Räumungsverkauf im Restaurant Wohnzimmer in Herford

Herford. Seit dem 31. Mai 2023 ist das &bdquo;Wohnzimmer“ an der Schillerstraße geschlossen. Es hatte Potenzial für ein Kult-Restaurant - gestaltet ganz nach den Träumen von Lars Uhlen. Doch der Gründer des Pflegedienst-Konzerns Bonitas hatte sich ohne einschlägige Erfahrung mit dem ambitionierten und groß angelegten Projekt übernommen. Das räumte er im Nachhinein mit einer Respektbezeugung an die Profis der Gastronomie ein. Corona und bauliche Verzögerungen hatten das Projekt im denkmalgeschützten Haus auch vor der Eröffnung schon gebremst. Den Rest gab dem Unternehmer wohl der Absturz einer Deckenverkleidung im laufenden Betrieb und er gab das Restaurant schließlich auf. Aus Wohnzimmer wird Arbeitszimmer Im September begann der Verkauf des reichhaltigen Inventars und der Möbel, an dem die Geschäftsführer Lars und Matthias Uhlen nicht gespart hatten. Am Samstag, 20. Januar, öffnen sie das &bdquo;Wohnzimmer“ von 9 bis 18 Uhr nun wohl ein letztes Mal, um an den Mann oder an die Frau zu bringen, was noch keinen neuen Nutzer in Gastronomie oder Privathaushalt gefunden hat. Geöffnet ist der Eingang an der Brücke. Denn der Platz wird gebraucht für die Firmen, die bisher in den Obergeschossen ihre Büros hatten. Aus Wohnzimmer wird Arbeitszimmer: Das Restaurant bauen die Uhlens zu Büroräumen um. 1.000 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung zuzüglich 600 Quadratmeter Keller. Schon jetzt ist in die Schaufenster der vielen Gästen noch als &bdquo;Schiller“ bekannten Bar der Schriftzug &bdquo;Janus“ aufgeklebt. Mit Janus vermarkten und vermieten Matthias Uhlen und René Lüke Immobilien. Weitere Unternehmen die einziehen, sind Fidelis Verwaltungsgesellschaft, Avalon Pflegeimmobilien, Camelot Generalunternehmer, Aveo-Physio GmbH und der Physiotherapeut und Coach Robin Gerdsmeier. Es entstehen 25 Arbeitsplätze. Lars Uhlen wird sein Büro direkt am Kamin einrichten, der bisher ein Blickfang im Wohnzimmer war. Die Büromöbel sind schon vorhanden, so dass aus dem Wohnzimmer nur wenige Sessel benötigt werden. Vom Inventar konnten die Uhlens bisher Stücke für rund 390.000 Euro verkaufen. Profis unter den Kunden waren etwa die neuen Betreiber der Moor-Ranch am Hücker-Moor, die laut Homepage im April wieder eröffnen soll. Rund 20 Restaurantbetreiber haben etwas gefunden, das sie brauchen können, darunter auch die Alte Schule und La Perla aus der Nachbarschaft. Lars Uhlen ist froh, dass die Gastronomen wertschätzend und ohne Schadenfreude auf ihn zugekommen sind. Alles wird korrekt abgerechnet &bdquo;Jetzt haben wir rund die Hälfte verkauft, aber noch erschreckend viele Reste“, sagt Lars Uhlen. Die sind nun zu Besichtigung und Kauf im Wohnzimmer aufgebaut, um &bdquo;Last Minute“ einen Abnehmer zu finden. Das Wort &bdquo;Flohmarkt“ schätzt Uhlen nicht, denn es gibt Verhandlungsspielraum, aber kein Feilschen um jeden Preis. Auch werden die Einkäufe korrekt mit Rechnung abgerechnet. Im Schnitt will man rund 30 Prozent vom Neupreis ablassen. Vieles ist tatsächlich noch fabrikneu. Ohnehin dürften professionelle Geräte wie Kaffeemaschinen für mehrere Tausend Euro kein Schnäppchen-Publikum locken. Schnäppchen gibt es dennoch, denn Inventar wie Gläser, Küchenutensilien wie Suppenkellen, Stoffservietten oder Berufskleidung wird auch einzeln verkauft. Kücheneinrichtung für sechsstelligen Betrag Für einen sechsstelligen Betrag zu verkaufen ist auch die auf 100 Quadratmetern aufgestellte Kücheneinrichtung aus Edelstahl, die einmal 800.000 Euro gekostet hat. Es hat sich herausgestellt, dass selbst ein Sternekoch sie gerne genommen hätte, aber in den meisten Restaurants und auch in seinem nicht der Platz dafür ist. Zwar wird ein großer Smoker-Grill in Zukunft am Hücker-Moor räuchern, doch hat sich für einen professionellen Allesschneider noch kein Käufer gefunden. Weggegangen sind auch die Spülstraße aus der Spülküche und die Konvektomat-Backöfen. Bis auf wenige Flaschen verkauft sind die Getränke. Guten Absatz fanden die Lautsprecherboxen und die Beleuchtung der Bühne. Telefone mit Wählscheibe Für die Telefone mit Wählscheibe im Retrostyle, mit denen man von Tisch zu Tisch telefonieren konnte, verlangen die Uhlens nur 50 statt 300 Euro. Sie lassen sich offenbar auch am privaten Hausanschluss verwenden, läuten aber nicht, sondern leuchten nur auf, wenn jemand anruft. Wer dennoch die 50er-Jahre-Anmutung schätzt, der kann sich gleich einen ausladenden Ledersessel im englischen Stil dazu kaufen, um entspannt zu telefonieren.

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