So wohnt eine Familie auf ihrem Weihnachtsbaum-Hof in Herford

Herford. Die Herforder kennen Siekmanns Hof in Falkendiek als Weihnachtswunderland. Der Hof gehört Familie Moerkerk und die handelt seit Jahrzehnten mit selbst gezogenen Tannen. Das über 100 Jahre alte Backsteinhaus ist in der Adventszeit umgeben von hunderten Nordmanntannen, unter denen Familien im Schein der Lichterketten ihr Lieblingsexemplar aussuchen. Hier wohnen drei Generationen unter einem Dach: Die Firmengründer Elke und Arie Moerkerk und der heutige Chef Till Moerkerk mit seiner Frau Annika und ihren Söhnen Wim und Floris. Obendrein wohnt im Fachwerkhaus nebenan Tills Bruder Jan mit Familie. Annika und Till leben mit Wim (4) und Floris (11 Monate) auf rund 300 Quadratmetern im Obergeschoss und unterm Dach. "Der Platz ist da", sagt Till Moerkerk. "Das Haus ist mit Lehm- und Strohdecken so hellhörig und verschachtelt, da kann nur zusammenleben, wer zur Familie gehört." Die Großeltern freuen sich, dass über ihnen die Enkelkinder toben. Das alte Haus ist hellhörig Annika ist nur zwei Straßen weiter aufgewachsen und kennt Till aus der Schule. "Da habe ich sie noch nicht so gemocht", flachst Till Moerkerk. Gefunkt hat es erst 2009. Wann Annika zu ihrem Liebsten gezogen ist? Das ist schwer zu datieren und war wohl ein schleichender Prozess. Die gemeinsame Wohnung haben sie 2019 modernisiert. 2021 haben sie geheiratet. Senior Arie Moerkerk ist Holländer und die leben in aller Regel in kleineren Wohnungen als ihre deutschen Nachbarn. "So eng möchte ich nicht wohnen", sagt Till Moerkerk, der sowohl verwandtschaftliche wie auch geschäftliche Beziehungen in die Niederlande hat. Er freut sich, dass viel Platz ist, wenn Freunde und Verwandte kommen, etwa zum Kindergeburtstag von Wim Ende August. Auch in der Coronazeit musste man sich auf dem Hof kaum einschränken. Die historischen Fenster wieder eingesetzt Arie und Elke Moerkerk haben Siekmanns Hof 1990 vom Vorbesitzer Siekmann-Wetehof gekauft und sind 1992 eingezogen. Schon in den 1980er Jahren hatten sie den Pferdestall und das Fachwerkhaus erworben. Sie gaben dem 1914 an den älteren Fachwerkbauernhof gebauten Backsteingebäude sein Gesicht zurück, als sie die irgendwann eingebauten modernen Fenster wieder durch auf dem Dachboden noch erhaltenen Sprossenfenster ersetzten. Sie begannen hier auch, ihren 1978 begonnen Tannenbaumverkauf jetzt ab Hof fortzusetzen. Auch in der Wohnung von Annika und Till Moerkerk mischen sich durch die alten Fenster, die Original-Wohnungstüren, aktuelle und historische Möbel Vergangenheit und Gegenwart. So ergänzen sich Sofaecke und alte Kommode. Der große Esstisch ist aus massiver Eiche mit Untergestell aus Stahl. Es überwiegt aber ein modernes Ambiente. Wer zu Besuch kommt, muss aufpassen, dass er nicht auf Spielsachen tritt. Die Ordnung ist den Aktivitäten der Kinder untergeordnet. Wim hatte eine ganze Sammlung von Traktoren und landwirtschaftlichem Gerät, für das sich auch schon der kleine Bruder interessiert. Für den Vierjährigen ist es natürlich das Größte, im großen Traktor mitzufahren - besonders, wenn es mal ausnahmsweise damit zum Kindergarten geht. Eine Woche Skiurlaub im Jahr muss sein So schön ein großer Hof ist, er verursacht hohe Kosten. Und: "Drei Wochen Urlaub, das kannste vergessen, es ist immer zu viel zu tun. Außerdem sind wir viel in der Umgebung mit Freunden verabredet", sagt Till Moerkerk. Nur eine Woche Skiurlaub nach dem Weihnachtstrubel muss drin sein. Auch wenn die Moerkerks keinen klassischen Bauernhof betreiben, ist es doch für die Kinder wie Urlaub auf dem Bauernhof. Denn es gibt Pferde, Schafe, Hunde, Hühner, eine Katze und einen Esel ("eine Schnapsidee"). Wim Lieblingspferd ist Lou Bega. Das hat er auch als Kuscheltier. Wenn nicht gerade Vorweihnachtszeit ist, spielt sich die Arbeit weniger auf dem Hof als auf den in der Region verteilten Plantagen und in der Versandhalle mit Büro in Kirchlengern ab. Hier hat auch Bruder Jan seinen ebenfalls 2012 von den Eltern übernommenen Blumengroßhandel, in dem Till regelmäßig schon morgens um 2 oder 3 Uhr mithilft. Beschneiden von Bäumen ist eine Geduldsprobe Annika Moerkerk ist Kindheitspädagogin und hat lange Zeit Wohngruppen betreut. "Ich lasse die Anstellung ruhen und arbeite mich ins Weihnachtsbaumgeschäft ein", sagt sie. Ihr Job im Betrieb sind Büro, die Auszeichnung und das Beschneiden von Bäumen. Dafür hat sie mehr Geduld als ihr Mann. Neuerdings ziehen die Moerkerks als Zwischenfrucht zu Nordmanntannen auf vier Hektar Sonnenblumen für den Fachhandel. Dank einer bestimmten Sorte aus Holland sollen sie als Schnittblumen besonders haltbar sein. Die gemeinsamen Mahlzeiten sind nach erster getaner Arbeit ein Frühstück um neun Uhr morgens und ein warmes Abendbrot. Jeden Sonntag kocht Annika in der modernen Einbauküche ein klassisches Sonntagsessen. In der dunklen Jahreszeit brennt täglich ein moderner Kamin und verbreitet gemütliche Wärme. Alle bisher erschienen Teile der Serie "So wohnt Herford" finden Sie hier.

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