Lange Wartezeiten auf Therapien: Jugend-Krisentelefon im Kreis Herford braucht Unterstützung

Kreis Herford. Kriege, Pandemie, Inflation - die Welt ist gebeutelt von Krisen. Doch dass diese großen Krisen häufig auch kleinere, private Schicksale nach sich ziehen, bleibt nur allzu oft im Verborgenen. Doch an einer Stelle zeigt sich nun ganz deutlich, wie eine spezielle Gruppe im Kreis Herford unter den Spätfolgen von Corona zu leiden hat: die Kinder und Jugendlichen. Besonders die Zeiten der Lockdowns, in denen sie isoliert waren, sich nicht treffen und austauschen konnten und auf sich selbst zurückgeworfen waren, haben offenbar Folgen. Das ist wohl einer der Gründe dafür, dass beim Kinder- und Jugend-Krisentelefon des Deutschen Kinderschutzbundes, Ortsgruppe Herford, seit rund zwei Jahren stark gestiegene Anrufzahlen verzeichnet werden. Bereits zu Beginn des Jahres 2023 war das aufgefallen, und der Kreis Herford hatte seinen Zuschuss von gut 3.000 Euro auf 6.000 Euro erhöht. Jetzt soll noch mehr Geld vom Kreis fließen. Nachfrage steigt - entgegen den Erwartungen - immer weiter &bdquo;Wir hatten eigentlich gedacht, dass sich der Bedarf jetzt, nach der Corona-Pandemie, wieder reguliert und die Anrufzahlen langsam wieder zurückgehen. Doch dem ist nicht so“, berichtete Dominik Klostermeyer vom Stabsbereich Sozialplanung des Kreises Herford jetzt im Jugendhilfeausschuss des Kreises. Entgegen der Erwartung sei der Bedarf an telefonischer Beratung in diesem Jahr noch weiter gestiegen. &bdquo;Hinzu kommt, dass auch die Dauer und die Intensität der einzelnen Telefonate zugenommen hat. Einzelne Gespräche von 60 Minuten sind heute keine Seltenheit mehr“, so Klostermeyer weiter. Neben den Spätfolgen der Corona-Pandemie an sich seien vermutlich auch lange Wartezeiten im Bereich der psychosozialen Beratungs- und Therapieangebote ein weiterer Grund für die bis heute stetig steigende Nachfrage. Das Kinder- und Jugendtelefon &bdquo;Nummer gegen Kummer“ gibt es bereits seit 1994 in Herford. Die Ortsgruppe des Deutschen Kinderschutzbundes richtete es ein, um eine niedrigschwellige Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen zu bieten. Das Team besteht bislang aus Ehrenamtlichen, die zuvor eine Ausbildung durchlaufen und die sich dann bemühen, &bdquo;den Kindern und Jugendlichen im Gespräch eine Klärung ihrer eigenen Gefühle, Wünsche und Vorstellungen zu ermöglichen und sie dadurch in die Lage zu versetzen, selbst eine für sie gute Lösung zu finden“, so die Beschreibung der Arbeit in der Vorlage zum Jugendhilfeausschuss. Sicherstellung des dringend benötigten Beratungsangebotes Mit der gestiegenen Nachfrage sind auch die Anforderungen bezüglich der Koordination des Angebotes gestiegen. Das habe dazu geführt, dass eine ehrenamtliche Wahrnehmung dieser Aufgabe nicht länger möglich gewesen sei, heißt es in der Vorlage weiter. Deshalb sei nach dem Ausscheiden des bisherigen Stelleninhabers eine sozialpädagogische Fachkraft für zehn Stunden pro Woche als hauptamtliche Koordinatorin vom Kinderschutzbund eingestellt worden. &bdquo;Eine langfristige Finanzierung der hauptamtlichen Koordinatorin ist dem Kinderschutzbund aus eigenen Mitteln allerdings nicht möglich“, erklärte Klostermeyer. &bdquo;Zur Sicherstellung des wichtigen Beratungsangebotes beantragt der Kinderschutzbund deshalb eine Erhöhung des Kreiszuschusses auf maximal 12.000 Euro pro Jahr.“ Dieser Zuschuss sei als so genannte Fehlbedarfsfinanzierung angedacht, das heißt, dass nur diejenigen Kosten - bis zu einem Maximalbetrag von 12.000 Euro jährlich - abgedeckt werden, die vom Antragsteller nicht erwirtschaftet oder in anderer Form, zum Beispiel durch andere Zuschüsse, erzielt werden können. Die Mitglieder des Jungendhilfeausschusses im Kreis stimmten dem Beschlussvorschlag zur Erhöhung des Zuschusses einstimmig zu. Die notwendigen Mittel sollen im Entwurf des Haushalts 2024/25 sowie auch in der mittelfristigen Haushaltsplanung vorgesehen werden.

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