Dreifacher versuchter Mord in Herford: Richter schickt Autodieb in Untersuchungshaft

Herford/Bielefeld. Das Bielefelder Amtsgericht, Montag, 13. Mai, kurz nach 13 Uhr: Ein Richter unterschreibt den Haftbefehl für den 20-jährigen Autodieb, der am Sonntagnachmittag auf der Herforder Senderstraße zwei Männer schwer verletzt hatte, darunter einen Feuerwehrmann im Einsatz. Die strafrechtlichen Vorwürfe gegen den Löhner wiegen schwer: &bdquo;Der Haftrichter erließ einen Untersuchungshaftbefehl wegen versuchten Mordes in drei Fällen, in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen, wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, Diebstahls und Fahren ohne Fahrerlaubnis“, teilte die Bielefelder Polizei mit, unter deren Leitung die Mordkommission &bdquo;Sender“ ermittelt. Die Mordkommission war noch am Sonntagnachmittag gebildet worden. Erste Infos über den Zustand der Opfer Unterdessen gibt es erste Informationen über den Gesundheitszustand der beiden schwer verletzten Opfer: Bei dem Herforder Feuerwehrmann, der zuerst vom Fahrer des Nissan Cabrio erfasst worden war, besteht keine Lebensgefahr. Er befindet sich zur stationären Behandlung weiter im Krankenhaus. Bei dem schwer verletzten Vlothoer (22) kann NW-Informationen zufolge, Lebensgefahr nicht ausgeschlossen werden. Darüber hinaus wäre auch, wie jetzt bekannt wurde, ein dritter Feuerwehrmann beinahe von dem flüchtigen Löhner erfasst worden. Er konnte sich in letzter Sekunde mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit bringen. Die Tat des 20-Jährigen hat überregional - aber besonders in Herford - Betroffenheit ausgelöst. &bdquo;Die Stadt Herford wird alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um den Täter zur Verantwortung zu ziehen“, so Bürgermeister Tim Kähler nach dem Besuch am Krankenbett des Feuerwehrmanns. Die Stadt werde den Verletzten unterstützen. Es sei eine traumatische Geschichte, wenn &bdquo;man jemanden anhält und der dann sehenden Auges auf einen zufährt“. Es beginnt mit einem Bagatelleinsatz Wie Herfords Feuerwehrchef Karsten Buschmann erklärt, hatte der Kollege den Autodieb vorher noch angehalten und ihm erklärt, dass wegen des Unfalls die Strecke gesperrt ist und er nicht weiterkomme. Der Mann habe dann sein Fahrzeug gedreht, beschleunigt und dabei den Feuerwehrmann erfasst. Der Kollege habe Prellungen erlitten und derzeit starke Schmerzen an Knie, Schulter und Kopf. Weitere Untersuchungen stehen noch aus. &bdquo;Das Perfide ist ja, dass das ein Bagatelleinsatz gewesen ist: Da rechnet man nicht mit so was. Man kommt, um zu helfen, und ist nachher selber Opfer“, so Buschmann. Privater Fahndungsaufruf im Internet Der 20-jährige Löhner Autodieb, der jetzt in U-Haft sitzt, ist bisher wegen kleinerer Straftaten bei der Polizei bekannt. Den blauen Nissan 350 Z mit 280 PS hatte er nach dem bisherigen Stand einen Tag zuvor (Samstag, 11. Mai) in Vlotho bei einem Diebstahl erbeutet. Der Eigentümer – offenbar der schwerst verletzte 22-jährige Vlothoer – hatten den Sportwagen für 17.000 Euro im Internet angeboten. Der Löhner schaffte es, ihm den Wagen bei einer Probefahrt zu stehlen. Noch ist unklar, wie der Vlothoer es wiederum schaffte, selbst die Verfolgung des Täters und seines gestohlenen Wagens aufzunehmen. Zwar gibt es nicht bestätigte Informationen über einen Tracker, der den Standort des Nissan via GPS gemeldet haben soll. Darüber hinaus hatte das Opfer aber auch einen privaten Fahndungsaufruf im Internet veröffentlicht. Der inzwischen gelöschte Aufruf zeigt ein Foto des blauen Cabrios samt des mutmaßlichen Autodiebs beim Tanken. So soll die Tat abgelaufen sein Zu der Tat war es am Sonntagnachmittag kurz nach 15 Uhr auf der Senderstraße in Herford gekommen. Die Ursache des eigentlichen Einsatzes von Feuerwehr und Polizei und der Grund, warum die Strecke gesperrt war: Eine mutmaßlich stark alkoholisierte Frau (56) war mit ihrem Auto gegen einen Telefonmast gefahren. Der Nissan-Fahrer, der den Wagen einen Tag zuvor in Vlotho gestohlen hatte, rollte zunächst auf die Absperrung zu. Noch ist unklar, ob er zu diesem Zeitpunkt schon wusste, dass der Besitzer des Nissan ihm in einem brauen BMW auf den Fersen war. Mehr Fotos: Hier finden Sie einen ersten Bericht des Zwischenfalls Die Polizisten an der Absperrung erkannten aber den Wagen, so der bisherige Ermittlungsstand. Der Fahrer gab daraufhin Gas, fuhr weiter auf der gesperrten Strecke. Als ihn der Feuerwehrmann anhalten wollte, wendete der 20-Jährige, erfasste das Opfer und verletzte es schwer. Dann gab er wieder Gas und raste auf den zweiten Feuerwehrmann zu, der sich durch einen Sprung zur Seite rettete. Autodieb wurde vor Ort festgenommen Der Autodieb setzte seine Fahrt danach fort und steuerte mit hoher Geschwindigkeit, so ein Zeuge, auf den mittlerweile in der Fahrbahnmitte quer gestellten BMW zu und erfasste dabei frontal den 22-jährigen Eigentümer des Nissan, der auf der Straße stand. Der Autodieb wurde noch vor Ort festgenommen. Der 12. Mai könnte - so sich die Vorwürfe des versuchten Mordes in drei Fällen bestätigen - für lange Zeit sein letzter Tag in Freiheit gewesen sein.

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