Herford in der Kita-Krise: 1,82 Millionen Euro fehlen. Jetzt muss der Stadtrat entscheiden

Herford. &bdquo;Wie viel sind der Politik die Herforder Familien wert?“ Diese Frage von DRK-Geschäftsführer Ralf Hoffmann müssen die Herforder Ratsmitglieder bald beantworten. Denn durch einen jüngst anberaumten Kita-Gipfel sind erstmals Zahlen über alle Träger hinweg berechnet worden. Das Ergebnis: Allein 1,82 Millionen Euro fehlen, um den Basisbetrieb am Laufen zu halten. 2,3 Millionen Euro sind es, will man für die eigenen Kitas Personal ausbilden. &bdquo;Basisversorgung heißt, dass nicht sofort bei einem Krankheitsausfall die Öffnungszeiten reduziert oder Gruppen geschlossen werden müssen“, erklärt Patrick Puls, Sozialdezernent der Stadt Herford. In den vergangenen Monaten hatten mehrere private Träger wie Arbeiterwohlfahrt (AWO), das Deutsche Rote Kreuz (DRK) oder die beiden Kirchen auf die sich verschärfende finanzielle Lage aufmerksam gemacht. Sie reagierten auf die steigenden Kosten mit verkürzten Öffnungszeiten in den Kitas – ein Problem für viele Familien. Sozialdezernent Puls rief daraufhin alle Träger zum Kita-Gipfel zusammen, der am Donnerstag stattfand. An dessen Ende stand fest, wie groß die Finanzierungslücke für die Stadt Herford ist. Die Lücke ist groß Das Jugendamt berechnete sie anhand der Vorgaben des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz), unter anderem mit Tabellen und Personalschlüsseln. Ralf Hoffmann erklärt, was das konkret bedeutet: &bdquo;Errechnet wurde der Bedarf, um nicht ins Minus zu rutschen.“ In den drei DRK-Kitas fehlen 133 Stunden pro Monat, das sind für ein Jahr rund 212.000 Euro oder etwa 3,5 Stellen. Und so wurde für jede der 33 Herforder Kitas in privater Trägerschaft ein Wert ermittelt, an dessen Ende die 1,82 Millionen Euro stehen. Die städtischen Kitas sind über den Haushalt der Stadt abgedeckt. Der beim Kita-Gipfel erarbeitete Plan sieht aber auch Ausbildungsplätze vor. &bdquo;Geld betreut keine Kinder“, so Hoffmann. Zwölf neue Ausbildungsplätze könnten an den Kitas eingerichtet werden. Kosten: 500.000 Euro. Für Fortbildungen sollen weitere 22.000 Euro bereitgestellt werden. Die Stadt steht bei der Betreuung jetzt laut Hoffmann und Puls an einem Scheideweg. Dass das Land mehr Geld zur Verfügung stellt, ist nicht absehbar – obwohl es zuständig wäre. Daher sehen beide jetzt die Politik am Zug. Der Stadtrat muss jetzt entscheiden, ob er dieses Geld ausgeben will. Tut er es nicht und steigen die privaten Träger aus, muss die Stadt für ausreichend Kita-Plätze sorgen. Plan für fünf Jahre gefordert Seit dem Kita-Gipfel ist klar, dass eine Finanzierung für mindestens fünf Jahre stehen muss, um das Problem nachhaltig zu lösen, inklusive Aus- und Fortbildung. &bdquo;Wir als Träger müssen uns darauf verlassen können“, betont Hoffmann. Eigentlich stünden die nächsten Haushaltsberatungen im Herbst für 2025 an. Kurzfristig kann der Stadtrat Geld über einen Nachtragshaushalt bereitstellen. Allerdings muss dafür an anderer Stelle gespart werden. Trotzdem teilt Bürgermeister Tim Kähler am Freitag mit: &bdquo;Ich verfolge die Zielsetzung, so schnell wie möglich, spätestens zum Beginn des nächsten Kitajahres, eine verbindliche Regelung für die nächsten fünf Jahre vorzulegen.“ Und weiter: &bdquo;Sollten gegebenenfalls Sondersitzungen dazu notwendig sein, werde ich dazu einladen.“ Nach der Sommerpause wolle er sagen können, wie es zur Finanzierungssicherheit für die Träger kommen könne. Dabei gehe er auch davon aus, dass für die fünf verbleibenden Monate dieses Jahres noch Finanzierungsbedarf bestehe: Das Kita-Jahr beginnt bekanntermaßen im August. Finanzstreit auf Rücken der Eltern ausgetragen? Dazu werde er Vorschläge für Einsparungen oder Einnahmesteigerungen aufbereiten lassen, um eine Gegenfinanzierung darzustellen, falls die Landesregierung keine ausreichende Finanzierung unterbreitet. Die Landesregierung als &bdquo;Verursacher der Misere“ werde er anschreiben und bei ihr darauf pochen, dass sie eine gute Finanzierung erfolge. Er gehe zum jetzigen Zeitpunkt allerdings davon aus, dass dies leider nicht passieren wird. &bdquo;Deshalb werden wir eigene Überlegungen anstellen und gegebenenfalls realisieren.“ Die zuständigen Dezernate habe er gebeten, ihm schnellstens Lösungsvorschläge zu erarbeiten, &bdquo;damit eine mittelfristige Sicherung einer qualitativ guten Betreuung der Kinder in Herford gewährleistet wird“. Zudem berate er sich mit dem Landrat und Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern im Kreis, um eine kreisweite Lösung zu finden. Herford sei eine familien- und kinderfreundliche Stadt, so Kähler. &bdquo;Es darf nicht dazu kommen, dass der Finanzstreit zwischen den Kommunen und dem Land auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen wird.“ Eltern sowie Erzieherinnen und Erzieher brauchten eine verlässliche Struktur, um zuversichtlich in die Zukunft zu sehen.

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