetischen Füßen zunutze gemacht. Dort wurden bereits jährlich mehr als 1.000 Patienten so erfolgreich behandelt. Lesen Sie auch: Diabetes in jungen Jahren: Ein &bdquo;erzwungener Entwicklungssprung“ Das Verfahren wird nun auch an der Grenze zu OWL angewendet. Der Herforder gehört zu den ersten elf Patienten. Bei einer OP wurde zunächst Stücke des Knochens am Schienbein – ähnlich wie bei einem Bruch - gelöst. Die Stückchen sind etwa vier mal zwei Zentimeter groß. Sie werden nach der OP vom Patienten mittels eines Rädchens täglich hin- und dann - zum Ende der Therapie - wieder zurück an den Ursprungsort bewegt. Statt einer Verlängerung des Knochens ist es hier eine Bewegung, die in die Breite geht, skizziert Schwering das Vorgehen. Nach acht Wochen ist der Knochenblock wieder an seinem ursprünglichen Ort. Dieser simulierte Beinbruch setzt dann die von Dr. Schwering beschriebenen Wachstumsfaktoren frei, die zur Bildung neuer Blutgefäße führen und auch zur Wundheilung. Kein Allheilmittel &bdquo;Das Verfahren“, schränkt der Geseker Mediziner ein, &bdquo;ist kein Allheilmittel.“ Bei der Behandlung des diabetischen Fußes gebe es andere Verfahren, die bei den meisten Patienten halfen. Es gebe aber auch eine Gruppe, bei der dies nicht der Fall sei – hier könne die im Krankenhaus zum Heiligen Geist angewandte Methode helfen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW im Kreis Herford

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