Kreis Herford vor dem Pflege-Dilemma: Babyboomer brauchen bald Unterstützung

Kreis Herford. &bdquo;Unser Ziel ist es, dass jede Person, unabhängig von Alter und Gesundheitszustand, die Unterstützung erhält, die sie benötigt, um ein selbstbestimmtes und würdiges Leben zu führen.“ Das sagt der Herforder Landrat Jürgen Müller im Vorwort zum aktuellen Pflegebericht für den Kreis Herford. Doch wie sind die strukturellen Voraussetzungen im Kreis, um dieses Ziel auch künftig erreichen zu können? Müssen neue Pflegeplätze geschaffen werden, die natürlich auch einen Zuwachs beim Fachkräftebedarf nach sich ziehen würden? Darüber gibt das rund 180 Seiten starke Werk Auskunft, das jetzt vom Gesundheitsausschuss des Kreises zur Kenntnis genommen wurde. Auf einen kurzen Nenner gebracht, kann der Bedarf an Dauerpflegeplätzen mit dem derzeitigen Angebot gedeckt werden. &bdquo;Jedoch müssen die auch im Kreis Herford gravierend ansteigenden Zahlen der sogenannten Babyboomergeneration in den nächsten Jahren eng in den Blick genommen werden“, wie es in dem Bericht weiter heißt. Der Kreis werde hierdurch &bdquo;vor Aufgaben und Anforderungen gestellt, die es mit so einer Anzahl hochaltriger Menschen bisher noch nicht gab“. Laumann zum Thema: &bdquo;Brauchen vier Millionen Zuwanderer für das Sozialsystem“ Rund 18.500 Pflegebedürftige im Kreis Herford Britta Holtmann, im Stabsbereich Sozialplanung des Kreises Herford für die fachliche Steuerung der Altenhilfe- und Pflegeplanung zuständig, erläuterte die zentralen Botschaften des Berichts vor den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses. Im Jahr 2021 - neuere Zahlen lagen vom Land leider noch nicht vor - gab es 15.453 pflegebedürftige Menschen im Kreisgebiet. Derzeit könne von einer Zahl von rund 18.500 Menschen ausgegangen werden. &bdquo;Der Großteil wird zu Hause versorgt“, betont Holtmann. Die Wahrscheinlichkeit der Pflegebedürftigkeit steige, wie zu erwarten, mit zunehmendem Alter. Deshalb nehmen die Fachleute bei der Bedarfsplanung insbesondere die Gruppe der über 80-Jährigen in den Blick. Da der Anteil dieser Menschen in den kommenden Jahren zunächst leicht abnehme, gebe es rechnerisch für das Jahr 2026 einen Überhang von 130 Plätzen. Im Jahr 2023 gab es im Kreis Herford insgesamt 2.732 Pflegeplätze. Von diesen sind 2.400 reine Dauerpflegeplätze, 342 werden von Wohngemeinschaften angeboten. Gerade bei der Gruppe der über 80-Jährigen werde man ab diesem Jahr &bdquo;einen hohen Zuwachs zu erwarten haben“, warnt Holtmann. Lesen Sie auch: Personalmangel zwingt Bonitas in die Knie Barrierefreie Wohnplätze für ältere Menschen fehlen Der Pflegebericht fasst die wesentlichen Zahlen so zusammen: Zum 31. Dezember 2023 lebten laut Angaben der Einwohnermeldeämter im Kreis 256.804 Menschen. Darunter waren 19.450 Menschen, die 80 Jahre oder älter sind. Mitte der 2030er-Jahre werde &bdquo;diese Personengruppe überproportional anwachsen“, heißt es im Pflegebericht. Neben der Hauptaufgabe, genügend Pflegeplätze und Fachkräfte bereitzuhalten, müsse man angesichts dieser Prognose &bdquo;lokale Nachbarschaften neu denken und Rahmenbedingungen schaffen, die das Engagement der Menschen erhöht“. Die Eigenständigkeit, Selbstbestimmtheit und soziale Teilhabe der Menschen müsse unbedingt weiter gestärkt werden. Holtmann drückt es vor den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses so aus: Die Angehörigen seien &bdquo;der größte Pflegedienst im Land“. Es sei mehr Austausch zwischen den Playern in diesem Bereich nötig, um diese Entwicklung nachhaltig zu stabilisieren. Auch sei es Holtmanns Ansicht nach erforderlich, die Vergütung dieser Form der Pflege zu überdenken. Es fehlten zudem barrierefreie Wohnplätze für ältere Menschen, hier könne durchaus mehr getan werden. Enorme gesellschaftliche und politische Herausforderung Holtmann kündigte an, der Kreis werde ab dem Frühjahr 2025 die Kommunen zum Austausch und zur Beteiligung an der Pflegeplanung einladen. Ein Pflegeportal, das im Netz wichtige Informationen bereitstellen soll, sei &bdquo;in der Mache“. Bei der Altersgruppe der sogenannten hochaltrigen Menschen, die 80 Jahre und älter sind, ließe sich dem Bericht zufolge gut erkennen, dass diese Gruppe zwischen 2035 und 2045 stark ansteigen werde, und zwar um etwa 40 Prozent. &bdquo;Auch danach steigt die Zahl um weitere 3.000 Menschen der Alterskohorte an.“ Wie es in Zeiten von Fachkräftemangel in diesem kurzen Zeitfenster mit diesen hohen Zuwächsen gelingen könne, den Bedarf zu decken, &bdquo;bleibt eine enorme gesellschaftliche und politische Herausforderung“.

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