Herford ans Wasser: Mit dem neuen Projekt wird die Aa für die Bürger leichter zugänglich

Herford. Herford hat etwas, wovon andere Städte träumen: Wasser. Gleich zwei Flüsse schlängeln sich durch die Innenstadt und die angrenzenden Ortschaften. Die Aa und die Werre prägen die Hansestadt seit Jahrzehnten - doch richtig erreichbar und erlebbar sind die Flüsse nur an ganz wenigen Stellen. Diese städtebauliche Qualität ist aber von großem Wert. Unter dem Motto "Herford ans Wasser" sollen die Flussläufe erlebbar gemacht werden. Einen entsprechenden Wettbewerb gab es bereits und auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) sind Ideen dazu formuliert. Wo stehen wir jetzt Jahre später? Vor sechs Jahren gab es einen nichtoffenen Wettbewerb zur Umgestaltung und städtebaulichen Einbindung der Aa. Gewonnen hat 2017 der Entwurf von Kortemeier Brokmann Landschaftsarchitekten. Das Herforder Unternehmen, das auch einen Sitz in Osnabrück hat, hat mit dem Titel "Das Lächeln der Aa" eine neue Freiraumspange zwischen dem Wallabschnitt Unter den Linden im Süden sowie dem Steintorwall im Norden geschaffen. Die Aa soll ein neues Gesicht bekommen Der Entwurf sieht vor, vor dem Capitol-Kino und dem Sparkassengebäude über Stufen ganz nah an die Aa heranzukommen. Unter der Radewiger Brücke sollen Fußgänger hindurchlaufen können. Mit dieser Promenade sollen der Teil des Flusses vom Stadtgraben bis zur Bäckerstraße, der natürlich geprägt sein soll, und die städtisch-steinerne Seite Richtung Sparkasse miteinander verbunden werden. Eine weitere Idee, die jetzt laut Bürgermeister Tim Kähler geprüft werden soll, ist eine Surferwelle am Stadtgraben-Wehr. Mit der Prüfung soll geklärt werden, ob und wo Fluss-Surfen möglich sein könnte. "Die Aa biete sich hier an", sagt Beigeordneter Peter Maria Böhm. Denn am Bergertor-Wehr seien die Pläne zum Umbau schon weit fortgeschritten. Ob mit oder ohne Surfer-Welle - mit der Umsetzung des Entwurfs der Herforder Architekten würde die Aa ein völlig neues Gesicht bekommen. Wer heute von der Radewiger Brücke auf den Fluss blickt, sieht ihn eingezwängt in ein Betonkorsett, ans Wasser kommt hier keiner. "Wasser haben wir, es sollte aber leichter erreichbar sein", sagt Böhm. Für den Entwurf hat das Unternehmen ein Preisgeld von 36.500 Euro bekommen. Der zweite Preis ist eine Anerkennung in Höhe von 7.000 Euro für "wbp Landschaftsarchitekten GmbH". Beide Preise sind schon bezahlt worden, teilt Stadtsprecherin Susanne Körner auf Nachfrage der NW mit: "Die Preisgelder setzen sich aus städtischen Mitteln sowie aus Fördergeldern des Landes zusammen." Der Siegerentwurf werde in die spätere Umsetzung miteinbezogen, "der Folgeauftrag an das Büro ist bereits erteilt", so Körner. Das Preisgeld werde entsprechend verrechnet. Es werde noch Jahre dauern, bis es wirklich los geht Die Neugestaltung am Radewiger Wehr taucht auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzept auf. Das ISEK II, dass die Stadt Herford im September 2022 vorgestellt hat, schafft die Voraussetzung dafür, dass es für Baumaßnahmen Fördergelder gibt, erklärt Böhm. Unter dem Oberbegriff "Herford im Grünen" sind Projekte rund um die Gewässer und Grünflächen enthalten wie etwa die Umgestaltung der Werregärten. Als dritter Punkt ist im ISEK II die Belebung der Aa an der Radewiger Brücke aufgelistet. "Wir sind zuversichtlich, dass es so kommt", sagt Böhm. Doch eine Zustimmung gebe es noch nicht. "Erst muss die Bezirksregierung Detmold grünes Licht für das ISEK II geben, dann gilt es, für jede Maßnahme einzeln eine Förderung zu beantragen", skizziert Böhm den Weg. Das werde noch dauern. Mit einer Zustimmung aus Detmold rechnet Böhm frühestens im nächsten Jahr. "Man kann davon ausgehen, dass es noch Jahre dauern wird, bis es wirklich los geht." So war es auch beim Archäologischen Fenster. 2016 sind die Pläne für ein Museum zerschlagen worden, die Exponate sollen den Bürgern und Besuchern der Stadt dennoch zugänglich gemacht werden. Das Konzept des Archäologischen Fensters wurde geboren. Im Artikel hieß es, dass nach der Bewilligung der Mittel schon im nächsten Jahr mit dem Bau begonnen werden könne. Doch weit gefehlt: Am 21. Juli 2023 - sieben Jahre später - erfolgte der erste Spatenstich. Rund 7 Millionen Euro soll das Projekt kosten Ob ihn solch eine lange Warte- und Vorbereitungszeit auf Projekte nicht missmutig stimmt? "Nein", sagt Böhm und weiter: "Man muss die Ruhe haben. Projekte dauern lange, bis sie wirklich umgesetzt sind." Unter zehn Jahren sei kaum realistisch. Böhm: "Es ist nur schwierig, das dem Bürger zu erklären." Denn der muss sich weiterhin gedulden, bis er die Füße mitten in der Innenstadt in die Aa tauchen kann. Der Zeitplan sieht vor, dass mit den vorbereitenden Arbeiten zur Flussgestaltung 2024 bis 2026 begonnen werden soll. Das werde sich kaum halten lassen, da ein Fördermittelantrag allein schon Monate dauert und die Zustimmung der Bezirksregierung noch aussteht. Wasserbauliche Maßnahmen sollen sich bis 2028 anschließen. Wann die Freianlagen wie die Sitzfläche gestaltet werden, ist im ISEK II nicht hinterlegt. Dafür aber die möglichen Kosten. Hier wird von 1.175.000 Euro ausgegangen. Insgesamt soll die Maßnahme fast 7 Millionen Euro kosten.

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