Gradlinig in Weiß: So wohnt eine Architekturstudentin in Herford

Herford. Katrin Deutsch und ihr Freund Cornelius Korff haben eine lichtdurchflutete Wohnung an der Hansastraße 58. Die Sprossenfenster ihrer Zimmer im denkmalgeschützten Altbau gehen zwar nach Norden. "Aber wenn die Sonne scheint, reflektiert der Bugatti-Bau von gegenüber das Licht und bei uns wird es schön hell. Gestern gab es einen Sonnenuntergang hinter unserem Haus. Wir konnten die Farben wunderschön beobachten in den Spiegelungen von Bugatti", schwärmt die 25-Jährige. Das helle Ambiente liegt auch an den weißen Vorhängen und den hellen Möbeln in den Räumen. Katrin Deutsch hat ein Händchen dafür. Sie studiert im dritten Semester Innenarchitektur in Detmold. Ihre Eltern sind Spätaussiedler aus Russland und kamen 2001 über eine Zwischenstation in Thüringen, wo Katrin 1998 geboren wurde, nach Herford. In der Nordstadt wohnten da schon Verwandte und auch Katrin verbrachte ihre Kindheit in einem Mehrfamilienhaus der Wohn- und Wirtschafts-Service (WWS) im Herforder Norden. "Das ist vielleicht nicht die schönste Gegend, aber als Kind habe ich mich da nie unsicher gefühlt. Ich habe sehr schöne Erinnerungen daran. Meine Oma will da auf keinen Fall weg. Die hat da ihre Läden, ihre Apotheke und ihre Freundinnen, der würde es das Herz brechen." Ausbildung als Immobilienkauffrau bei der WWS Als Katrin Deutsch in die Kita kam, sprach sie erst kein Deutsch, "dann von jetzt auf gleich nur noch". Sie besuchte die Grundschule Landsberger Straße und machte am Friedrichs-Gymnasium ihr Abitur. "Kunst war schon da immer meine Stärke", weiß sie. Doch beruflich wollte sie zunächst auf einem soliden Fundament stehen. Die Mutter war Reinigungskraft bei der WWS und Katrin hat sich dort erfolgreich für eine Ausbildung zur Immobilienkauffrau beworben. "Das war eine super Ausbildung", ist sie dankbar für die Zeit. "Die Kolleginnen und Kollegen sind den Mietern sehr zugewandt. Das war alles andere als eine trockene Ausbildung." Ein weiteres Jahr konnte sie bei der WWS arbeiten, dann wechselte sie zu einer Genossenschaft in Bielefeld. Sie merkte hier, dass der Job sie nicht ausfüllt, und der Wunsch nach Kreativität blieb unerfüllt. Das Künstlerische kommt nun im Studium zu seinem Recht. Gleichzeitig arbeitet sie als Aushilfe im Event-Team des Museums Marta. Ein glückliche Fügung, denn hier lernt sie Künstler und ihre Arbeit kennen, nimmt regelmäßig an den Architekturgesprächen teil und "fühlt sich sehr wertgeschätzt". Im Erker ein kleines Atelier fürs Studium eingerichtet Im Dezember letzten Jahres ist die junge Frau mit ihrem Freund in diese erste gemeinsame Wohnung gezogen, die sie bei der WWS in einem für die Gesellschaft ungewöhnlichen Haus bekommen haben. Es sind "bezahlbare 61 Quadratmeter". "Das war ein großes Glück", sagt sie. "Ich mag hohe Zimmerdecken." Mit Cornelius zusammen hat sie schon Abitur gemacht. Der 24-Jährige hat eine Ausbildung zum Elektriker gemacht und geht im November in die Meisterschule. Die unmöblierte gemietete Wohnung besteht aus Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad. "Sie war schon renoviert mit Holzfußboden und frisch tapezierten weißen Wänden", berichtet Katrin Deutsch. "Ich habe mir gleich im Erker ein kleines Atelier fürs Studium eingerichtet." Am Arbeitstisch kann sie Modelle bauen und Räume gestalten. "Die Möbel haben wir Stück für Stück gekauft und sind immer auf Schnäppchenjagd gegangen", sagt die Studentin. Nur das Sofa kam neu aus einem schwedischen Möbelhaus - nach einer kleinen Diskussion, ob der Bezug nicht zu empfindlich wäre. Mit Blaumann kann man da nach der Arbeit nicht gleich Platz nehmen. Schön eingerichtete Wohnungen sind leichter zu vermarkten "Ich brauche es hell, sauber und ordentlich und mag es schon von zu Hause nicht, wenn viel herumliegt", sagt sie. Da trifft es sich gut, dass sie gerne putzt. Es stört sie auch nicht, dass sie und Cornelius beim Kochen die klassische Rollenverteilung haben: "Ich koche auch gern in unserer kleinen Küche." Die Wohnung ist klein, "aber es wird ja nicht unsere letzte sein". Wie und wo die nächste Wohnung sein wird? "Wir müssen sehen, wo es uns beruflich hin verschlägt", sagt Katrin Deutsch. Sie kann sich neben der Tätigkeit als Innenarchitektin auch eine Arbeit im Ausstellungsdesign vorstellen oder im "Home Staging". Das ist das geschmackvolle, vorübergehende Einrichten einer leeren Wohnung, um sie besser vermarkten zu können. "Ich bin total offen für das was kommt", sagt sie. "Ich bleibe in jedem Fall gern in der Nähe der Familie und Cornelius ist auch ein Familienmensch."

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