Nach Messerattacke in Solingen: „Zäune beim Hoeker-Fest lösen die Probleme nicht“

Herford. Drei Tote und acht, teilweise lebensgefährlich verletzte Menschen - das ist die traurige Bilanz einer Messerattacke am Freitagabend in Solingen. Beim Stadtfest zur 650-Jahr-Feier Solingens hatte ein noch unbekannter Täter vor einer Bühne auf einem Marktplatz offenbar wahllos auf Menschen eingestochen. Zu diesem Zeitpunkt feierten Tausende Menschen in der Solinger Innenstadt die Stadtgründung Solingens. Lesen Sie auch: Noch viele offene Fragen nach Anschlag in Solingen Auch bei der Pro Herford zeigen sich die Verantwortlichen bestürzt über die Ereignisse in Solingen. &bdquo;Wir möchten unser tiefes Mitgefühl ausdrücken“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Pro Herford und der Stadt Herford. Seit drei Tagen erlebten die Herforderinnen und Herforder ein friedliches und sicheres Hoeker-Fest. In Sachen Sicherheit stehe man jederzeit in engem Kontakt mit der Ordnungsbehörde und der Polizei. &bdquo;Nach den Ereignissen der letzten Nacht in Solingen sind wir noch stärker sensibilisiert und intensivieren den Austausch mit allen Sicherheitsverantwortlichen“, heißt es in der Mitteilung. &bdquo;Wir haben ein starkes Sicherheitskonzept“ Dies ermögliche es, bei einer veränderten Sicherheitslage schnell Anpassungen des Sicherheitskonzepts vorzunehmen. &bdquo;Aus diesen Gründen möchten wir ruhig und bedacht, jedoch sensibilisiert die Veranstaltung weiterhin begleiten.“Die Sicherheit der Besucher habe immer höchste Priorität – unabhängig von anderen Ereignissen. Eine hundertprozentige Sicherheit könne jedoch niemals garantiert werden. Ähnlich sieht es auch Herfords Bürgermeister Tim Kähler, der sich auf Anfrage der Neuen Westfälischen zu den Folgen der Bluttat von Solingen äußerte. Diese Tat sei &bdquo;schrecklich“, so der SPD-Politiker. Leider müsse man feststellen, dass Fälle von Gewaltanwendung in der Gesellschaft allgemein zunähmen. Doch Kähler warnt davor, anzunehmen, &bdquo;dass selbst durch die schärfsten Sicherheitsvorkehrungen eine absolute Sicherheit entsteht“. &bdquo;Wir haben ein starkes Sicherheitskonzept“, so das Stadtoberhaupt, bezogen auf das Hoeker-Fest. Es sei ein Fest &bdquo;von Herfordern und für Herforder“. Man könne sicherlich mehr Sicherheitsmaßnahmen einführen wie mehr Polizei, mehr Ordnungskräfte und mehr Kontrollen sowie eine Einzäunung der Veranstaltungsplätze. &bdquo;Wollen wir das?“ Dies schränke die Bewegungsfreiheit der Menschen ein und verändere den Charakter des Hoeker-Festes total, so der Bürgermeister. &bdquo;Zäune beim Hoeker-Fest lösen die Probleme nicht.“ &bdquo;Für Hoeker-Fest gibt es keine Anzeichen, dass etwas passiert“ Kähler wirbt dafür, intensiver die Gründe für solche Gewalttaten zu analysieren und dann entsprechende Maßnahmen aufzusetzen, im Zuständigkeitsbereich der Jugendhilfe oder des Sozialstaats. Denn man könne die Entwicklung zu immer mehr Gewalt nicht durch mehr Polizei und mehr Ordnungskräfte beenden. Das ganze Themenfeld sei &bdquo;ein sehr komplexes Problem“. Kähler: &bdquo;Wir erleben in ganz vielen Bereichen eine Verschiebung der Grenzen.“ Auch hierüber müsse es eine noch intensivere Debatte geben. &bdquo;Unsere Gesellschaft ist eine Gesellschaft der Freiheit“, sagt Kähler. Davon sei er zutiefst überzeugt. Doch bei den Menschen im Land setze sich die stärkere Bedrohungslage in den Köpfen fest. &bdquo;Das ist nicht gut für unser Land.“ Es bestehe die Gefahr, dass sich viele im privaten Bereich einigelten. Doch es gebe für das Hoeker-Fest &bdquo;keine Anzeichen, dass etwas passiert“. Man werde, wie immer, das gesamte Konzept des Hoeker-Festes im Nachhinein auswerten und wenn nötig nachbessern. Denn: &bdquo;Öffentliche Sicherheit schafft Freiheit.“ Landrat Jürgen Müller als Chef der Kreispolizeibehörde zeiget sich &bdquo;betroffen“ über den Anschlag von Solingen. Er verwies darauf, dass für Großveranstaltungen wie das Hoeker-Fest vor Jahren ein neues Sicherheitskonzept festgelegt worden sei. Anlass sei der Terroranschlag in Nizza am 14. Juli 2016 gewesen. Damals hatte ein islamistischer Terrorist bei einem Volksfest 86 Personen ermordet und mehr als 400 Menschen zum Teil schwer verletzt, indem er mit einem Lkw in eine Menschenmenge gefahren war. Landrat begrüßt Debatte über Messer im öffentlichen Raum Die Beamtinnen und Beamten der Kreispolizeibehörde sowie der Citywache Herford arbeiteten bei Festen wie an diesem Wochenende Hand in Hand, so der Landrat auf Anfrage der Neuen Westfälischen. Die Debatte um ein mögliches Verbot des Tragens von Messern im öffentlichen Raum begrüßt Müller. Die Forderung selbst finde er &bdquo;richtig“. Allerdings fügt der Landrat hinzu: &bdquo;Die Kontrolle muss gegeben sein.“ Dafür müssten der Polizei &bdquo;die Instrumente an die Hand gegeben werden“, so der SPD-Politiker.

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