Haben die Betreiber einer Herforder Firma ihre Kunden geprellt?

Herford. Zwei Männer aus Rödinghausen und Hiddenhausen stehen vor dem Herforder Jugendschöffengericht. Ihnen wird Insolvenzverschleppung und Betrug vorgeworfen. Sie sollen Anzahlungen für Terrassenüberdachungen kassiert, diese aber nicht ausgeliefert haben. Ein Insolvenzverfahren wurde mangels Masse bereits abgelehnt. Die beiden 24- und 56-jährigen Männer hatten im Jahr 2020 eine Unternehmensgesellschaft (UG) gegründet. Geschäftsgegenstand: Der Handel mit vorgefertigten Bauelementen und Sonnenschutzsystemen und deren Montage. Bereits im darauffolgenden Jahr soll es zu Zahlungsschwierigkeiten gekommen sein. Doch anstatt Insolvenz anzumelden, sollen die Männer eine Art Schneeballsystem aufgebaut und versucht haben, sich von arglosen Kunden durch Vorschüsse auf noch zu erbringende Leistungen über Wasser zu halten. Lieferschwierigkeiten nach Vorschusszahlungen Insgesamt zehn Vorschusszahlungen zwischen 1.800 Euro und 17.000 Euro sind angeklagt, der angerichtete Schaden, auf dem die Kunden sitzen geblieben sind, beläuft sich auf 57.275 Euro. In keinem der Fälle hat ein Kunde eine entsprechende Gegenleistung erhalten, wie die Staatsanwaltschaft den Männern vorwirft. Spätestens am 19. Oktober 2021 hätten die Geschäftsleute von sich aus Insolvenz anmelden müssen, so der Vorwurf. Doch das Kassieren von Vorschüssen dauerte laut Anklage von September 2021 bis Dezember 2023. Die Wahrheitsfindung gestaltet sich vor dem Herforder Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Richterin Tanja Schwöppe-Funk schwierig. Nicht zuletzt, da die tatsächliche Verantwortung wohl bei einem dem Unternehmen vorgeschalteten Strohmann liegt, dessen Identität erst im Prozess ins Spiel kam. Lesen Sie auch: Neue Betrugsmasche: Rödinghauserin erlebt Krimi vor der eigenen Haustür Schneeballsystem und Strohmann im Spiel? So berichtet der 56-jährige Angeklagte, faktisch als Ein- und Verkäufer für das Unternehmen tätig gewesen zu sein, über die Umsätze und deren Verwendung aber schlichtweg nichts gewusst zu haben. Er wisse lediglich von Lieferschwierigkeiten aufgrund der damals vorherrschenden Corona-Krise und von einer Pfändung im Jahr 2022. Er habe daraufhin alle Kunden angeschrieben und ihnen angeraten, zum Vorzugspreis direkt beim Hersteller zu kaufen. Dann sei er aus dem Unternehmen ausgeschieden, arbeite heute als Angestellter in einer Firma in Ostwestfalen. Auch der 24-jährige Unternehmer aus Rödinghausen will von Insolvenzverschleppung und Betrug nichts wissen. Sein älterer Bruder sei der eigentlich Verantwortliche für die Unternehmung und faktischer Geschäftsführer. Er habe ihn damals gebeten, seinen Namen für die Unternehmensgesellschaft zur Verfügung zu stellen, um als Geschäftsführer eingetragen zu werden. Ein Freundschaftsdienst, mehr nicht. Mutmaßlicher Strohmann muss vor Gericht erscheinen &bdquo;Ich habe nur meinen Namen gegeben, kein Gehalt bekommen und gedacht, das wäre okay“, so der Angeklagte, dem der eigene Rechtsbeistand Blauäugigkeit vorwirft. Nach einem kurzen Rechtsgespräch wird der 24-Jährige wegen Insolvenzverschleppung zu 60 Arbeitsstunden verurteilt, wegen der Betrugsvorwürfe aber freigesprochen. Offenbar hatte er tatsächlich nur seinen Namen für den 13 Jahre älteren Bruder hergegeben. Insgesamt 80.000 Euro sollen auf zivilrechtlichem Wege gegen den Mann bereits tituliert, eine Privatinsolvenz eingeleitet worden sein. Außerdem haben ihn nach eigenen Angaben Schuldner persönlich bedrängt und bedroht. Sein Arbeitsverhältnis habe er verloren, weil er gesundheitliche Probleme bekam infolge der ganzen Vorgänge. Die gesundheitlichen Probleme umriss er mit Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen. Wie das Urteil für den 56-Jährigen ausfallen wird, ist noch offen, da ein wichtiger Zeuge ohne Angabe von Gründen nicht vor Gericht erschienen ist. Dieser hatte in seiner polizeilichen Vernehmung den großen Bruder des Angeklagten nämlich nicht als &bdquo;Chef“ bezeichnet - sondern vielmehr den 56-Jährigen aus Hiddenhausen. Um Licht ins Dunkel zu bringen, wird am 30. Juli weiterverhandelt. Dann soll auch der ältere Bruder geladen werden. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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