Nach Vorwürfen gegen vorherige Spitze: Sulo-Werk in Herford hat neuen Geschäftsführer

Herford. In der Firma Sulo Deutschland mit Sitz in Herford gibt es weitreichende Konsequenzen, nachdem Vorwürfe bekannt geworden waren, dass ein Vertriebsmitarbeiter mit unlauteren Methoden aus dem Unternehmen gedrängt werden sollte. Peter Kamps, seit 2019 Geschäftsführer der Firma, verlasse die Sulo Group &bdquo;auf eigenen Wunsch“, wie es in einer Mitteilung des Unternehmens heißt. Gleichzeitig übernahm Matthias Moning mit Wirkung zum 1. September dieses Jahres die kaufmännische Geschäftsführung der Sulo Deutschland GmbH. Zu dem Fall des Mitarbeiters äußerte sich Moning in einem persönlichen Gespräch mit der Neuen Westfälischen folgendermaßen: &bdquo;Das war nicht gut. Das, was da passiert ist, entspricht weder den Werten noch der Kultur von Sulo.“ Öffentlich gemacht worden waren die Vorwürfe durch die IG Metall Herford sowie den Herforder Arbeitsrechtsanwalt Klaus Pahde. Diese legten die Abschrift eines Mailverkehrs zwischen Kamps und anderen Instanzen des Hauses vor, der belegen soll, dass der betreffende Mitarbeiter mit Aufgaben betraut werden sollte, die er nicht hätte erfüllen können. Ziel der Aktion, so war es in dem Mailverkehr zu lesen, sei gewesen, den betreffenden Mitarbeiter innerhalb von sechs Monaten zu &bdquo;feuern“, wie es dort wörtlich heißt. Kamps selbst hatte sich zu diesen Vorwürfen und dem Mailverkehr öffentlich nicht geäußert. &bdquo;Wir wollen die Sache befrieden“ Man habe &bdquo;keinen Stress mit Sulo Deutschland“ hatte Markus Krecht, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Herford, mehrfach betont. Doch das Verhalten von Peter Kamps sei nicht hinnehmbar, Kamps sei in dieser Funktion &bdquo;nicht tragbar“. Kamps habe neben seinem Rückzug als Geschäftsführer der Sulo Deutschland auch weitere Mandate in der Sulo Group niedergelegt, berichtete Moning. In der Geschäftsführung war Kamps demnach überwiegend für den Vertrieb zuständig gewesen. Lesen Sie auch: Unternehmen Sulo aus Herford droht nach Mitarbeiter-Beschuldigungen mit Konsequenzen Rechtsanwalt Pahde äußerte sich in einer eigenen Erklärung zu der jüngsten Entwicklung im Hause Sulo. Man gehe davon aus, &bdquo;dass dieses Ergebnis auf die Untersuchung durch die Compliance-Abteilung des Konzerns zurückzuführen ist“, schreibt Pahde. Kamps habe nach einem Urlaub am 2. September ins Unternehmen zurückkehren sollen, sei aber dort seither &bdquo;nicht mehr gesehen worden“, so Pahde. Sein Mandant sei gesundheitlich soweit wieder hergestellt, &bdquo;dass er bereits diese Woche seine Arbeit bei Sulo wieder aufnehmen wird“. Man wolle &bdquo;die Auseinandersetzung mit Herrn Kamps nicht weiterführen und die Sache befrieden“. Pahde fügte, ans Unternehmen gewandt, hinzu: &bdquo;Wir gehen davon aus, dass die Firma ihren guten Ruf auch als Arbeitgeberin Herford wieder herstellen wird.“ Der Werdegang des neuen Geschäftsführers Moning studierte in Bielefeld BWL und begann seine Tätigkeit bei Sulo als Controller im Jahr 2005, leitete diesen Bereich später und übernahm dann die kaufmännische Leitung, wie das Unternehmen berichtete. Moning werde die Corporate Functions im Herforder Unternehmen leiten und darüber hinaus alle Vertriebsaktivitäten koordinieren, bis ein neuer Vertriebs-Geschäftsführer ernannt werden wird. Diese Doppelspitze ist eine Neuerung am Herforder Standort. Fragen und Antworten: Welche Regeln gelten bei Kündigungen? Moning berichtet dem Generalsekretär der Sulo Group in Frankreich, in seiner Rolle als Geschäftsführer für die Corporate Functions an den CEO und Präsidenten der Sulo Group. &bdquo;Ich bin gebürtiger Ostwestfale und der Region sehr verbunden“, erklärte Moning gegenüber der NW. Sulo in Herford bestehe aus zwei Gesellschaften: die Sulo Deutschland GmbH (Vertrieb und Verwaltung) mit rund 80 Mitarbeitenden sowie die Sulo Umwelttechnik GmbH (Produktion) mit rund 175 Mitarbeitenden. &bdquo;Wir sind noch nicht an der Kapazitätsgrenze“ Man stehe zum Standort Herford, das Ziel sei klar ein weiterer Wachstumskurs. &bdquo;Wir sind noch nicht an der Kapazitätsgrenze.“ Aktuell verlassen rund zwei Millionen Mülltonnen pro Jahr den Angaben zufolge das Herforder Werk. Der Standort erwirtschafte einen Umsatz von rund 85 Millionen Euro; absehbar wolle man die 100-Millionen-Grenze erreichen. Die Sulo Group insgesamt erwirtschafte einen Umsatz von rund 600 Millionen Euro. Das Herforder Werk besteht seit dem Jahr 1928, feiert also in Kürze sein 100-jähriges Bestehen. Sulo Deutschland und Sulo Umwelttechnik sind den Angaben zufolge Teil der weltweit agierenden Sulo Group, die seit 2018 den französischen Investoren Latour Capital und BPI France gehören. Die Gruppe beschäftigt in 18 Ländern rund 2.300 Mitarbeitende. Hauptsitz der Gruppe ist in Paris (Colombe). Wert legt Moning zudem auf die Feststellung, dass es am Sulo-Standort in Herford eine ausgesprochen geringe Fluktuation gebe, die bei 3 bis 4 Prozent liege. Mehr als 100 Mitarbeitende seien mehr als 20 Jahre dabei, 65 Mitarbeitende sogar mindestens 30 Jahre. Rund 70 Prozent der Beschäftigten empfehlen Unternehmensangaben zufolge Sulo als attraktiven Arbeitgeber weiter. Aktuell suche das Unternehmen zehn neue Mitarbeitende sowie vier Auszubildende. Sulo setze darauf, das Abfall-Management nachhaltig weiterzuentwickeln, so Moning weiter.

Meistgelesen